Weihnachten mit Spießer - Teil 4
Lunas Sicht
Ich fühlte mich wie ein Roboter, weil meine Muskeln so steif waren, dass ich jetzt schon wusste, dass ich davon einen Muskelkater erhalten würde und dabei war es dann auch egal, dass Coles Finger langsam meinen unteren Rücken hoch und runterfuhren. Ich fühlte mich hier nicht gut und hatte das Bedürfnis genau hier anzufangen zu weinen. Die Blicke von Zeds Mutter durchbohrten mich so vorwurfsvoll, dass ich fast Glücklich war, das sein Stiefvater mich ignorierte.
Das gesamte Essen war ein Spießrutenlauf. Niemand beachtete mich, während Zed zu seinem Job ausgefragt wurde und ständig kritische Nachfragen über sich ergehen lassen musste.
Ob die Notfallstation das richtige für ihn wäre, ob man nicht irgendwo mehr verdienen könnte, ob er ernst genommen werde, so wie er aussah.
Seiner Familie waren seine Leistungen nicht gut genug und das lag nicht an dem, was er tat, sondern an ihm. Nachdem sie aufhörten ihn persönlich anzugreifen, begannen sie den gesamten Berufsstand auseinander zu nehmen und herabzuwürdigen, sodass ich innerlich kochte. Wenn jemand wie Zed ein Medizinstudium schaffte, konnte der Beruf ja nicht mehr viel hergeben, als würde seien Berufswahl dazu führen, dass ein ganzer Wirtschaftszweig den Untergang geweiht wäre. Es war widerlich. Direkt nach der Vorspeise verging mir der Appetit.
Cole versuchte die Meute mit spitzen Kommentaren zur Ruhe zu bringen und Zed trumpfte regelmäßig mit schlagfertigen Erwiderungen auf. Die alle anwesenden so schockierten, dass sie rot anliefen. Im Allgemeinen schienen meine Männer mit all dem wunderbar zurechtzukommen, nur ich saß dabei und konnte es kaum ertragen, wie sie redeten. Wie schlimm sie waren. Das hatte nichts mit meiner Vorstellung von Familie zu tun, auch wenn ich als Waise mich nur auf das verlassen konnte was ich im Fernsehen und Büchern darüber gelesen hatte.
„Wir holen jetzt den Nachtisch, ich habe meine weltberühmten Schokoladenpudding gemacht", meinte dann Zeds Mutter irgendwann begeistert und sie betrachtete ihre Stieftochter scharf, die etwas gedankenverloren ebenfalls einfach nur dagesessen hatte. Auch sie hatte nichts gesagt, war aber in Gegensatz zu mir die ganze Zeit Gesprächsthema gewesen. Komplimente ohne Ende. Für ihre Musik, ihre Schulleistungen, wie toll ihre Freunde waren und bei welchen Colleges sie ganz sicher eine Bewerbung schicken würden. Natürlich war nichts davon aus ihrem eigenen Mund gekommen.
Bei der stummen Aufforderung ihrer Mutter sprang sie auf und trottete mit ihr zusammen in die Küche um den Nachtisch zu servieren, worauf alle anwesenden plötzlich mich ansahen. Ich sollte wohl auch helfen. Ich wollte mich erheben, aber der Cole zog mich wieder zurück auf den Stuhl, lehnte sich mit entgegen und hauchte mir leise in mein Ohr.
„Du bist Gast, Babygirl. Lass dich nicht als Kellnerin einspannen, sonst wirst du für sie nie mehr etwas anderes sein. Es ist besser für arrogant gehalten zu werden, als für Personal, zumindest in diesen Kreisen."
Dabei glitt sein Daumen unter meinen Pullover und berührte meine Haut, so dann ich mich automatisch entspannte. Zed sah uns aus den Augenwinkeln und als er sich beruhigt zurücklehnte, lag seine Hand auf meinem Bein, die ich sofort mit meiner hielt, während ich Cole ansah und dieser mir dieses Lächeln schenkte, das viele Frauen einfach nur sehnsüchtig stöhnen ließ. Natürlich ließ es auch mich nicht kalt was aber eher daran lag, dass es mir das Gefühl gab absolut sicher bei ihm zu sein. Dafür liebte ich ihn.
„So der Pudding!", trällerte es dann auch schon und Zeds Mutter ging einmal, um den Tisch um jeden eine der Schalen zu bringen, Nadja tat dasselbe, bevor sie sich wieder auf ihren Platz setzte. Ohne einen Nachtisch vor sich, obwohl die Schokolade sehnsüchtig ansah. Als ihre Mutter das ebenfalls bemerkte, zerrte sie an Nadjas Oberarm und zischte ihr ein: „Willst du noch fetter werden?", zu und versetzte ihr damit sichtlich einen Tiefschlag, der dafür sorgte, dann sie den Kopf hängen ließ.
Wie es aussah, war Zed nicht der einzige der unter den Druck seines Stiefvaters und seiner Mutter zu leiden hatte. Ich betrachtete Nadja näher konnte aber an ihrer Figur nichts ausmachen, was auch nur im Entferntesten als „fett" gewertet werden könnte. Sie hatte für ihr junges alter allerdings bereits ziemlich viel Oberweite und auch sonst eine bereits sehr frauliche Figur. Ihre Mitschülerinnen sahen dagegen sicherlich eher dünn aus. Die Familie ignorierte die Ermahnung an Nadja und fixierte sich nun wieder auf mich.
„So. Lu-na. Ist das eine Art Künstlername?" fragte mich Zeds Cousin und grinste dabei so affektiert, dass ich sofort wusste, was er damit andeuten wollte. Ich hörte nicht zum ersten Mal, dass ich den Namen einer Stripperin trug und wollte ihm dasselbe erwidern, was ich darauf jeden sagte, aber Zed und Cole waren schneller als ich.
„Warum? Ein guter amerikanischer Name, anders als deiner, Osmal." fauchte Zed ihm entgegen und Cole setzte hinterher.
„Wahrscheinlich verschwendet er zu viel Zeit mit Schmuddelfilmen im Internet, ihr solltet ihm die Computerzeiten besser einteilen." Das ließ ihn puder rot werden und er bekam von seinem Vater einen bitteren Blick spendiert und Zeds Mutter keuchte schockiert auf. Als könnte sie es sich nicht einmal Vorstellen, das ihr Neffe einen Porno schauen würde.
„Osmal!", schimpfte sie einfach, nachdem sie ihren Schock überwunden hatte und ich war wieder in den Hintergrund gerutscht. Gott sei Dank. Ich lehnte mich in meinen Stuhl zurück und dankte Zed und Cole innerlich dafür, dass sie bei mir waren und ich meine Kämpfe nicht alleine austragen musste. Ich könnte, musste es aber nicht und das war ein Luxus, den sich nicht jeder leisten konnte. In dem Moment fiel mein Blick auf Nadja, die mich ebenfalls ansah und ich erkannte neben ihren eigenen auch irgendwie Neid. Worauf wusste ich nicht aber wahrscheinlich wünschte sie sich auch irgendjemanden der sie aus dieser Hölle befreite oder sich zumindest stützend vor sich stellte.
DU LIEST GERADE
Take it deep, Babygirl - Adventskalender 2021 (Kurzgeschichten)
NouvellesLuna, Zed und Cole suchen jeweils ihren Platz in ihrer ungewöhnlichen Beziehung zu Dritt. Doch wenn die Welt sich gegen sie stellt und ihre Liebe erlischt, dann verschwindet auch Vertrauen und Hoffnung. 2 Kurzgeschichten. Lesen des Hauptwerkes zwing...