07. Verwirrender Morgen

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𝒥𝓊𝓁𝒾𝑒𝓉

ALKOHOL hatte mir nie wirklich gut getan, aber gestern hatte ich definitiv zu viel davon getrunken. Mit einem gequälten Stöhnen wachte ich auf und bemerkte einen Arm um meinen Körper. Hatte ich mit jemanden geschlafen? Erschrocken fuhr ich herum, wobei mein Atem stockte. Als ich jedoch Joy schlafend neben mir liegen sah, entkam mir ein erleichtertes seufzen.

Was war gestern nur passiert? Ich erinnerte mich nur noch daran, dass ich Joy zum Tanzen aufgefordert hatte. Sicherlich konnte sie mir sagen, was passiert war. Zumindest hoffte ich das. Ich blieb noch einige Minuten bei ihr und dieser Wärme liegen, bevor ich mich sanft erhob. Gerade als ich im Badezimmer verschwand, klingelte der Wecker. „Gott.", hörte ich Joy genervt Stöhnen. Der Wecker verstummte.

Minuten später trat ich mit einem Handtuch um meinen Körper gewickelt nach draußen. Joy musterte mich. „Was ist gestern passiert?", fragte ich sie, während ich mich an den Türrahmen lehnte. „Du weißt nicht mehr was gestern passiert ist?", sie zog ihre Augenbrauen zusammen. Ich nickte langsam. Ihre Stimme klang anders. „Dir war schlecht. Wir haben die Party verlassen. Meine Ex hat angerufen als ich eine rauchen war. Dann sind wir hoch und haben uns schlafen gelegt.", meinte sie leise und erhob sich langsam. „Wieso lag ich bei dir?", ich legte meinen Kopf schief. „Du wolltest nicht alleine schlafen.", sie zuckte mit ihren Schultern und ging zu ihrem Kleiderschrank, um sich ein Outfit heraus zu suchen. Ich beobachtete sie nur. Sie verschwieg mir doch was.

Joy glitt an mir vorbei, weshalb ich einen Schritt vor ging. Die Tür schloss sich. Das Handtuch landete auf der Heizung. Ich wendete mich meinen Schrank und nahm mir einen weißen Slip und passenden Bh heraus, um beides nach und nach anzuziehen. Mein Blick glitt zum Spiegel, aber meine Gedanken waren ganz wo anders. Ich wollte wissen was gestern alles wirklich passiert war. Joy verschwieg mir etwas. Vielleicht war es nicht wichtig, doch wieso sollte man etwas verschweigen, wenn es nicht wichtig war?

Grübelnd schaute ich zu meinem Kleiderschrank und ging in meinem Kopf Outfit für Outfit durch. Ich zog mir einen kurzen Zimt grünen Rock, ein rosa T-Shirt und eine grüne, lange Wolljacke über. „wir sollten los", Joy kam aus dem Badezimmer, während ich mir meinen zweiten Schuh anzog. Nickend ging ich ihr nach. Sie trug einen langen schwarzen Rock und ein braunes Top mit weiten Ausschnitt, das ihr wirklich gut stand. „Wieso sagst du mir nicht was gestern wirklich passiert ist?", ich stellte mich zu ihr. „Du hast es vergessen, dann ist es doch sowieso nicht so wichtig gewesen.", ihr Stimme klang enttäuscht. Auch einwenig zickig. Ich seufzte.

„Deine Ex hat gestern angerufen?", wechselte ich das Thema. „Ja.", Joy distanzierte sich sichtlich wieder von mir. Obwohl ich keine Ahnung hatte wieso. Es gefiel mir nicht. Langsam nickend setzte ich mich auf meinen Platz und ignorierte den Typ neben mir. 

