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Ich starre jetzt schon seit einer halben Ewigkeit in die Glastür vor mir herein. Im Raum vor mir sitzen Jan und Lily welche beide wie verrückt miteinander diskutieren. Beide von Ihnen hatten seit dem Wochende kein Wort mehr mit mir geredet. Als ich aus Felix Haus herausgestürmt war hatte ich Jan nicht mehr sehen können. Ich hatte gehofft er würde mir eine Chance geben in irgendeiner Weise mit ihm reden zu können, doch er läuft vor mir weg als sei ich der Teufel persönlich. Ich hatte nicht mehr viel über Felix nachgedacht, das Thema war wie ein kurzer Blitz in mir abgeschlossen. Der Schock saß dennoch tiefer als ich es jemals für möglich gehalten hatte. Meine Hand berührt bereits zum dritten Mal die Tür bevor ich mich endlich dazu aufraufen kann sie zu öffnen. Mir war klar das ich keinen von Ihnen eine Erklärung in dem Sinne schuldig war und dennoch fühlte es sich genauso an. Als ich mit beiden Beinen im raum stehe, kann ich deutlich Jans Blick auf mir spüren. Lily sieht von mir weg, als müsste sie sich zusammen reißen nicht die Fassung zu verlieren.
"Was willst du?", fragt Jan wütend.
Er verschrenkt die Arme vor der Brust und rutscht mit seinen Stuhl ein Stück nach hinten, um mich daraufhin erneut so anzustarren als wäre ich ein Serienmörder. Beschämt von seiner Zurückweisung schaffe ich es nur meinen Blick nach unten zu richten und dabei scheinbar so laut zu seufzen das es Lily um ihren Verstand bringt.
"Du bist wirklich so verdammt dämlich!", stöhnt Sie genervt.
Nervös wende ich meinen Blick wieder hoch um in die beiden genervten Blicke der beiden zu blicken.
"Es tut mir wirklich leid das ich nicht auf euch gehört habe, aber ich wusste doch von garnichts!", meine Stimme zittert wärend ich rede.
Ich merke garnicht wie sehr ich mich jetzt schon vor zwei Menschen zu verteidigen versuche die nichtmal eine Ahnung davon haben aus welchen Gründen ich mich auf Felix eingelassen habe. Lily seufzt kurz, bevor sie sich aufrichtet um mir tief und ernst in die Augen zu blicken.
"War er mit dir auch bei diesem Schwimmbad?", fragt sie plötzlich und meine ganze Welt bricht mit einem Mal in sich zusammen.
Wie bitte?
Überfordert zucke ich mit den Augenbrauen und schüttle einmal kurz den Kopf in der Hoffnung nun endgültig auf diesen Albtraum zu erwachen. Doch es geschieht nichts. Lily sieht mich nur noch durchdringender als vorher schon.
"Wovon sprichst du?", frage ich nervös.
Ich werde ihr darauf nicht sofort antworten. Es wäre zu schnell und unüberlegt.
"Nachts?", fragt sie, ohne auf meine Frage einzugehen.
Meine Hände beginnen schwitzig zu werden und ich kann spüren wie mein Gesicht rot anläuft.
Ich schlucke hörbar bevor ich ihr nur einen fragenden Blick zuwerfe.
"Oh ja, Jülie. Hat er dir auch gesagt das er das tun musste damit du bloß keine Gefühle für ihn entwickelt?"
Ihre Frage fühlt sich an wie tausend Messerstiche die mir aufeinmal ins Herz gedrückt worden waren. Meine Augen füllen sich langsam mit dicken Tränen die versuchen jeden Weg zu finden um mein Gesicht herunter zu kullern, doch ich halte Sie zurück. Als ich zu Jan blicke, sehe ich das er seinen Blick starr nach unten gerichtet hat. Er sieht fast so aus als wäre er abgeneigt davon dieses Gespräch nun in so eine Richtung abschweifen zu lassen.
In meinen Kopf gehe ich alle möglichen Antwortmöglichkeiten durch. Ich wiege ab zwischen Warheit und Lüge um bloß nicht in den Kreis des Opfers zu gelangen, aber wahrscheinlich war ich schon herein geraten.
"Wo hattet ihr Sex?", fragt Lily fest, wärend ich nachdenke.
Ich werfe ihr ein schiefes Lächeln zu wärend ich meine Hände zu Fäusten balle.
Will sie mich verletzen? Weiß sie von etwas?
Ich antworte noch immer nicht und blicke stattdessen im Raum hin und her. Scheinbar hatte Lily auch ohne meine Antworten viel zu sagen. Vielleicht würde sie eine Antwort von mir nur bei ihrem Gedankengang stören.
"Küche?", murmelt sie.
Sie spricht plötzlich so undeutlich das ich das Gefühl habe sie kaum zu verstehen. Als ich zu ihr blicke sehe ich genau das sie ihre Frage bereut. Ihre Augen sind nun starr auf den Tisch vor ihr gerichtet. Jan blickt noch immer nach unten. Scheinbar ist dieser Monolog nun vorüber. Ihre Frage verletzt mich nicht, in keinster Weise. Sie schockiert mich mehr auf eine Art und Weise die ich von Zac kannte. Es war dieses plötzliche, unerwartete. Es war nicht so, daß ich nicht mit so einem Schock gerechnet hatte. Jedoch war mir nicht bewusst in welchen unglaublich hohen Wellen dieser Schock über mich rollen würde. Nie etwas besonderes für Felix zu sein war mir wichtig und doch war es wie ein Schlag ins Gesicht zu erfahren das ich tatsächlich nur sowas wie eine Nummer auf seiner Liste war. Wahrscheinlich war ich Nummer 115 mit der Nebennotiz das ich die größte Heulsuse sei, der er je begegnet war.
"Hat er das mit dir auch gemacht?", frage ich in die bedrückende Stille herein.
Jan leckt sich über die Lippen, bevor er endlich zu mir hochsieht.
"Hattest du je Gefühle für ihn?", fragt er, wahrscheinlich um Lily vor meiner Frage zu schützen.
Überzeugt schüttle ich den Kopf.
"Ich liebe meinen Ex, noch immer", sage ich fest.
Meine Hände zittern und in meinem Herzen schmerzt das Wort "Ex", noch immer so als wäre es erst 2 Minuten her.
"Ja, hatte ich", antwortet Lily auf meine bisherige Frage.
Ihr Blick ist starr und kalt.
"Ich hab ihn sehr geliebt, aber er mich nicht. Er hat immer Lina geliebt. Es gab nur Lina und es wird immer Lina geben", sagt Sie seufzend.
Jan wirft ihr einen flüchtigen Blick zu bevor er sich erneut zu mir wendet.
"Lina ist meine Schwester", fügt er zu ihren Worten hinzu, da er meinen verwirrten Blick erkennt.
"Es war genauso wenig meine Absicht dich in solch eine Situation zu bringen. Es war jediglich meine Wut die auf mir rausgebrochen ist. Ich hatte tatsächlich geglaubt du würdest von allem wissen. Ich war so wütend, bis ich erfahren habe das du selber unwissend warst", sagt Jan bedrückt.
Seine Worte prallen an mir ab wie kleine Regentropfen.
"Warum in alles in der Welt hast du ihn mir dann vorgestellt?", frage ich mit wütenden Unterton.
Die traurige Stimmung wird durch meine Wut plötzlich so erhellt, daß es fast so scheint als würden wir ein normales Gespräch unter Freunden führen.
"Zu diesem Zeitpunkt war er mein bester Freund und meine Schwester war noch meine Schwester", presst er heraus.
"Was ist dann passiert?", frage ich neugierig.
Jan seufzt und streicht mich einmal über sein dichtes Haar bevor er nur leicht lächelt.
"Lina war von heute auf morgen plötzlich wie ausgewechselt. Aus den traurigen Augen die mir jeden Morgen entgegen saßen worden plötzlich große Augen die nur so für Glück sprühten. Sie sah aus wie das pure Glück, so real und hoffnungsvoll. Ihr Lächeln hat uns alle so dermaßen angesteckt das es ganz egal war, wer der Auslöser dafür war. Ich hätte nie etwas dagegen gehabt wenn mein bester Freund meine Schwester gedatet hätte. Nur war das Problem das aus dem glücklichen Gesicht, plötzlich ein so trauriges wurde das es ihr eigentliches Gesicht komplett übertraf", er hält kurz inne, um nicht die Fassung zu verlieren, als er weiter redet. "Erst dachte ich es sei ein Problem mit ihr selbst, bis ich sie jede Nacht weinen gehört habe. Sie hat mir ihre Schwangerschaft gebeichtet und im selben Moment gesagt das sie und Felix sich so sehr lieben das es toxisch geworden war. Es war zuviel, für uns alle. Sie hat das Baby kurz danach verloren. Ich weiß das es unfair ist Felix dafür die Schuld zu geben, aber es ist das einzige was ich im Moment tun kann. Es fühlt sich gut an einen schuldigen zu haben für dieses Wrack von Schwester was er mir hinterlassen hat", als er zuende geredet hat atmet er mehrere male tief ein und aus, bevor er aufsteht um auf mich zuzugehen. Seine Arme umklammern meinen zitternden Körper, wärend er sich entschuldigt.
Ich sehe Lily aus dem Augenwinkel Lächeln, bevor sie sich entscheidet mit dazu zu kommen.
Seine Worte fühlen sich an wie schwere Steine die so tief in meinen Magen liegen das ich denke das ich sie wohl niemals mehr loswerden werde.

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