Wasserpfote schlug die Augen auf. Mondpfote stand über ihr. »Komm, wir müssen weiter«, sagte sie. »Lass mich noch kurz richtig wach werden, ja?«, antwortete Wasserpfote verschlafen und blickte sich um. Sie war in der Höhle, in der sie letzte Nacht Schutz gesucht hatten. Ein schmaler Streifen Sonnenlicht fiel durch den Eingang.
Sie stand auf und leckte sich schnell über die Brust. Sie schienen Glück zu haben, denn die Höhle hatte anscheinend keine unangenehmen Bewohner.
»Wasserpfote? Komm Mal her!« Wasserpfote blickte sich abermals um. Sie konnte Mondpfote nicht sehen, doch ihre Stimme kam aus den Tiefen der Höhle. Sie lief darauf zu und konnte kurz darauf Mondpfote's Umrisse in der Dunkelheit ausmachen. »Was ist?«
Mondpfote drehte sich zu ihr um. »Also, ich weiß ja nicht, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich keine sonderlich große Lust, mich wieder auf den Pfad zu begeben und bei jedem Pfotenschritt fast in die Tiefe fallen zu können«. Ihre dunkelblauen Augen starrten sie aus der Dunkelheit an. Wasserpfote starrte zurück. Wollte sie etwa hierbleiben? Hatte sie sich damit abgefunden, nie wieder zurückzukehren? Sie hatte das auf jeden Fall nicht! »Ja und?«, antwortete Wasserpfote schließlich. »Wir müssen weiter oder wir kommen nie wieder nach Hause«.
Ihre Schwester sah sie eindringlich an. »Glaubst du etwa, ich habe schon aufgegeben? Niemals! Ich wollte nur sagen, dass die Höhle hier hinten steiler wird. Vielleicht geht die Höhle auch nach oben und wir müssen nicht am Berg entlangklettern«. Was hatte sie eigentlich geglaubt? Dass Mondpfote aufgegeben hätte? Ja, das hatte sie geglaubt. Und jetzt, wo sie darüber nachdachte, war Mondpfote eine der mutigsten Katzen die sie kannte.
»Ich habe nur Angst, dass es oben keinen Ausgang gibt«. Damit sprach ihre Schwester genau das aus, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war. Aber wenn sie an den Pfad dachte, an die spitzen Felsen unter ihnen, die kleinen Lücken, durch die man durchfallen konnte... »Lass es uns versuchen. Wenn nicht, drehen wir halt wieder um«.
So drangen die beiden Geschwister in die Höhle vor, bis sie schließlich gar nichts mehr erkennen konnten außer unendlich weiter Schwärze. Der Gang, in dem sie sich nun befanden, stieg immer höher, doch einen Ausgang schien es nicht zu geben. Zudem war es hier unten auch noch ziemlich kalt und Wasserpfote plusterte zitternd ihr Fell auf. »Ich sehe gar nichts mehr. Wo bist du?« Ihr Stimme hallte an den Felswänden wieder.
»Ich bin hier, vor dir. Am besten, du hälst dich an meinem Schwanz fest, so können wir uns nicht verlieren«, kam die Antwort von Mondpfote. Wasserpfote brauchte etwas, um ihren Schwanz zu finden. Schließlich hielt sie sich sachte mit ihrem Maul daran fest und sie gingen weiter.
Mittlerweile wusste Wasserpfote gar nicht mehr wo sie waren und die vielen Seitengänge machten das auch nicht besser. Es gab einen Hauptgang, den, den sie entlangliefen, dennoch hatte Wasserpfote das Gefühl, sie würden sich verirren, würden sie umkehren.
Sie kamen nur sehr langsam voran, da sie nirgends gegenstoßen wollten. Wasserpfote hielt sich immer an Mondpfote und Mondpfote fand sich gut mit ihren Schnurhaaren zurecht. Der Gang wurde nun noch steiler und bald kamen sie noch langsamer voran, da sie darauf achten mussten, nicht wieder hinunter zu rutschen.
»Wollen wir vielleicht Mal eine kleine Pause machen?«, keuchte Wasserpfote schließlich durch das Fell auf Mondpfote's Schwanz hindurch. »Ich kann nicht mehr«. Die undurchdringliche Dunkelheit machte alles nur noch schlimmer. Wasserpfote wollte wieder Tageslicht sehen.
»Nein, wenn wir jetzt eine Pause machen, verliere ich die Orientierung. Wir müssen noch weiter - ein kleines Stück noch«. Wasserpfote hörte, wie erschöpft Mondpfote war. Sie stöhnte, packte den Schwanz etwas fester und lief weiter.
»Ich sehe was - Licht!« Wasserpfote zitterte vor Anstrengung und Erschöpfung. Sie war so erleichtert über den möglichen Ausgang, den ihre Schwester entdeckt hatte, dass sie einen Luftsprung hätte machen können. Doch sie tat es nicht. Sie hatte Angst, Mondpfote's Schwanz zu verlieren oder gegen die Decke zu stoßen. Außerdem hätte sie dafür eh keine Kraft mehr gehabt.
Nun musste Wasserpfote sich beeilen, Mondpfote zog das Tempo an. Das grelle Licht traf nun auch auf Wasserpfote's Augen. Doch es war kein Sonnenlicht. Es war nicht so gelblich weiß, es war mehr ein dunkles Schimmern.
Der Gang wurde eben, endlich konnten sie wieder normal laufen. Doch Wasserpfote legte sich auf den Boden, ihr Flanken bebten. Sie waren die ganze Zeit gelaufen, den Gang der Höhle hinauf. Wasserpfote hatte das Zeitgefühl verloren, doch sie hätte schwören können, dass es mindestens drei Tage gewesen waren. Und dazu war ihr Magen auch noch so leer, dass sie sich fast übergeben musste. »Ich kann nicht mehr«, stieß hervor.
Mondpfote blieb stehen, setzte sich jedoch nicht zu ihr. Ihr Atem ging flach, ihr Augen waren stumpf. Doch sie sah sie an. »Wir dürfen jetzt nicht halt machen. Dort vorne ist Licht, Wasserpfote, Licht. Ich bin auch müde, aber ich möchte nicht hier schlafen. Komm schon, nur noch ein kleines Stück«. Ihre sanfte Schnauze schob sich unter Wasserpfote's Körper. Stöhnend und ächzend stand sie wieder auf. Sie stützten sich gegenseitig und liefen auf das Licht zu. Doch je näher sie dem Licht kamen, desto mehr hatte Wasserpfote das Gefühl, dass das kein Tageslicht war.
Endlich. Sie schleppten sich durch einen niedrigen Durchgang und waren nun bei der Quelle des seltsamen Lichts angelangt. Nebeneinander sackten sie auf dem Boden zusammen und bevor Wasserpfote etwas dagegen unternehmen konnte wurde ihr vor Erschöpfung schwarz vor Augen.
Als sie wieder zu sich kam, sah sie, dass sie noch nicht dort angelangt waren, wohin sie gewollt hatten. Sie waren noch nicht draußen. Das Licht allerdings schon. In der Mitte der Höhle, in der sie sich nun befanden, war ein großes Loch. Und durch dieses Loch strahlte helles, klares Sternenlicht. Es war Nacht.
Wasserpfote füllte ihre Lungen mit der klaren Luft. Es war wunderbar angenehm. Außerdem konnte sie nun endlich wieder etwas erkennen. Etwas anderes als endlose Dunkelheit und ab und zu Mal das dunkelblaue Augenpaar Mondpfote's.
Sie sah an ihre Seite. Mondpfote schlief noch - oder war ohnmächtig, Wasserpfote konnte es nicht sagen. Sie betete den Sternenclan an, dass es ihr gut ging, legte den Kopf erneut auf die Pfoten und schloss die Augen.
Fast sofort schlug sie sie wieder auf. Doch sie war nicht mehr in der Höhle. Sie stand neben Mondpfote auf einem Berg und als sie hinuntersah, konnte sie ganz klein den Zweibeinerort erkennen. Sie standen auf dem Berg.
Sie drehte sich um, Mondpfote folgte ihrem Beispiel. Tausende Sternenclankatzen saßen um sie herum, ihre Stimmen vereinten sich zu einer:
»Gebt nicht auf, die Clans brauchen euch. Folgt eurer Bestimmung«.
Wasserpfote besah sich noch einmal die Katzen. Sie erkannte Windflug, Glutjunges sah sie mit großen Augen an. Plötzlich blieb ihr Blick an einem bekannten, blaugrauen Pelz hängen. An einem zu bekannten.
Seewind war im Sternenclan.
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Warrior Cats - heißes Feuer BAND 1
Fanfic»Doch die Glut wird wieder aufflammen und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen«. Was hat das zu bedeuten? - Wasserpfote ist endlich Schülerin! Sie kann es kaum e...