Gelangweilt malte ich auf meinem College Block herum und dachte über gestern nach. Ich war auf der Party gewesen, hatte getrunken -und zwar sehr viel, ich hatte getanzt. Viel. Und  jeden Typen weg geschickt der sich mir genähert hat. Sogar wenn ich Alkohol trank war ich zu schüchtern um mit Männern zu tanzen. Ich blickte zu Joy, die ebenso abwesend war wie ich. Ich hatte sie gebeten mit mir zu tanzen. Meine Wangen verfärbten sich rot und verlegen schaute ich weg. Meine Gedanken rutschten zu ihren Händen, die sich auf meine Taille gelegt hatten. Ich hatte darum gebeten. Ich biss mir auf meine Unterlippe und versuchte nicht allzu auffällig zu Joy zu schielen. Wir hatten getanzt. Und dann?

Was war dann gewesen?

Murrend erhob ich mich nach den letzten zwei Stunden und verließ mit Joy den Raum. Vier Stunden saßen wir in diesem Raum. Und nicht eine Minute konnte ich meine Gedanken zum Unterricht wenden. Ich knallte die Tür des Zimmers zu und schaute stur zu Joy, die sich langsam zu mir umdrehte. Ihre Augen scannten mich ab.

Sie untersuchte mich und wollte sichtlich wissen was genau mein Problem war. Sie wusste es. Sie wusste von allem was gestern Abend geschehen war und verdammt ich wollte jedes noch so kleinste Detail davon wissen. Egal wie schlimm es auch war. Egal wie sehr ich mich blamiert hatte. Sich nicht daran zu erinnern war noch viel schlimmer.

„Was ist gestern passiert.", meine Stimme klang anders. Kraftvoller. Joy blieb ruhig. Nur einen Schritt kam sie auf mich zu, doch es ließ mich unruhig werden. „Du willst wirklich wissen was gestern passiert ist?", sie zog ihre Augenbrauen zusammen. Ich nickte nur stumm. „Und du denkst du bist dafür bereit?", Joy kam mir noch einen Schritt näher. Ich nickte nochmal. Nur langsamer. War es wirklich so schlimm gewesen? „Kannst du dich noch an unseren Tanz erinnern.", ihre Hände umfassten meine Taille und ihr Körper berührte zart meinen. Ob ich mich daran erinnern konnte? Meine Gedanken hingen nur noch daran. Ihre Hände fühlten sich so verdammt sicher auf meinem Körper an, auch wenn sie es nicht sollten. Nicht durften. Ihre Augen betrachteten mein Gesicht.

„Ja.", krächzte ich leise. Sie beugte sich zu meinem Ohr herab. Ihr Atem kitzelte mich. „Und kannst du dich auch daran erinnern, dass du mich gebeten hast, sie auf deine Hüfte zu legen?", die Hitze fuhr durch meinen Körper. Ich schluckte. Oh ja. Mein Atem verschnellerte sich. Mein Herz setzte einen Moment aus. Mein Körper spielte mir Streiche. Er spielte vollkommen verrückt. Nur weil ein Mädchen mich berührte. Zu mir sprach. Gott was war nur falsch mit mir? 

Einen Moment hielt sie genauso inne. Und genau diese Sekunden die wir hier standen, prägten sich in mein Gehirn ein. Joy sah zu mir. „Du bist raus gerannt und musstest dich übergeben. Ich habe dich danach hier her gebracht.", ihre Augen fuhren über mein Gesicht, um meine Reaktion zu beobachten.

Peinlich berührt sah ich weg. „Muss dir nicht peinlich sein.", fügte sie leise hinzu. „Was ist dann passiert?", noch immer traute ich mich nicht zu ihr rauf zusehen. „Meine Ex hat angerufen als ich zum Rauchen runter gegangen bin.", erzählte sie weiter. Ich hörte zu. Aufmerksam. „du standest aufeinmal auch draußen.", sie lächelte leicht. „Schon auf der Party meinte ich zu dir, dass ich kein Experiment bin-", ich unterbrach sie verwirrt. „Wie meinst du das?",

𝗟𝗘𝗦𝗕𝗜𝝠𝗡 𝗟𝝝𝗩𝗘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt