19. Kapitel

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Sturmpfote wusste nicht mehr, wie viele Gärten sie schon abgesucht hatten. Beim fünften hatte er aufgehört zu zählen. Sie waren schon auf hunderte Zäune geklettert und auf Dutzende Mauern gesprungen. Seine ganze Hoffnung und seine Zuversicht, das rettende Kraut doch noch zu finden, schrumpften dahin.

„Sollten wir nicht langsam umkehren?", fragte ihn Regenpfote zum zweiten Mal. „Die Sonne wird bald aufgehen und spätestens dann sollten wir zurück im Lager sein!"

„Ich will nur noch in diesen einen Garten schauen! Das ist der Letzte, versprochen! Wenn wir da nichts finden, kehren wir sofort um!", miaute Sturmpfote. Eigentlich glaubte er nicht daran, dass sie jetzt Glück hatten und das Gesuchte fanden, doch er wollte noch nicht aufgeben. Und wenn die Katzenminze tatsächlich hinter dieser Mauer wuchs, dann konnte er nicht jetzt schon umkehren, so kurz vor dem Ziel.

„Na gut. Aber dann verschwinden wir von hier!", gab Regenpfote nach. Regenpfote war bei den letzten Mauern immer unten geblieben, um Wache zu halten, so auch diesmal.

Auf der Suche nach Katzenminze hatten sie sich weiter in den Zweibeinerort vorgewagt. Nun waren sie von Mauern, Zäunen und Zweibeinernestern umgeben. Bis jetzt hatten sie glücklicherweise weder Zweibeiner, noch Hunde gesehen. Einmal hatten sie am anderen Ende einer Mauer eine fremde Katze erblickt, woraufhin sie in die andere Richtung gelaufen waren. Wahrscheinlich war es bloß ein Hauskätzchen gewesen, doch sie wollten es nicht darauf ankommen lassen. Einen Donnerweg hatten sie auch überquert, doch es hatten sich SternenClan sei Dank keine Monster gezeigt. Alles war still und friedlich gewesen.

Sturmpfote sprang auf die Mauer und spähte hinunter in den Garten. Wie bei allen anderen auch, erblickte er eine breite Grasfläche. Links und rechts standen ein paar verkümmerte Bäume. Neben einem Holunderstrauch entdeckte er einen Grasfleck, der ihm ungewöhnlich und doch vertraut erschien. Da stieg ihm ein unverwechselbarer Geruch in die Nase.

„Regenpfote! Komm hoch! Ich glaube, ich habe etwas gefunden!", rief er seinem Bruder zu, der unten wartete. Sofort sprang er ebenfalls auf die Mauer.

„Riechst du das?", fragte Sturmpfote mit glänzenden Augen.

„Ja! Das ist Katzenminze!", miaute Regenpfote und bestätigte somit Sturmpfotes Gedanken. „Wir haben endlich welche gefunden!"

Die beiden Brüder sprangen von der Mauer und rannten auf den Grasfleck zu, der sich als ein großes Büschel Katzenminze entpuppte.

Regenpfote fing sofort an, die froststarren Blätter abzubeißen und auf einen Haufen zu legen. Sturmpfote half ihm dabei.

Am Ende hatten sie einen guten Haufen Katzenminze zusammen. „Das sollte reichen. Damit kann Weißdorn alle Katzen heilen!", miaute Sturmpfote überglücklich.

„Jetzt sollten wir uns aber beeilen! Wir werden sicherlich schon vermisst!", erinnerte Regenpfote seinen Bruder. Er teilte den Haufen in zwei Bündel, die sie bequem tragen konnten.

Doch in dem Moment, als sie sich auf den Weg zurück machen wollten, erklang ein lautes Bellen aus dem Zweibeinernest vor ihnen. Erschrocken zuckten sie zusammen.

„Der Hund kann da nicht raus!", miaute Sturmpfote gedämpft. Hoffentlich, fügte er noch im Stillen hinzu.

Keinen Herzschlag, nachdem er das gesagt hatte, erhellten sich die bis jetzt dunklen Löcher im Zweibeinernest. Nacheinander wurden alle Löcher hell und dunkle Schatten bewegten sich dahinter. Wieder erklang das furchterregende Bellen eines Hundes.

Sturmpfote und Regenpfote hatten keine Zeit wegzulaufen. Die Tür des Zweibeinernests ging auf und ein Zweibeiner mit einem Hund tauchte auf. Als er die beiden Katzen mit der Katzenminze in ihren Mäulern sah, schrie er irgendetwas in einer unverständlichen Sprache.

Die beiden Brüder waren vor Schreck erstarrt und konnten sich keine Schnurrhaaresbreite bewegen, geschweige denn weglaufen.

Das ist das Ende, dachte Sturmpfote, als der riesige Hund mit lautem Gebell und Gekläff auf sie zuschoss. Er drehte den Kopf in Regenpfotes Richtung und sah seine Angst in den Augen seines Bruders widergespiegelt. Warum habe ich Regenpfote da hineingezogen? Jetzt werden wir beide sterben!

Warrior Cats - Düstere SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt