In Erinnerungen schwelgen

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„Erzähl mir mehr von dir", bat ich Logan und er sah mich fragend an. Wir saßen uns auf dem Sofa im Wohnzimmer gegenüber und teilten uns eine warme Überdecke. Logan war noch dabei das letzte Sandwich zu verspeisen und wie ich feststellen musste besaß er nicht unbedingt die Tischmanieren eines Prinzen. Dafür konnte er ziemlich gute Sandwiches machen und ich verzieh ihm, dass er beim Essen mehr einem Hausschwein ähnelte. Ich reichte ihm eine Servierte und er wischte sich den Mund ab. „Was möchtest du wissen?" „Alles? Ich meine bis jetzt weiß ich nur, dass du der Prinz dieses Gott verdammten Landes bist, wir anscheinend verlobt waren und du nicht dein ganzes Leben im Schloss aufgewachsen bist. Das ist alles so schwammig!" „Weil nichts daran spannend ist, Amy. Ich bin ein Langweiler", konterte er und nahm einen Bissen des Sandwiches um Zeit zu schinden. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn misstrauisch an. „Das kann doch gar nicht stimmen. Ich meine... ich hab die Zeichnungen in deinem Block gesehen und du hast bestimmt einiges erlebt als du und Elias außerhalb des Schlosses gelebt habt." „Wir hatten Hausunterricht und durften so gut wie nie das Grundstück verlassen. Was wir natürlich trotzdem gemacht haben", antwortete er mir und ich musste dabei grinsen. Mir gefiel es irgendwie dass er schon immer seinen eigenen Kopf gehabt hatte. „Und das Zeichnen.... Ich hab mit vierzehn angefangen und festgestellt das ich gar nicht so unbegabt war. Ich hab mir einen Spaß daraus gemacht sie in der Stadt zu verschenken. An Menschen die sie halt wollten." 

Logan zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück. Eisblaue Augen beobachteten meine Reaktion. „Also haben ein paar nichts ahnende Bürger ein Original von Logan Blackhorn?" Ich musste bei dem Gedanken lachen, dass Bürger aus der Mittelschicht Bilder besaßen die wahrscheinlich einige tausend Dollar wert waren. „Tu nicht so als sei das etwas besonderes. Es sind nur mittelmäßige Zeichnungen", spielte Logan das ganze runter und ich beobachtete wie seine Wangen sich leicht rot verfärbten. Er war wirklich niedlich, wenn er schüchtern war dachte ein Teil von mir und ich kuschelte mich in ein Sofakissen ein. „Du hast mich gezeichnet und das ziemlich gut", stellte ich fest und er lächelte mich schief an. „Wie hätte ich dich auch nicht zeichnen können? Du gingst mir während der ganzen Auswahl nicht aus dem Kopf. Ich hab nach deinen Verschwinden versucht dich aus dem Gedächtnis zu zeichnen, aber irgendwie klappte es nie." Logan hielt inne und starrte über meinen Kopf hinweg. Sein Blick wurde trüb und als er weiter sprach war seine Stimme belegt. „Manchmal kam es mir so vor als wäre alles nur ein Traum gewesen. Als wärst du gar nicht echt gewesen."

 „Hey." Ich rückte etwas näher an ihm heran und griff nach seiner Hand. Sie schmiegte sich perfekt an meine und unsere Finger verschränkten sich wie selbstverständlich miteinander. „Ich bin aber echt und irgendwie hast du es geschafft mich wieder zu finden." Vielleicht könnte alles wieder gut werden dachte ich und lächelte ihn an. Logan seufzte und zog mich an sich. Ich saß nun halb auf ihm und halb auf dem Sofa. Verlegen sah ich weg und machte es mir zur Aufgabe die Decke wieder ordentlich über uns auszubreiten während ich fragte: „Wie war ich damals? Während der Auswahl?" „Du hast viel geweint", antwortete Logan langsam während er mir das Haar aus dem Gesicht strich. „Ich habe dich am Anfang sehr unglücklich gemacht, weil mein Egoismus dich in diese Situation gebracht hatte. Eigentlich warst du nie dafür gedacht die Auserwählte von Neu Denver zu sein." „Und warum war ich dann da?" Er lachte trocken auf und legte die Arme um meinen Bauch. „Ich hab doch gesagt ich war ein Egoist. Wir sind uns in der aller ersten Runde der Auswahl begegnet. Ich war eigentlich nur dort, weil ich neugierig war. Ich bin gestolpert und du hast mich ausgelacht." Bei der Erinnerung tauchte ein schmales Lächeln auf seinen Gesicht auf. Ich schmiegte mich an Logan und schloss die Augen. Vor meinen inneren Auge konnte ich mir das fast vorstellen. Ich musste so nervös gewesen sein, denn die Auswahl war nie etwas gewesen was ich gewollt hatte. Dann war mir Logan begegnet und war vor meinen Augen mit Akten im Arm auf die Schnauze geflogen. Bei dem Gedanken daran musste ich auflachen. 

Erinnerungen aus ScherbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt