Kapitel 22

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Mondpfote starrte sie an. Dann öffnete sich langsam ihr Mund. »Du hast Recht! Und nur das Wasser kann des Mondes Retter sein bedeutet, dass nur du mich retten konntest, weil du jemandem von ihnen gleich sahst!« Wasserpfote nickte. Sie hatten die Prophezeiung entschlüsselt!

»Aber eine Sache verstehe ich nicht«, sagte Mondpfote. »Ja?«, fragte Wasserpfote. »Wieso ist es nicht aufgefallen?« Wasserpfote war verwirrt. »Was ist nicht aufgefallen?«, fragte sie. »Naja, dass das du bist und nicht der andere. Wieso war derjenige, für den sie dich gehalten haben, nicht da?« Das war eine gute Frage und Wasserpfote konnte sie nicht beantworten. Schließlich war es mitten in der Nacht gewesen. »Wir hatten halt einfach Glück gehabt, das gehört auch Mal dazu«, meinte sie schließlich.

Sie standen auf und liefen weiter. Sie wussten zwar nicht genau, wo lang sie denn eigentlich liefen, aber vielleicht hatten sie ja noch einmal einfach Glück.

Bald nahm der Wald ein Ende und vor ihnen erstreckte sich eine riesige Landschaft voller Hügel und Wiesen, weit und breit nichts weiter zu sehen als das unglaubliche Gras mit seinen schönen Blumen. Die Sonne strahlte hinter den Hügeln hervor. Es sah phantastisch aus.

»Wow«, entfuhr es Wasserpfote. Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas so schönes gesehen.

Sie liefen auf den ersten Hügel. »Wollen wir nicht hier schlafen? Unter den Sternen, mitten auf dem Hügel?«, fragte Mondpfote. Wasserpfote stimmte ihr zu. Sie suchten sich eine gemütliche Kuhle und schliefen ein.

Sonnenstrahlen weckten Wasserpfote. Sie war zwar eigentlich an Höhlen gewöhnt, doch irgendwie fand sie es hier draußen auf dem Hügel auch schön. Sie fühlte sich nur etwas angreifbar, nicht so schön geborgen.

Sie streckte sich und wusch kurz ihr Fell, als Mondpfote sich regte. »Etwas kalt hier draußen«, murmelte sie und plusterte ihr Fell auf.

»Wo gehen wir lang?«, fragte Wasserpfote. Sie mussten doch irgendwie wieder nach Hause kommen!

Mondpfote drehte den Kopf, dann verengten sich ihre Augen plötzlich zu Schlitzen und ein Ausdruck, den Wasserpfote nicht deuten konnte, eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit vielleicht, breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Ist was?«, fragte sie unsicher.

»Siehst du diesen Berg dorthinten?«, fragte Mondpfote sie. »Diesen riesigen?«, sagte Wasserpfote. »Ja, den. Ich denke, er ist unsere einzige Chance«. »Wie meinst du das?«, fragte Wasserpfote. Warum sollte der Berg ihre Chance sein?

»Naja, von dort aus hätten wir wahrscheinlich eine gute Aussicht«. Langsam verstand Wasserpfote. »Du meinst, wenn wir es schaffen, dort hinauf zu klettern, dann könnte es sein, dass wir die Clanterritorien sehen können und wissen, wolang es nach Hause geht?« Mondpfote nickte. »Genau das mein ich«.

Wasserpfote sah wieder zu dem Berg empor. Sicher, es gab größere Berge, doch man konnte nicht behaupten, dieser war sonderlich klein. »Wie sollen wir dort hoch kommen?« Mondpfote zuckte mit den Schultern. »Wir müssen es versuchen. Ich will wieder nach Hause!« Missmutig sah Wasserpfote noch einmal zu dem Berg. Wenn wir bei dem Versuch sterben, kommen wir auch nicht nach Hause. Dennoch musste sie Mondpfote zustimmen. Es war ihre einzige Hoffnung.

»Wie wäre es, wenn wir vorher noch einmal kurz in den Wald gehen und uns schön satt essen?«, fragte Mondpfote. Wasserpfote stimmte ihr zu. Von der halben Maus gestern war sie nicht wirklich satt geworden.

Wasserpfote verspeiste ein Eichhörnchen, neben ihr aß Mondpfote einen Spatz. Nun fühlte sich Wasserpfote's Magen wieder deutlich besser an. Sie tat einen tiefen, beruhigenden Atemzug. »Wollen wir?« Mondpfote sah zu dem Berg auf. »Ja, wir müssen«.

Sie standen auf und verließen den Wald. Sie gingen auf den Berg zu. Erst als sie an einen Fluss kamen merkte Wasserpfote, wie durstig sie eigentlich war. Gierig tranken sie, dann ging es weiter.

Plötzlich ließ ein Kläffen die beiden Geschwister zusammen fahren. Wasserpfote wirbelte herum. Ein riesiger schwarzer Hund kam mit großen auf sie Sprünge auf sie zu, seine Lefzen waren hochgezogen und entblößten seine scharfen Zähne.

Wasserpfote war wie erstarrt vor Schreck. Erst als Mondpfote »Lauf!« rief, setzte sie sich in Bewegung und folgte mit rasendem Herzen ihrer Schwester. Doch der Hund hatte zweifellos längere Beine. Schon bald spürte Wasserpfote seinen heißen Atem an ihrem Schwanz. Sternenclan, hilf uns!

Wasserpfote beschleunigte noch einmal mit ihrer letzten Kraft und entkam so knapp dem schnappenden Maul, das ihre Hinterbeine fassen wollte. In Todesangst hetzten sie über die Hügel, der Hund ihnen dicht auf den Versen. Ein paar Mal entging ihm Wasserpfote nur ganz knapp und langsam ließ ihre Kraft nach. Es erinnerte sie lebhaft an die Flucht vor dem Feuerstamm.

Da sah Wasserpfote ihre einzige Chance. »Wir - müssen - auf - einen - Baum!«, keuchte sie. Mondpfote nickte und sie rasten auf den einzigen Baum weit und breit zu. Plötzlich spürte Wasserpfote ein schmerzliches Ziepen an der Schwanzspitze. Der Hund hatte ein paar Haare erwischt.

Sie sauste den Baum hinauf, direkt vor ihr war Mondpfote. Der Hund sprang an den Baum, doch kam er nicht hinauf. Wasserpfote rang nach Luft. Blöder Fellball!

Der Hund kauerte sich nun am Baumstamm zusammen und starrte unablässig zu ihnen herauf als wolle er sagen: »Irgendwann müsst ihr wieder herunter«. Wasserpfote zitterte. Was jetzt?

Ein schrilles Pfeifen erlöste sie. Die Zweibeiner riefen nach dem Hund. Doch der regte sich nicht. Noch ein Pfeifen und der Hund stand langsam auf. Mit vor Wut funkelnden Augen fauchte er sie an, dann sprang er davon, immer noch laut knurrend.

»Puh, das war knapp«. Wasserpfote schloss die Augen und nahm ein paar beruhigende Atemzüge. Dann schaute sie sich um. Sie waren am Fuß des Berges. »Wenigstens sind wir jetzt schneller hier angekommen«, scherzte Mondpfote immer noch etwas atemlos. Wasserpfote schnurrte. Wenigstens hatte sie ihre Schwester an ihrer Seite.

Warrior Cats - heißes Feuer                                               BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt