(1) Zurück in 2005

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"Ohhh fuck man. Ich komm zuspät." Mit meiner Aktentasche in der Hand rannte ich zur Bahn die in einer Minute kommen sollte. Ich rannte so schnell ich konnte und schaffte es rechtzeitig. Die Bahn kam geradeeben erst eingefahren und ich konnte noch in Ruhe verschnaufen.

Ein Mann. Schwarze Haare. Takemichi Hanagaki. Wir waren damals in der selten Klasse und nun stand er neben mir. Im nächsten Moment wurde er von jemanden auf das Gleis geschubst. Ich erschrak und wich zurück, als ein anderer schwarzhaariger Mann kam und ihn zurückzog. Ab da an, wurde alles um mich herum schwarz und ich fiel in Ohnmacht.

- ¤ -

Ich wachte allmählich wieder auf und hörte Stimmen die auf mich einreden. Mädchenstimmen. "Amai." Wie meine Freundinnen von damals, so klangen diese Stimmen und als ich es schaffte meine Augen komplett zu öffnen, sah ich in ihre Gesichter. Ich erschrak und schnellte auf. Mein Kopf dröhnte vor Schmerzen und ich verzog das Gesicht.

"Amai. Geht es dir gut?" Fragte Nia Tomia, ein schwarzhaariges Mädchen mit kleinen roten Strähnen in den Haaren, meine damals beste Freundin in der Mittelschulzeit. Verwirrt blickte ich mich um und sah noch die anderen beiden.

Kirare Ritska, die süße Blonde die jeden Jungen ganz einfach um den Finger wickeln kann und auch Lian Wegi, unsere schlagfertige braunhaarige durch die wir immer in Schwierigkeiten kamen.

Es war merkwürdig, alle sahen aus wie in der Mittelschulzeit damals. Vor zwölf Jahren. Ich verstehe es nicht. Was ist passiert?

"Amai nun sag doch was und schau nicht nur blöd in der Gegend rum." Ja. Das war eindeutig die Lian von damals. "Was ist denn passiert?" Fragte ich und stand mit Hilfe von Nia auf. "Du bist einfach umgekippt. Oh man du Idiot wir haben uns Sorgen gemacht." Und das war unsere typische Nia, bei egal welcher Situation. Sie fängt immer sofort an zu weinen.

Sie sprang mir um den Hals und weinte auf meine Schulter. "Tut mir leid Nia." Entschuldigte ich mich und sie stellte sich wieder ordentlich hin. Ich ging mit den dreien weiter und sah dann einen kleinen Spiegel am Bahnhof. Als ich dort rein blickte, sah ich mein Mittelschul-Ich vor mir.

Die kurzen braunen Haare mit den violetten Spitzen und der leichte Franzenpony. Meine Alte Schuluniform von der Mittelschule und sogar die Ohrringe, die die ich von einem verstorbenen Freund bekommen hatte, hingen an meinen Ohren.

Ich fühlte mich schlecht als ich die Ohrringe sah. Einen von ihnen hatte ich im Laufe der mittelschule verloren und den anderen dadurch nie wieder getragen. Gott wie idiotisch von mir. 'Ich sollte wohl mal wieder zu seinem Grab gehen.'

Meine Freundinnen gingen vor mir und ich blieb nach kurzer Zeit stehen. "Amai. Alles in Ordnung?" Fragte Lian und ich nickte. "Ja. Wisst ihr, ich gehe wohl nach Hause mich etwas ausruhen. Wir sehen uns morgen." Lächelnd winkte ich ihnen und ging dann in deren entgegengesetzte Richtung. Nicht nach Hause. Sondern zum Friedhof.

Ein Telefon klingelte und erst nach wenigen Sekunden merkte ich das es in meiner Hosentasche war. Ich nahm es raus und das erste was ich bemerkte, war das heutige Datum. 01.August.2005. 'Bin ich 12Jahre in der Vergangenheit? Ist das denn überhaupt möglich?'

