12. Kapitel

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„Hallo Regenpfote! Endlich seid ihr da!", rief ihm Abendpfote, der jüngste Schüler, aufgeregt entgegen. Von einer Pfote auf die andere hüpfend, wartete er auf seinen Freund.

Regenpfote hatte sofort gemerkt, dass eine Unruhe und eine erwartungsvolle Spannung über dem Clan lagen. Schnell legte er seine Amsel auf den Frischbeutehaufen, oder besser gesagt, auf den Boden, dort wo eigentlich ein Frischbeutehaufen hätte sein sollen. Darüber machte er sich aber jetzt keine Gedanken, denn er wollte unbedingt wissen, was der Grund für die Aufregung war.

Mit Sturmpfote und Löwenpfote an seiner Seite gesellte er sich zu der Ansammlung von Katzen am Rande der Lichtung.

„Was ist denn los? Warum sind denn alle Katzen so aufgeregt?", kam ihm jedoch Löwenpfote mit seiner Frage zuvor.

„Flinkschweif bekommt ihre Jungen!", platzte es aus Abendpfote heraus. „Jetzt sofort? Auf der Stelle?", miaute Sturmpfote überrascht. „Ja! Jeder wusste, dass es bald so weit sein würde! Wo warst du denn mit deinen Gedanken?", fragte ihn Abendpfote.

Sturmpfote schaute angestrengt auf seine Pfoten, um dem roten Schüler nicht in die Augen blicken zu müssen. Regenpfote fand das irgendwie seltsam, doch er hatte schon bemerkt, dass sein Bruder manchmal ziemlich abwesend wirkte.

Ich werde ihn später fragen, was mit ihm los ist, schwor er sich.

Plötzlich ertönte ein Schrei aus der Kinderstube und die versammelten Katzen wurden noch nervöser. Entenfeder, der die Jagdpatrouille begleitet hatte und nun vor der Kinderstube wartete, lief unruhig auf und ab.

Kirschblüte kam zu ihm und versuchte ihn zu beruhigen.

„Es sind nicht ihre ersten Jungen. Sie wird schon alles gut überstehen! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen!", hörte Regenpfote seine Mutter miauen.

Es schien eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein, als endlich Weißdorn den Kopf aus der Kinderstube steckte und verkündete: „Die Jungen sind da!"

Entenfeder drehte sich sofort zu ihr um und fragte: „Wie geht es ihnen? Wie geht es Flinkschweif?" „Es geht ihnen sehr gut! Schau sie dir doch an!", lud ihn Weißdorn ein und trat zurück, um den Vater durchzulassen.

Blütenfell, Amselfeder und Maulwurfkralle drängten hintereinander in die Kinderstube, um die neuen Jungen ihrer Mutter sehen zu können.

Die Anspannung hatte sich gelegt und es wurde unruhig getuschelt. Nach einem Moment kam Weißdorn aus dem Bau und miaute: „Es sind zwei Kätzinnen und sie sind bei bester Gesundheit!"

Entenfeder kam nach ihr heraus und wurde von Glückwünschen übermannt. Selbst Morgenstern wünschte ihm alles Gute zu seinen Töchtern. „Das muss gefeiert werden! Heute Abend soll es ein Festmahl geben!", verkündete sie lautstark.

„Ja! Meine Patrouille bricht sofort auf, um Frischbeute zu besorgen!", miaute Tigerschweif und winkte ein paar Katzen mit dem Schwanz zu. Darunter waren Eichenfell, Sturmwind und Samtflügel.

„Darf ich auch mitkommen?", fragte Maulwurfkralle, bevor die Patrouille aufbrach. Er war gerade mit seinen Geschwistern aus der Kinderstube aufgetaucht und hatte Tigerschweifs Worte gehört. „Wenn du willst, dann komm!", gab er sein Einverständnis und somit verließen die fünf Katzen das Lager durch den Dornentunnel.

Abendpfote stupste Regenpfote mit seiner Pfote an, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. „Kommst du?", fragte er ihn.

„Wohin?", wollte Regenpfote wissen. „Na zu den Jungen! Oder willst du sie etwa nicht sehen?", wunderte sich Abendpfote. „Doch, will ich!" „Na dann, komm!", forderte er ihn auf.

Vorsichtig schlüpften sie durch das Loch in der Brombeerwand. Regenpfote spürte, wie die Dornen sein Fell streiften, doch keine blieb hängen oder pikste ihn allzu stark.

Noch bevor sich seine Augen an das schummerige Licht im Inneren des Baus gewöhnt hatten, roch er den Duft von frischer Milch, vermischt mit dem der neugeborenen Jungen.

Seine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit und er konnte Flinkschweif in der Mitte ihres großen Nests sehen. An ihrem Bauch lagen zwei kleine Jungen eng aneinander gekuschelt.

„Hallo Regenpfote, hallo Abendpfote!", begrüßte sie die Königin. „Hallo Flinkschweif! Wie geht es dir und deinen Jungen?", fragte Regenpfote. Neugierig trat er einen Schritt näher und spähte in das Nest, um genaueres erkennen zu können.

„Uns geht es gut! Ich bin nur ein wenig erschöpft", antwortete ihm Flinkschweif mit müder Stimme. „Komm ruhig näher, Abendpfote!", miaute sie an den jungen Schüler gewandt, der vor dem Eingang stehen geblieben war. „Schau dir meine Jungen an! Sind sie nicht bezaubernd?", schnurrte sie.

Abendpfote trat ebenfalls näher und betrachtete die Jungen. „Sie sind wirklich süß!", musste er zugeben.

„Hast du dir schon Namen überlegt?", wollte Regenpfote wissen.

„Ja, das habe ich! Das graugetigerte heißt Haseljunges und das braungetigerte nenne ich Blumenjunges." „Das sind aber schöne Namen!", miaute Abendpfote schnurrend.

Weißdorn tauchte mit Kräutern im Maul hinter den Schülern auf und legte diese vor Flinkschweif ab. „Das ist Borretsch. Er regt den Milchfluss an. Zerkaue ihn und schluck ihn dann runter!", wies sie die Königin an. „Danke!", miaute diese.

Weißdorn wendete sich nun an die beiden Schüler: „Ihr solltet jetzt gehen. Flinkschweif braucht Ruhe! Verstanden?" „Ja, haben wir und wir gehen schon!", miaute Regenpfote, während sie sich umdrehten. Hintereinander schlüpften sie wieder auf die Lichtung.

„Wie sehen die Jungen aus?", fragte Löwenpfote aufgeregt, der anscheinend auf seine Freunde gewartet hatte. „Sie sind so niedlich! Ganz klein und zart! Eines ist graugetigert und das andere braungetigert!", miaute Regenpfote. „Haben sie auch schon Namen?", wollte er wissen. „Ja, haben sie! Sie heißen Blumenjunges und Haseljunges!", antwortete ihm Abendpfote.

„Das muss ich unbedingt allen anderen erzählen!", rief Löwenpfote und rannte schon über die Lichtung zu seinen Eltern Hasenpelz und Sonnenfell. Nachdem sie die Nachricht gehört hatten, teilten sie sich auf und erzählten es weiter. Die Nachricht würde sich wie ein Feuer im Clan verbreiten, bis es jeder wusste.

Regenpfote trottete über die Lichtung, um es auch den Ältesten zu erzählen, denn sie würden sich bestimmt sehr freuen. Auf dem Weg nahm er noch die beiden Mäuse vom Frischbeutehaufen und schlüpfte in den Ältestenbau.

Warrior Cats - Düstere SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt