Kapitel 16

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Wasserpfote schlug die Augen auf. Langsam setzte sie sich auf und ging aus dem Bau zum Frischbeutehaufen. Ihr Magen knurrte. Der Beutehaufen war nicht ganz so gut gefüllt, man merkte, dass die Blattleere nahte. Sie nahm sich einen lecker aussehenden Fisch und aß ihn auf. Dann stand sie auf und schüttelte sich den Pelz.

»Wasserpfote!« Sie sah sich um und entdeckte Mondpfote, die auf sie zu gerannt kam. »Wollen wir jagen gehen?« »Klar, gerne doch«. Zusammen verließen die zwei Geschwister das Lager. Sie musste etwas suchen, dann konnte Wasserpfote auch schon den Geruch einer Maus wahrnehmen. Sie ließ sich langsam in die Jagdkauerstellund fallen und schlich sich an. Die Maus war mit einem Samen beschäftigt. Perfekt. Sie leckte sich die Lippen und sprang ab. Schon nagelte sie die Maus am Boden fest und versetzte ihr den tödlichen Biss. Kurz darauf vergrub sie ihre Beute und machte sich auf die Suche nach weiterer.

Wasserpfote schlich sich gerade an ein Eichhörnchen an, als ein rotes Blitzen im Gebüsch gegenüber sie ablenkte. Sie trat auf einen Stock und das Eichhörnchen flüchtet einen Baum hinauf. Vielleicht Funkenfeuer? Verunsichert tat sie einen Schritt vorwärts. Gelbe Augen blitzten sie aus dem Gebüsch heraus an.

Erschrocken stolperte Wasserpfote rückwärts. Ein Fuchs! Der Fuchs sprang aus dem Gebüsch und knurrte sie mit hochgezogenen Lefzen an. Wasserpfote fuhr ihre Krallen aus. Wie sollte sie es nur mit einem ausgewachsenen Fuchs aufnehmen?

Bevor sie noch etwas weiteres tun konnte, griff der Fuchs auch schon an. Er sprang vorwärts und drückte sie zu Boden. Das Blut rauschte in Wasserpfotes Ohren. Was jetzt?

Sie nahm ihre Hinterbeine und bearbeitete den freien Bauch des Fuchses. Dieser sprang jaulend von ihr herunter und sie sprang schnell wieder auf. Sie bäumte sich auf und wollte dem Fuchs die Krallen über das Gesicht ziehen, doch dieser duckte sich weg und schnappte nach ihren Vorderbeinen. Wasserpfote jaulte auf. Sie machte sich klein und huschte durch die Beine des Fuchses auf die andere Seite, wo sie ihm kräftig in den Schwanz biss. Der Fuchs schoss herum und seine Schnauze erwischte sie hart am Ohr. Sie taumelte zurück. Diese kurze Phase, in der Wasserpfote nicht aufpasste, nutzte der Fuchs gleiche aus. Er sprang auf sie zu und nagelte sie am Boden fest. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, nun war es endgültig aus.

Die Schnauze des Fuchses senkte sich nun herab zu ihrer Kehle. Bitte, Sternenclan! Verzweifelt versuchte sie, sich frei zu strampeln, doch der Fuchs hatte sie fest im Griff.

Plötzlich schwand das Gewicht des Fuchses und Wasserpfote rappelte sich benommen auf. Mondpfote stand nun dem Fuchs gegenüber. Sie machte einen geschickten Haken und schaffte es, dem Fuchs eins über die Schnauze zu ziehen. Plötzlich brach Dachspelz aus dem Gebüsch. Er biss dem Fuchs kräftig in den Schwanz und zerfledderte seine Flanke. Der Fuchs jaulte auf und fuhr herum, doch Dachspelz war schon auf die andere Seite geschlüpfte und bearbeitete nun die andere Seite des Fuchses. Dieser jaulte wütend auf und floh.

Dachspelz wandt sich den beiden Geschwistern zu. »Geht sofort zurück ins Lager und lasst euere Wunden von Kräuselwind untersuchen. Und keine Wiederrede!«, fügte er hinzu, als Wasserpfote das Maul öffnete.

Leicht humpelnd machte sich Wasserpfote auf den Weg. Mondpfote sah sie besorgt an. »Es geht schon«, miaute sie.

Sie kamen im Lager an und Mondpfote führte sie direkt zu Kräuselwind. Dann ging sie aus dem Bau um Finkenstern zu berichten, was geschehen war. Wasserpfote ließ sich in ein Nest fallen und Kräuselwind untersuchte ihre Wunden.

»Mmhh, da hast du noch einmal Glück gehabt. Stachelpfote, hol Ringelblume«.

Kurz darauf waren Wasserpfotes Wunden versorgt und sie ließ sich seufzend in ihr Nest fallen, als Seewind hereinkam. »Wasserpfote?« »Ja?« »Ich hab gehört, du bist verletzt. Alles okay?« »Ja, alles super. Bis auf dass ich nicht trainieren kann«. Ihr Mutter schnurrte belustigt. »Na dann ist ja gut«. Sie leckte ihr über die Ohren und ging wieder hinaus. Wasserpfote schloss die Augen und glitt in einen sanften Schlaf.

»Doch die Glut wird wieder aufflammen und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen«.

Wasserpfote befand sich wieder auf der Lichtung, wo sie zuletzt Windflug gesehen hatte. Sie war wieder im Sternenclan. Sie hörte wieder diese Worte, wieder diese Prophezeiung.

Urplötzlich spürte Wasserpfote Angst, die sich kurz darauf in Wut verwandelte. »Ich bin der Prophezeiung nicht gewachsen! Ich weiß nicht, was sie bedeutet! Ich weiß nicht, was ich tun soll! Warum erklärt mir niemand was? ICH BIN ERST EINE SCHÜLERIN!«

Wasserpfote spürte plötzlich rasende Wut. Woher sollte sie bitte schön wissen, was das zu bedeuten hatte, was sie tun sollte? Warum war ausgerechnet sie ausgewählt worden? Sie wollte doch nur ein ganz normales Leben führen, für ihren Clan kämpfen, ihrem Clan treu ergeben sein.

Wasserpfote wandt sich um und rannte weg von der Stimme, weg von dem Ort und, wie sie hoffte, weg vom Sternenclan. Er war es doch gewesen. Was erwarteten sie eigentlich alle von ihr?

Sie wollte weg von der Prophezeiung, weg vom Sternenclan, doch das ging nicht. Je weiter sie rannte, desto deutlicher klang die Stimme in ihren nach.

»Doch die Glut wird wieder aufflammen und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen«.

Sie hielt mitten auf einem Hügel inne. Der Wind zerrte an ihrem Fell. Doch das war es nicht, was sie zum Anhalten bewegt hatte. Unter ihr war ein riesiger Teich und der Wind kräuselte die Wasseroberfläche. Zuerst sah Wasserpfote die Sonne und die Wolken wiedergespiegelt, doch dann veränderte sich das Bild. Sie sah - ihr Atem stockte - Mondpfote! Und Regensturm! Und da waren Farnpfote und Seewind, Sturmflug, Finkenstern, Adlerflügel... Ihr ganzer Clan! Doch nicht nur sie. Auch andere Katzen. Sie kämpften erbittert miteinander, Fell flog durch die Luft, Blut tränkte den Waldboden. Und in nächsten Moment fielen sie alle um, ihre Augen würden gläsern, ihr Atem erstarb. »Nein!!!«

Eine Gestalt tauchte neben ihr auf, doch Wasserpfote starrte wie gebannt auf die Wasseroberfläche. Eine sanfte Stimme flüsterte in ihr Ohr: »Du und Mondpfote, ihr seid die einzigen, die dies verhindern können. Mach dir keine Sorgen, Kleines. Du wirst wissen, was du tun musst, wenn es so weit ist«. Damit verschwand alles um sie herum und Wasserpfote wachte keuchend und zitternd im Heilerbau auf.

Warrior Cats - heißes Feuer                                               BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt