Kapitel 14

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Wasserpfote ging Richtung Grenze beim großen Felsen. Mit auf Patrouille waren Adlerflügel, Funkenfeuer und Blütenherz. Wasserpfote musste ständig an die Prophezeiung und an Glutjunges denken. Hatte Mondpfote Recht? War es einfach nur Zufall, dass er Glutjunges gehießen hat?Wasserpfote musste ja Mondpfote Recht geben. Auch sie glaubte nicht, dass Glutjunges wirklich böse war. Doch ihr inneres Gefühl sagte ihr etwas anderes und sie spielte jeden Tag mit dem Gedanken, ihre Vermutung Kräuselwind oder Finkenstern mitzuteilen. Doch andererseits war es auch lächerlich. Glutjunges ist im Sternenclan!, ermahnte sie sich.

Sie markierten die Grenze. Wasserpfote rieb sich gerade an einem der wenigen Bäume, die dort standen, als sie plötzlich ein Fauchen hinter sich hörte.

Sie wirbelte herum. Dort stand Blütenherz, das Fell aufgestellt und die Zähne gefletscht. Adlerflügel stand an ihrer Seite, Funkenfeuer kam hinzu. Wasserpfote sprang zu ihnen. Sie funkelten drei Kater an, die sie aus zu Schlitzen verengten Augen ansahen. Noch waren sie nicht auf ihrem Territorium, doch sie waren gefährlich nahe dran. »Was wollt ihr von uns?«, fauchte Adlerflügel einen rostroten Kater an. »Wir haben euch nichts getan!« Der Kater nahm Adlerflügel ins Visier. »Das glaubst du doch selbst nicht«. In seinen Worten lag der reine Hass. Und dann sprang er los und Adlerflügel und der Kater rollten sich fauchend über den Boden. Blütenherz verbiss sich in dem Vorderbein eines pechschwarzen Katers und Funkenfeuer sprang auf den übrig geblieben Eindringling zu.

Wasserpfote's Fell stellte sich auf. Was sollte sie machen? »Wasserpfote!«, rief Funkenfeuer. »Komm her und verpass dem räudigen, kleinen -«, doch seine Worte gingen in einem Schmerzensschrei unter. Sein Gegner hatte ihm die Krallen über den Rücken gezogen. Wasserpfote sprang vor und biss kräftig in den Schwanz. Der Kater jaulte auf und ließ von Funkenfeuer ab. Nun blitzte er Wasserpfote an. Wasserpfote stellte sich auf die Hinterbeine, zog den Schwanz blitzschnell an und schlug auf den Kopf ihres Widersachers ein. Dieser wollte gerade zum Gegenschlag ansetzen, als Wasserpfote sich schon sinken ließ und außer Reichweite sprang.

»Schöner Zug!«, rief Funkenfeuer und gab dem Kater noch einen Klaps auf die Hinterbeine. Dieser floh, gefolgt von seinen Gefährten. »Ich verstehe nicht, was die wollen«, meinte Funkenfeuer und verrenkte sich den Hals, um seine Wunde auf dem Rücken zu betrachten. Doch Adlerflügel knurrte nur. »Die wollen uns ausspionieren. Doch durch unsere regelmäßigen Patrouillen kommen sie nicht ans Lager heran. Gut so«. Er leckte sich seine Vorderpfote. »Wir müssen Finkenstern Bericht erstatten«. Er drehte sich um und ging, leicht humpelnd, zurück zum Lager. Wasserpfote, Blütenherz und Funkenfeuer folgten ihm.

Im Lager angekommen, ging Adlerflügel zu Finkensterns Bau, Blütenherz und Funkenfeuer machten sich auf den Weg zu Kräuselwind und Wasserpfote blieb übrig. Erfreut bemerkte sie, dass sie keinen Kratzer abbekommen hatte.

Farnpfote kam auf sie zu. »Schon wieder ein Kampf?«, fragte er. Wasserpfote nickte. »Adlerflügel meint, sie wollen uns ausspionieren«. Farnpfote knurrte. »Wollen sie etwa unser Territorium einnehmen? Niemals!« Wütend peitschte er mit dem Schwanz. Wasserpfote schnurrte. »Ach was, du würdest es mit dreißig Clans auf einmal aufnehmen!« Belustigt fügte sie hinzu: »Nur ob du gewinnst, bleibt offen«. Farnpfote schnurrte. Sie nahm sich einen Fisch vom Frischbeutehaufen und aß ihn gierig auf.

Nach dem Kampftraing fühlten sich Wasserpfote's Muskeln etwas betäubt an. Sturmflug hatte darauf bestanden, dass sie diesen einen Zug immer wieder wiederholte und am Ende sollte sie sogar gegen ihn kämpfen. Natürlich hatte sie verloren, doch es war gar nicht schlecht gewesen.

Als sie im Lager ankamen, forderte Finkenstern den Clan gerade zu einer Versammlung auf. Schnell ließ sich Wasserpfote neben Farnpfote nieder. »Wo ist Mondpfote?«, fragte sie. Sie konnte den Pelz ihrer Schwester nirgends entdecken. »Auf Patrouille, sie sollte aber gleich wiederkommen«, antwortete Farnpfote. Sturmflug verpasste ihr einen Blick, der hieß, sie solle still sein und Finkenstern begann zu sprechen: »Die Kämpfe an den Grenzen werden immer häufiger. Fast jeden Tag höre ich von einem neuen Kampf. Keiner zieht wirklich schwere Wunden davon, zum Glück. Doch wir müssen etwas dagegen unternehmen! Wir werden eine Patrouille zum Spähen zusammenstellen und ihre Spur verfolgen. Danach werden wir weiter entscheiden, was wir tun. Alle Freiwilligen stellen sich unter den Erdhügel!« Sturmflug erhob sich, Adlerflügel gesellte sich zu ihm, Dachspelz wollte auch mitkommen und noch einige andere. Doch kein Schüler erhob sich. Es war, als ob Finkenstern ein Verbot ausgesprochen hätte, ein stilles Verbot.

Da kam Mondpfote durch den Lagereingang. Leise flüsternd erzählte ihr Wasserpfote Finkenstern's Vorhaben. Und dann überkam sie plötzlich der Wunsch, auch an der Patrouille teilzunehmen. Was war denn dabei? Sie würden ja nicht kämpfen, nur Ausschau halten! Sie erhob sich und gesellte sich zu den Kriegern. Alle sahen sie erstaunt an. Regensturm und Seewind schüttelten Köpfe. Warum soll ich nicht mitkommen? Sie drehte ihren Kopf und suchte Finkensterns Blick. Finkenstern schaute sie ruhig an. Dann sagte sie: »Schüler sind klein und wendig. Gut, um auszukundschaften. Die Patrouille wird nicht kämpfen. Warum also sollte Wasserpfote nicht dürfen?« Ihr Blick suchte den von Regensturm und Seewind. Seewind beugte leicht den Kopf, dann sagte sie: »Du hast Recht, Finkenstern«. Regensturm nickte. Nun stand auch Mondpfote auf und gesellte sich zu ihnen. Farnpfote folgte, Blaubeerpfote und Erbsenpfote ebenfalls. Finkenstern nickte. »Trotzdem ist die Patrouille zu groß. Also, mitgehen werden Elsterschrei, Blütenherz, Wasserpfote, Mondpfote, Farnpfote, Sturmflug und Himmelfell. Adlerflügel führt die Patrouille an. Sie werden heute Abend aufbrechen, im Schutz der Dunkelheit. Und ihr werdet nicht kämpfen! Ich vertraue dir, Adlerflügel. Damit ist die Versammlung beendet!« Erbsenpfote, Kleepfote und Blaubeerpfote sahen empört zu ihrer Anführerin auf und machten schon den Mund auf, um zu protestieren, doch ihre Mentoren kamen herbei und ermahnten sie mit einem Blick. Die Krieger, die nicht aufgezählt wurden, gingen wieder ihren Pflichten nach und Finkenstern sprang noch einmal zu Adlerflügel herunter, um mit ihm die letzten Sachen zu besprechen. Wasserpfote, Mondpfote und Farnpfote saßen am Rand und warteten gespannt, dass es endlich Abend wurde.

Warrior Cats - heißes Feuer                                               BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt