8. Kapitel

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Regenpfote folgte seinem Mentor durch den Tunnel. Er behielt den braun-schwarz gestreiften Schwanz im Auge, bis sie auf der anderen Seite in den Wald traten. Schnell beschleunigte die Patrouille, da sie wegen dem Umweg, den sie nun gehen mussten, sich trotzdem nicht verspäten wollten.

Die Hälfte des Weges liefen sie den Weg, den sie jedes Mal nahmen, um zum Baumgeviert zu kommen. Doch nach der großen Eiche schlugen sie einen anderen Pfad ein. Er führte sie direkt zum Fluss und somit auch zur Zweibeinerbrücke.

Hoffentlich treffe ich Blattpfote auf der Versammlung. Vielleicht begegnen wir ihrer Patrouille schon auf dem Hinweg. Aber hoffentlich halten sie uns nicht auf und lassen uns gehen. Während er neben seinem Bruder und seinem Mentor lief, schossen ihm lauter Gedanken durch den Kopf.

Viel zu schnell kamen sie am Fluss an. Alles schien ruhig und friedlich zu sein, nur ein paar Frösche hörte man quaken. Selbst auf der anderen Uferseite rührte sich kein einziges Blatt.

Die Katzen drängten sich eng hinter ihrer Anführerin zusammen, als diese sich einen Schritt auf das Holz der Brücke wagte. Wolkenschauer und Weißdorn flankierten sie von beiden Seiten.

Plötzlich kam Bewegung in das Gestrüpp am anderen Ufer und eine große Gruppe von Katzen löste sich aus den Schatten. Sie mussten schon vor ihnen dort gewesen sein, doch niemand hatte sie bemerkt, weder gesehen, noch gerochen, da der Wind in die entgegengesetzte Richtung blies.

Morgenstern ließ sich keine Überraschung anmerken und zeigte auch keine Regung, als sich drei Katzen von der Patrouille lösten und auf sie zugingen. Morgenstern setzte sich, gefolgt von Wolkenschauer und Weißdorn, ebenfalls in Bewegung, bis sich die sechs Katzen in der Mitter der Brücke trafen.

Ihre Clans ließen sie auf der jeweiligen Uferseite zurück. Anführer, Stellvertreter und Heiler standen sich Schnauze an Schnauze gegenüber und begutachteten einander misstrauisch, bevor ein Wort gesprochen wurde. Regenpfote betrachtete die anderen Katzen mit gemischten Gefühlen. Er war ängstlich, misstrauisch und hoffend zugleich.

Finkenstern war nur eine Schnurrhaarlänge von Morgensterns Schnauze entfernt, genauso standen sich Kleeblatt, die zweite Anführerin des BaumClans und Wolkenschauer gegenüber. Auf der anderen Seite der Anführer standen sich der Heiler Buchenpelz vom BaumClan und Weißdorn gegenüber, doch sie wirkten weniger misstrauisch, da Heiler sich grundsätzlich aus Clanrivalitäten rauszuhalten hatten.

„Ihr befindet euch auf unserem Territorium! Das verstößt gegen das Gesetz der Krieger!", brach Finkenstern das Schweigen mit einem leichten Knurren in der Stimme. „Wir befinden uns nicht auf eurem Territorium, somit verstoßen wir gegen nichts", wiedersprach Morgenstern mit ruhiger Stimme. Sie ließ sich durch die Feindseligkeit des Anführers nicht aus der Ruhe bringen. „Wir bitten um einen Weg zum Baumgeviert, da die Trittsteine, wie deine Patrouillen sicherlich bemerkt haben muss, überschwemmt wurden. Der Weg ist für meine Katzen nicht sicher, daher haben wir gehofft, dass ihr uns zur Großen Versammlung lassen würdet." Weißdorn fügte noch mit genauso ruhiger Stimme hinzu: „Der SternenClan wäre sicherlich erzürnt, wenn ein Clan fehlen würde, nur weil man ihn aufgehalten hat."

Finkenstern legte seine Ohren an und schlug mit seinem Schweif auf den hölzernen Boden, doch er griff nicht an, wie Regenpfote zunächst gedacht hatte. Er schien angestrengt zu überlegen, was er davon halten sollte.

Nach einem Augenblick, von dem Regenpfote nicht wusste, ob er nur einen Herzschlag oder einen Mond gedauert hatte, spitzte Finkenstern die Ohren und sein Schweif kam zum Stillstand.

„Na gut! Wir lassen euch ohne weiteres ziehen. Wir werden euch sogar einen Geleitschutz geben!" fügte der BaumClan-Anführer großzügig hinzu, nachdem Regenpfote erleichtert aufgeatmet hatte. „Das ist sehr freundlich von dir, Finkenstern!", miaute Morgenstern höflich und winkte ihren Clan zu sich.

Sobald sich die wenigen BlitzClan-Katzen auf der anderen Uferseite befanden, schlossen die Katzen des BaumClans einen lockeren Kreis um sie. Es sollte nicht so aussehen, dass sie wie Gefangene eingekesselt und abgeführt wurden, doch in Wirklichkeit fühlte es sich fast genauso an. Ein Grund dafür war, dass der BaumClan zahlenmäßig überlegen war.

Gemeinsam setzten sich die beiden Clans in Bewegung. Finkenstern lief neben Morgenstern und schien mit ihr entspannt zu reden. Auf beiden Seiten liefen der Heiler und der Zweite Anführer der beiden Clans und schienen sich auch besser zu verstehen.

Regenpfote konnte nicht verstehen, wie sie nach so einer angespannten Situation entspannt miteinander reden konnten.

Er nutzte die Zeit, die sie für den Weg brauchten, um den anderen Clan zu mustern. Man begegnete ja nicht jeden Tag so einer großen Anzahl von Katzen, nur auf Großen Versammlungen. Viele Katzen kannte er bereits von seinen letzten beiden Versammlungen.

Er sah Tupfennase weiter vorne, die Älteste von der Sturmpfote ihm erzählt hatte und die er bei seiner zweiten Großen Versammlung persönlich getroffen hatte. Sie war wirklich sehr nett. Er konnte noch den Schüler Adlerpfote und seinen Bruder Graupfote neben Tupfennase sehen. Windflug und Streifenfell fielen ihm von der anderen Seite in seinen Blick, da man ihr helles Fell nicht übersehen konnte. Veilchenduft und Falkenauge waren auch dabei. Eine Katze konnte er noch erkennen, doch er wusste ihren Namen nicht. Nach angestrengtem Suchen entdeckte er auch endlich Blattpfote, die sich zu ihren Brüdern gesellte, doch er konnte nicht zu ihr gelangen.

Warrior Cats - Düstere SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt