Nur ein Versprechen

129 15 2
                                    



(Logan)


Ich blickte auf Amy runter und strich ihr eine pinke Haarsträhne hinters Ohr. Ihre Wangen waren vor Verlegenheit gerötet und sie mied es mich anzusehen. Für mich war es einer der schönsten Momente die ich mit Amilia verbracht hatte. Er war zwar nicht so schön wie die Erinnerung an unser erstes Date, aber auch wirklich nichts konnte dies toppen. Sanft wischte ich die letzten Tränen von ihren Wangen und küsste danach aufs Haar. Ich wollte Amy mit meiner Zuneigung nicht überfordern, auch wenn ich sie am liebsten ständig küssen würde und ihr sagen wie sehr ich sie liebte. Das war allerdings für sie im Moment viel zu viel. Sie hatte sich grade mal mit meiner Nähe angefreundet und einen Kuss hin und wieder ließ sie auch zu. Selbst vor ihrer Entführung hatten Amy und ich nicht viele romantische Gesten ausgetauscht. Wir waren zu beschäftigt gewesen uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Bei dem Gedanken musste ich leise lachen. Sie hatte mich damals wirklich sehr oft zur Weißglut gebracht und ich war irgendwie froh, dass sie diese Eigenschaft nicht verloren hatte. „Was hat es mit dieser ganzen Verlobung auf sich", hörte ich Amy sagen und erstarrte für einen Moment. Ich hatte erwartet, dass sie mich irgendwann danach fragen würde, allerdings hatte ich Gedacht, dass sie es noch ein paar Tage ruhen ließ. 

Nach Amys verschwinden hatte ich dem Rat weiß gemacht, dass ich mich bereits heimlich mit Amilia verlobt hatte. Aus irgendeinen Grund hatte ich gedacht, dass es die Suche erleichtern würde, doch ich hatte mich geirrt. Der Rat war davon nicht begeistert gewesen und hatte mir jeden möglichen Stein in den Weg gelegt, damit ich keine Fortschritte in meiner Suche machte. Meine Eltern wussten ebenfalls nichts davon und ich hatte immer noch vor sie denken zu lassen, dass wir bereits verlobt waren. Ich blickte Amy an und griff nach dem Amulett welches ich ihr während der Auswahl geschenkt hatte. Es war verbogen und es grenzte für mich an ein Wunder, dass sie es immer noch besaß. Niemand war auf den Gedanken gekommen es ihr wegzunehmen, damit sie wirklich keine Chance mehr selbstständig zurück zu mir zu finden. „Es ist mehr ein Versprechen gewesen", gestand ich und sie sah mich mit großen Augen an. Ich lächelte entschuldigend und schob sie von mir. „Wir haben uns versprochen nach all dem zu heiraten, aber ich werde dich zu nichts zwingen." Wenn du gehen und mich hinter dich lassen willst ist das okay fügte ich im Kopf hinzu und wandte meinen Blick ab. Es bestand eine Chance, dass Amy sich nie wieder ganz an mich erinnern würde und es gab noch eine größerer Chance, dass sie meine Gefühle nicht erwiderte. Gefühle konnten sich ändern, besonders unter den Umständen die ich mit mir brachte. An meiner Seite würde sie immer in Gefahr sein, nicht nur wegen dem Rat. Sie würde gezwungen sein sich den Regeln im Palast zu beugen. Wenig Kontakt zu Außenwelt. Immer hübsch aussehen und freundlich sein. Perfektion wurde besonders von der Königen erwartet. 

Meine Mum hatte sich schon seit Jahren damit abgefunden, aber vielleicht lag es auch nur daran dass sie aus dem Adel kam. Amilia war laut, aufgedreht und fröhlich. Sie war wie eine Wildblume in einen sonst perfekten Blumenbeet. Wenn ich nicht auf sie aufpasste würde man sie einfach zerstampfen. Ich wusste das ganze würde ihre Träume kaputt machen, aber ich konnte nichts daran ändern dass ich als Prinz geboren wurde. Nur mein Tod würde dafür sorgen, dass mein Titel an Elias weitergegeben wurde. Er war der nächste nach mir in der Thronfolge. „Woran denkst du", hörte ich Amy sagen und sie griff nach meinen Kinn. Sanft drehte sie meinen Kopf so dass sie mir in die Augen sehen konnte. „Daran dass ich nicht will, dass du genau so leiden musst im Palast wie ich. Ich will deine Träume nicht zerstören." „Ich weiß", erwiderte sie leise und dann lächelte sie mich strahlend an. „Aber du hast selbst gesagt, dass ich stärker bin als damals. Ich komm mit allem klar." Wenn das nur so wäre dachte ich und zog sie zurück in meine Arme. Ich schloss einen Moment die Augen und versuchte die Angst zu verdrängen die in mir herrschte. Amy war bei mir. Darauf sollte ich mich konzentrieren und nicht darauf was in der Zukunft lag. Zuerst musste ich mich um den Rat kümmern und dann konnte ich an ein Leben mit Amilia denken. „Erzähl mir noch mehr von dir", bat Amy und drehte sich in meinen Armen um. Sie lehnte sich mit dem Rücken an meine Brust und ließ den Kopf nach hinten an meine Schulter sinken. „Ich hab dir doch gesagt, dass es da nicht viel gibt", wich ich aus und sie verdrehte die Augen. Natürlich wusste sie, dass ich log, aber ich war auch nicht gewillt alles von mir zu erzählen. Viele Dinge in meinen Leben waren schwarz gekennzeichnet und ich wollte nicht, dass diese Dinge Amy Angst einjagten oder sie belasteten. „Na schön. Dann erzähl mir von Elias. Wie ist seine Auswahl ausgegangen?" 

