18. Erfolglos

685 29 3
                                    

Emma, Juliet und ich saßen im Zimmer, schweigend. Das einzige was ausgetauscht wurde waren Blicke von Juliet und mir. Ihre Augen waren so göttlich schön. „Ich bin noch nicht so weit gekommen. Ich brauche mehr Informationen über die Menschen hier.", Emma seufzte und schaute erst zu mir und dann zu Juliet. Sie saß noch immer auf dem Bett und beobachtete mich. „Du solltest dich umsehen. Juliet und ich müssen das Haus noch aufräumen.", versuchte ich sie abzuschütteln. Sie sollte bloß heraus finden wer diese Sachen veröffentlichte. Ich wollte keine Freundschaft oder sonstiges mit ihr eingehen.

„Ich kann gerne helfen.", ich spürte deutlich, dass Emma sich zwischen Juliet und mich drängen wollte und das gefiel mir garnicht. „Geht schon.", meinte ich nur trocken und bekam ein langsames Nicken als Antwort. „Dann bis später.", Emma drehte sich zu ihrem Laptop. Mein Blick huschte zu Juliet, die sich eine Jacke anzog und mir zunickte. Als wir aus dem Internat waren legte mein Arm sich von ganz alleine um ihre Hüfte. „Emma verbirgt etwas.", murmelte sie leise und biss sich auf ihre Unterlippe. „Sie ist eifersüchtig.", murmelte ich und holte den Schlüssel des Hauses heraus.

Juliet packte eine Mülltüte und sah sich um. „Ich dachte es wäre schlimmer.", sie kicherte leicht. Zustimmend nickte ich und sammelte die ersten Becher auf. Als Juliet die Treppe hinauf ging, konnte ich nicht anders als zu Grinsen. Ich wusste, dass sie gleich wenn ich ebenfalls nach oben ging, vor dem Zimmer stehen würde. Sie bekam wohl nicht genug. Aber ich ebenfalls. Ich wäre nur glücklicher darüber, wenn Emma nicht die ganze Zeit in unserem Zimmer herum spuken würde. Ich ließ alles stehen und liegen und ging rauf. Da sah ich sie auch schon.

Juliet lehnte am Türrahmen und betrachtete das Zimmer. „Ich vermisse dein Stöhnen schon.", ich seufzte und kam ihr näher. Ihr Kopf drehte sich überrascht zu mir um. Ich stellte mich direkt vor sie und drückte ihren zierlichen Körper sanft gegen den Rahmen. „Ich würde gerne nochmal für dich stöhnen, Joy.", sie wurde mutiger und ihre Worte selbstsicherer. Es gefiel mir. „Ich weiß.", meine Hand streifte über ihre Wange. Ich kam ihr näher und legte meine andere, freie Hand auf ihre Taille. Ihre Augen fuhren mein Gesicht ab. Wenn sie diesen Blick auflegte, konnte ich nicht widerstehen. Sie verführte mich mit blicken, Worten und Berührungen. „Hey Leute, die Tür stand offen.", Emma trat plötzlich die Treppe rauf. Murrend drehte ich mich zu ihr um, wobei man mir deutlich meine Unzufriedenheit ansah. Ich wollte nicht mehr als ein oder zwei Stunden Zeit mit Juliet zu verbringen.

Und doch kam uns Emma immer wieder in die Quere. Sie tat das nicht, weil sie es ausersehen tat, sondern extra. Das alles machte sie extra. Ich sah es in ihren Augen. Sie wollte diese Zeit in dem Internat damit verbringen wieder eine Bindung zu mir aufzubauen, aber ich wollte das nicht. „Was willst du?", brummte ich genervt und warf Juliet einen kurzen Blick zu, die noch immer mit schnellem Atem und Lust gefüllten Augen an dem Türrahmen lehnte. Spätestens jetzt musste es meiner Ex vollkommen klar sein. Und Emmas Blick verdunkelte sich. Wie aufs Kommando.

Doch es interessierte mich nicht. Gott. Mein Blick huschte erneut über Juliet. Sie spürte es. Sofort. „Wer hat die Nachricht zugeschickt bekommen?", ihre Stimme zischte durch den Flur. Ich hob eine Augenbraue, gab aber nichts zu ihrem Ton bei. Es interessierte mich einfach nicht mehr wie sie darüber dachte oder wie sie sich fühlte. „Avery.", ich hielt meinen Blick indem von Emma. Sie war eifersüchtig. „Ich brauche ihr Handy und die Nachricht. Kann mich einer von euch zu ihr bringen?", ihre Augen glitten zu Juliet. „Ich räume hier noch weiter auf. Dann kann Joy dich bringen.", sie klang kraftvoll, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie wollte keine Schwäche vor meiner Ex zeigen. Verstanden nickte ich ihr zu und ging an Emma vorbei. Sie folgte mir. Als wir das Haus verlassen hatten, kam Emma neben mir an. „Also du und Juliet.", sie nickte in sich rein. „Ich dachte ihr seid nur Freunde.", ihre Augen scannten mich ab. Ich sagte nichts dazu, denn was sollte ich dazu schon sagen? „Ich wusste nicht, dass du mich so schnell vergessen kannst.", redete sie weiter und versuchte mich wohl so aus der Reserve zu locken. „ob du mich überhaupt geliebt hast?", ihre Stimme war leise. Natürlich hatte ich sie geliebt, zu sehr sogar. Nur war das Vergangenheit. Ich trug keine Gefühle mehr für sie in meinem Herzen. Weder Liebe noch hass. „Emma, du kennst die Antworten.", ich betrat das Gebäude. „Hast du sie schon gefickt?", zischte sie als wir vor der Zimmertür von Avery inne hielten.

Ich lachte auf und schüttelte meinen Kopf. Nicht dass das nicht stimmte, nur war es so lächerlich von ihr mich das zu fragen. Sie dachte doch nicht wirklich, dass ich ihr etwas über mein Sex oder Liebesleben verriet. „Aber sie dich nicht oder?", fragte sie lachend. Ich stoppte in meiner Bewegung. Meine Faust, die gerade an die Tür klopfen wollte, glitt wieder herab. „Denkst du wirklich sie will mehr als sich auszuprobieren?", Ihre Augen begegneten meinen. Gott, sie wusste verdammt nochmal ganz genau welche Knöpfe sie bei mir drückten musste. Ich klopfe an die Tür und versuchte ihre Worte zu ignorieren. Zu vergessen. Leider waren ihre Worte meine größte Angst. Auch wenn es sich nicht so anfühlte. Juliet fühlte sich so real an.

„Joy.", die Tür öffnete sich und Avery schenkte uns ein mattes Lächeln. „Wir brauchen dein Handy wegen der Nachricht.", erklärte ich ihr matt. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen und schien meine Erklärung nicht ganz verstanden zu haben. „Emma kennt sich mit Technik aus und kann heraus finden wer diese Nachricht geschickt hat.", führte ich das Ganze aus. „Achso klar.", sie kicherte und gab mir ihr Handy. Ich überreichte es Emma. „Danke für deine Hilfe.", Emma schenkte Avery eines ihrer berüchtigten, verführerischen Lächeln. Das konnte sie gut, denn damit bekam sie wirklich jede Frau herum. Auch mich damals.

𝗟𝗘𝗦𝗕𝗜𝝠𝗡 𝗟𝝝𝗩𝗘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt