2.

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Es ist erst wenige Woche her, seit dem ich mit Zac mein gesamtes Zimmer in Kartons verpackt habe. Meine Mutter dreht das letzte Mal den Schlüssel des Hauses so in der Tür herum das Sie, sie abschließt. Es war abgesprochen den Schlüssel auf der Matte zu hinterlassen, da der Vermieter keine Zeit hatte ihn persönlich entgegenzunehmen. Ich schlucke als meine Mutter den Schlüssel, fast schon dramatisch, auf die Matte vor der Haustür legt und dann einen tragischen Abgang zur Einfahrt der Straße hinlegt. Sie schaut nicht einmal zurück und ich mache ihr nach, um meinen Schmerz irgendwie unterdrücken zu können. Die Einfahrt zu unserer Straße ist klein und als ich das Auto von Zac bemerke umspielt meine Lippen ein Lächeln. Er hatte sich seid Anfang unserer Beziehung, beinahe täglich über diese Einfahrt aufgeregt. Er sagte immer, sie sei zu schmal und die Mülltonnen an den Seiten wären wie ein Parkour, durch den er fahren müsse. Als er mit seinem kleinen, weißen Wagen vor uns stehen bleibt, erlischt sein Lächeln. Er lässt den Motor laufen und steigt aus, um unsere Koffer entgegenzunehmen. Alle Umzugskartons sind bereits in Stuttgart, nur noch wir und die letzten Einzelstücke fehlen. Zac lächelt mich an als er mir meinen Koffer aus der Hand nimmt und ihn mehr oder weniger lieblos in seinen Kofferraum schmeißt. Es fällt mir schwer, nicht direkt in Tränen auszubrechen. Sein Lächeln tut in meinem gesamten Körper so sehr weh, dass es sich anfühlt als würde ich sterben. Es ist ein Schmerz, der nicht zu beschreiben ist. Er fehlt mir, obwohl er noch da ist und doch zerreißt es mich, weil ich weiß, dass ich in wenigen Stunden nicht mehr einfach hier sein kann. Als wir alle gemeinsam im Auto sitzen, wirft diesmal Zac einen dramatischen Blick auf das Haus.
»Na dann, verabschiedet euch«, sagt er und winkt kurz in Richtung des Hauses bevor er losfährt.
Ich sehe nicht mehr hin, genauso wenig wie meine Mutter. Es ist zwecklos, sich noch an etwas zu klammern, was bald weg sein wird. Meine Mutter war sich ihrer Entscheidung und ich war mir meiner Akzeptanz bewusst, somit war es fast schon sinnlos überhaupt noch einmal zurück zu sehen.
Während der Autofahrt reden wir nicht viel. Zac fragt nur manchmal, wo genau er lang muss. Er fährt erst seit kurzem Auto und fährt oftmals versehentlich viel längere Routen, weil er an das Bus fahren gewöhnt ist. Der Bahnhof ist nicht allzu weit weg entfernt und als ich die große Uhr von unserem Hauptbahnhof sehen kann, überkommt mich eine Welle der Verzweiflung. Zac parkt und schaltet dann mit einer langsamen Bewegung den Motor aus. Scheinbar will er den Moment der Verabschiedung genauso lang ziehen wie ich.
»Da sind wir. Hamburg Hauptbahnhof«, sagt er mit gesenkter Stimme.
Meine Mutter sagt nichts als sie aus dem Auto steigt und ihren Koffer herausholt. Ich sehe Zac noch einen Augenblick über den vorderen Spiegel des Autos an, bevor ich selbst aussteige und auch meinen Koffer aus dem Auto herausziehe. Die Minuten, in denen wir zum Gleis laufen, fühlen sich an wie Stunden, in denen die gesamte Welt an mir in langsamer Geschwindigkeit vorbeizieht. Zac und ich bleiben an der Treppe stehen, die zum Gleis führt. Meine Mutter lässt sich mit den Koffern helfen und lässt mich und Zac solange zurück wie es noch möglich ist. Es ist laut am Bahnhof und doch erklingt die Stille zwischen uns viel lauter. Ich sehe zu meinen Füßen und dann auf Zac's Lippen. Sie stehen leicht offen und ich kann sehen wie er sich bemüht zu lächeln. Als ich ihm in die Augen sehe, legt er seinen Kopf nach hinten.
»Ich weiß gar nicht wie das werden soll«, brummt er und schnaubt als er seinen Blick wieder zu mir wendet.
Ich lächele schief und drücke beide seiner Hände fest.
»Ich komme jedes Wochenende. Alles wie immer. Was soll die Sorge?«, frage ich und verstärke meinen Griff.
Ich habe in all den Jahren, mit denen ich nun schon mit Zac zusammen bin, nie erlebt, dass er mich so ansieht. Es sieht fast so aus als würde er zweifeln. Mein Blick wird zu Verwirrung und ich löse langsam den Griff um seine Hände. Er bemerkt meinen Blick und seufzt, bevor er mich in den Arm nimmt , mein Gesicht berührt und mich küsst.
»Ich weiß. Ich liebe dich«, murmelt er an meinen Lippen, bevor er mich zum letzten Mal loslässt und mit dem Finger zum Gleis zeigt.
»Noch 2 Minuten. Pass bitte auf dich auf«, ist das Letzte, was er sagt, bevor meine Hand seine streift und ich zum Zug laufe.
Ich sehe ihm nicht hinterher, weil ich weiß, dass es kein Abschied für immer ist. Es ist nur diese kurze Zeit, diese kurze Umstellung. Da sind immer noch wir. Der Zug fährt los und ich wünschte ich könnte Zac so zu winken, wie er unserem Haus zugewunken hat, doch er ist weg. Ich seufze und sehe nur zu, wie das Zeichen der riesigen Uhr langsam an mir vorbeizieht.

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