Nach kurzer Panik las ich dir Nachricht die ich bekommen hatte. Sie war von Nia. "Ich hoffe es geht dir gut. Ich komme heute Abend nochmal rüber zu dir. Ruh dich aus Amai. <3" Nia war damals einfach immer die süßeste in unserer Gruppe.

Ich blickte nocheinmal auf das Datum. 01.August. Heute wäre sein Geburtstag. Mehrere Denkzüge später befand ich mich auf den Weg zum Friedhof um das Grab von Shinchiro Sano, einem damals guten Freund von mir zu besuchen.

- ¤ -

Shinchiro war zwar um einiges Älter als ich, fast sogar doppelt so alt aber das hemmte nix an unsere Freundschaft. Wir lernten uns kennen als ich seinen Motorradshop entdeckt hatte und ausversehen mehrere Sachen in seinem Laden zerstörte. Er zog nicht die Polizei hinzu, sondern ließ mich für den Schaden aufkommen, indem ich ab und zu bei ihm im Laden mithelfe. So lernte ich vieles über Motorräder und baute dort an einigen herum.

Wir freundeten uns immer mehr an und er zeigte mir immer wieder neues. Ich ging immer öfter in seinen Laden, auch als meine Schulden abbezahlt waren ging ich hin. Damals hatte ich Shinchiro geliebt und er wusste es auch. Ich hatte es ihm an meinem Geburtstag gestanden, an dem Tag, andem er mir auch diese Ohrringe schenkte. "Liebe kennt keine Grenzen." Sagte er immer und lächelte.

Eines Abends war ich wiedereinmal bei Shinchiro im Laden und wir gingen als der Laden zu war, in seine Wohnung rüber. Er kochte, während ich ihn einfach nur dabei beobachtete. Wir hörten ein Geräusch aus dem Lager kommen und Shinchiro stellte sofort sein Herd ab. "Amai bleib bitte hier. Ich bin sofort wieder da." Ich nickte und sah ihm ängstlich hinterher.

Es war still und ich hörte ihn nicht zurückkommen, weshalb ich nach mehreren Minuten warten hinterher ging. Ich hörte weinende Jungen im Laden. "Was hast du getan. Das war Shinchiro. Mikey Bruder." Sie klangen aufgebracht und somit rannte ich nach vorne um zu sehen was los war.

Meine Augen erfassten zuerst die zwei Jungs und glitten dann zu Shinchiro. Er lag am Boden und um ihn herum war Blut. Sehr viel Blut. Sein Blut. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und Tränen stiegen in meine aufgerissenen Augen. "Shin? Was ist. Shin sag doch was." Ich kniete mich neben ihn und nahm seine Hand in meine. Er war kalt.

"Wir wollten nicht. Es war ein Versehen. Wir." Der schwarzhaarige mit den längeren Haaren weinte bitterlich und man merkte wie sehr er das bereute. Er wollte es wirklich nicht. Der andere. Er Murmelte nur irgendetwas vor sich hin. "Es ist alles Mikeys Schuld." Hörte ich leise.

Die Polizei nahm uns alle mit. Auch mich. Wieso? Keine Ahnung. Ich wurde am gleichen Abend noch von meiner Mutter aus dem Gefängnis geholt und der Junge mit den langen Haaren wurde ebenfalls entlassen. Der andere kam in den Jugendknast.

Vor dem Polizeipräsidium schaute ich nocheinmal zu dem langhaarigen. "Ich werde dir das niemals verzeihen. Deine Schuldgefühle sollen dich Jahrzehnte lang quälen." Er schaute nur zu Boden und dann gingen wir beide getrennte Wege. Es tat weh und erst am nächsten Tag realisierte ich so richtig das Shinchiro tot war.

Ich ging nicht zu seiner Beerdigung und es dauerte auch einige Wochen bis ich es schaffte, zu seinem Grab zu gehen. Es schmerzte zu sehr, den Mann den Mann liebte sterben zu sehen. So sehr..

𝗖𝗵𝗮𝗻𝗴𝗲 𝗧𝗵𝗲 𝗣𝗮𝘀𝘁. | Tokyo Revengers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt