(Amy)
Ich schloss die Augen und hörte wie die letzten Töne verstummten. Sobald sich die Stille über mich legte spürte ich es wieder. Dieses schmerzhafte pochen in meiner Brust, dass da war seit ich von Logans Verrat wusste. 24 Stunden waren seitdem vergangen und 19 Stunden davon hatte ich damit verbracht mit May an meinen Texten zu arbeiten. Wir hielten uns in einen der kleinen Lofts ihres Vaters in Neu Denver auf. Oder sollte ich hierzu lieber alternatives Tonstudio sagen? Überall standen Instrumente und es gab selbst eine kleine Kabine für Tonaufnahmen. „Ich glaube wenn du die Strophen langsamer einsingst, dann gibt es einen größeren Wow Moment beim Refrain", erklärte mir May und ich nickte langsam.
An sich hatte ich keine Ahnung von Musik. Ich konnte Texte schreiben und singen, aber ich hatte keine Ahnung wie Instrumente und Tempo ein Lied verändern konnten. Wann hatte das überhaupt alles angefangen mit dem Schreiben? Vor meiner Entführung hatte ich nur ein bisschen gesungen. Meist waren es die Lieder die im Radio liefen oder auf Festen. Das ich selbst schrieb hatte erst im Outback angefangen. „Und du glaubst, das wird was bewirken?" May legte ihren Stift weg und antwortete: „Das weiß ich. Mein Dad hatte damals auch Ärger mit ein paar Adligen. Die konnten keinen Finger an ihn legen, seit er ein bekannter Musiker ist." „Aber ich will nicht bekannt sein", widersprach ich. Mir war der Gedanke zu wider. Ich hasste es jetzt schon, dass es Bilder von mir hin und wieder in der Zeitung gab. Das würde nur noch schlimmer werden, wenn ich offiziell sang und mir einen Namen machte. Es klopfte an der Wohnungstür und May sprang freudig auf. „Das müssen sie sein!" „Wer", fragte ich, aber sie lief bereits zur Tür. Genervt rieb ich mir über die Stirn und blickte auf den Text.
„All of the times we spend late at night, we waisted our breath. We're over and done with
I couldn't see what you did to me."
Das war also der Schlussstrich dachte ich und presste die Lippen aufeinander. Es würde mit einen großen Knall enden. „Amy." Ich sah auf und blickte May an. Neben ihr standen drei junge Männer die nicht viel älter sein konnten als ich selbst. Also um die 19 oder 20 Jahre. „Das sind Pat, Will und Benji. Ich hab sie gebeten dich auf dem Fest musikalisch zu unterstützen", erklärte May mir und ich nickte schwach. Der fordere Mann verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Das ist das Gör? May, du hast am Telefon von einen Ausnahmetalent gesprochen. Die hier sieht absolut gewöhnlich aus." „Sagt der Richtige", fauchte ich ihm entgegen. An sich sah er absolut nicht gewöhnlich aus. Sein rotblondes Haar war auf einer Seite kurz geschoren, sodass nur noch ein paar Stoppeln an seinem Kopf übrig waren. Der Rest war lang genug, damit die locken ihm ins Gesicht fielen. Grüne Augen sahen mich abschätzend und herausfordernd an. Er war fast zwei Köpfte größer als ich, was nicht unbedingt schwer war. Allerdings hatte ich den Eindruck das er größer als Logan sein musste. Seine Arme waren kräftig und seine Haut hatte eine gesunde bräune. Er trug ausgewaschene Jeans und ein graues Shirt. Dazu kamen ein Paar Turnschuhe, welches schon mal bessere Tage gesehen hatte.
„Pat jetzt fang keinen Streit an", ging May zwischen uns, aber Pat ignorierte die gekonnt. „Du siehst nicht aus wie jemand der gut singen kann. Triffst du überhaupt einen Ton?" „Wahrscheinlich eher als du. Aus dir kommt ja nur heiße Luft", fauchte ich und stand auf. Ein herausforderndes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Pat nein", warnte May ihren Kollegen, aber verdrehte die Augen. „Du meintest sie sei der perfekte Ersatz für Jess. Deine Worte May. Außerdem hast du mich Melodien für dieses Gör schreiben lassen. Also sollte sie durchaus in der Lage sein das ein oder andere Lied zu erkennen nicht? Da es immerhin ihre eigenen sind, eh?" „Es ist mitten in der Nacht!" „Schon gut May", winkte ich ab und das Grinsen von Pat wurde breiter. Er gab den anderen beiden ein Handzeichen worauf sich einer von beiden hinters Schlagzeug setzte und der andere sich einen Bass nahm. Pat griff sich die E-Gitarre und zog eine Augenbraue hoch. „Na dann, Prinzesschen, zeig mal was du kannst."
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Erinnerungen aus Scherben
FantasyNichts ist für ewig. Das musste Logan schmerzhaft feststellen, als die Anhänger des Rats ihm Amilia nahmen. Trotz Suchaufruf fehlte von ihr jegliche Spur. Es war als wäre sie vom Boden verschluckt worden. Logan wollte nicht aufgeben sie zu suchen, a...