Ich schmunzelte als ich an Elias Verlobte dachte. Sie war wirklich ein Drache im Schafspelz, aber genau das war es was mein Cousin an ihr liebte. Sie ergänzten sich und sie war für ihn in jeder Situation da. In den letzten Monaten hatte ich es kaum ausgehalten mit dem frisch verliebten Paar in einen Raum zu sein. Sie waren glücklich während ich mich jeden Abend schlaflos im Bett herum wälzte. „Elias hat sich mit May verlobt. Ich weiß nicht ob dir der Name etwas sagt." „Natürlich! Wie könnte ich May vergessen! Meine einzige Freundin während der Auswahl." Amy legte eine Hand über den Mund und schloss die Augen. Erinnerungen mussten in ihr aufblitzen und ich beneidete die anderen, dass es bei ihnen so einfach ging. Ein Name, ein Gesicht oder nur die Stimme und Amilia würde sich erinnern. „Jedenfalls planen sie ihre Hochtzeit für Mitte des Jahres. Soweit ich weiß wollte May dich auch dabei haben." „Na wehe wenn auch nicht! Sie hat mir nichts davon gesagt, dass es ihr richtig ernst mit Elias ist." Amy lachte leise und schüttelte den Kopf. Dann sah sie mich fragend an. „Wie fühlst du dich dabei?" „Elias ist mein Cousin und bester Freund", sagte ich schulterzuckend. „Wenn er glücklich ist ist das alles was zählt." „Ich muss unbedingt mit May sprechen", murmelte sie und ich schluckte schwer. May wusste, dass ich Amy gefunden hatte allerdings wollte ich nicht dass sie wusste wo sie war. Ein Mensch mehr der hiervon wusste würde eine weitere Gefahr darstellen und ich wollte May nicht auch noch in Gefahr bringen. Aktuell interessierte der Rat sich nicht für sie. Sie war aus gutem Haus und wirklich gut erzogen. Nun ja, das zeigte sie wenigstens auf den öffentlichen Veranstaltungen. „Ich kann ein Treffen vereinbaren", schlug ich schließlich vor und Amy strahlte mich förmlich an. „Außerhalb dieses Stadtteils. Deine Mutter wolltest du ja auch sehen." 

„Ja stimmt schon", gab Amy langsam zu und ein bedrückter Ausdruck tauchte auf ihren Gesicht auf. „Hey, was ist los?" Sie schüttelte leicht den Kopf und biss sich auf die Lippe. „Was ist wenn sie mich gar nicht sehen will? Ich bin einfach verschwunden und hab sie vergessen. Ich hab mich wahrscheinlich nicht mal während der Auswahl bei ihr gemeldet..." „Engel, das ist aber alles gar nicht deine Schuld", entgegnete ich und sie brachte etwas Abstand zwischen uns. Amy setzte sich wieder zurück ans andere Ende des Sofas und betrachtete ihre Handflächen. Erneut fragte ich mich was in ihr wohl vorgehen mag und wieso sie sich für das alles hier die Schuld gab. Sie war schlichtweg das Opfer von all dem hier gewesen. Von den Chaos das ich mitgebracht hatte als ich ihr leben betrat. „Trotzdem... Sie hat Schulden die sie nicht bezahlen kann. Unser Haus ist nicht im besten Zustand... Ich sollte bei ihr sein..." „Amilia, deiner Mum geht es gut, das verspreche ich dir. Ich hab ihr in der Zeit deines Verschwindens unter die Arme gegriffen", erklärte ich und sie schüttelte den Kopf. „Das hättest du nicht tun müssen." „Sie ist deine Familie, Amy und meine eventuelle Schwiegermutter. Das ist für mich selbstverständlich, dass ich ihr helfe." „Hat dir jemand schon mal gesagt, dass du das Herz am rechten Fleck hast", fragte sie leise und ich grinste sie an. Ich legte den Kopf etwas schief und entgegnete frech: „Nein, aber mir wurde vorhin gesagt, dass ich hinreißend bin." Sofort wurden Amy Wangen feuerrot was mich zum Lachen brachte. Dieses Mädchen würde mir irgendwann noch den Verstand rauben und ich würde ihn ihr willig überlassen.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Huhu,

ich bin aktuell eine fleißige Biene. So viele Kapitel in so kurzer Zeit gabs lange nicht mehr ^^

Eine Frage an euch: Ich hatte die Idee in Zukunft die Geschehnisse  um Logan direkt nach Amys verschwinden zu beleuchten. Wäre das interessant? Schreibt mir eure Meinung dazu in die Kommis!

Erinnerungen aus ScherbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt