13. Kapitel

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Sturmpfote sah seinen Bruder im Ältestenbau verschwinden und folgte ihm. Eigentlich wollte er ebenfalls die Jungen von Flinkschweif sehen, doch Weißdorn hatte es ihm und Löwenpfote verboten, da die Königin jetzt absolute Ruhe brauchte, wie sie sagte.

„Hallo Regenpfote! Hallo Sturmpfote! Es ist schön euch zu sehen!", miaute ihnen Mauseschweif mit krächzender Stimme entgegen. „Kommt doch rein und setzt euch!"

Die beiden Brüder setzten sich vor die alte Kätzin und Regenpfote ließ seine mitgebrachten Mäuse vor ihr fallen. Es waren nur Mauseschweif und Zahnlos im Bau. Langstreif hatte mit den Kriegern draußen auf die Geburt der Jungen gewartet.

„Wie ich gehört habe, hat der BlitzClan neue Junge zu begrüßen!", stellte Zahnlos fest. „Woher weißt du das?", fragte ihn Regenpfote überrascht.

Zahnlos blickte sie mit einem schelmischen Ausdruck in den Augen an und miaute: „Meine Ohren sind noch nicht so schlecht wie ihr glaubt! Ich kann alles hören!"

Mauseschweif gab den alten Kater einen Klaps mit der Pfote und schnurrte: „Du hörst das, was du hören willst, alter Freund!" „Was hast du gesagt?", miaute dieser, doch man sah ihm an, dass er das nur aus Spaß sagte.

Mauseschweif schüttelte halb belustigt und halb genervt den Kopf, dann wandte sie sich wieder den Besuchern zu. „Sonnenfell ist vor kurzem zu uns gekommen und hat uns erzählt, dass Flinkschweif zwei Kätzinnen auf die Welt gebracht hat."

„Aber sie konnte uns nichts genaueres sagen! Wisst ihr etwas?", fragte Zahnlos mit leuchtenden Augen.

„Ja, deswegen sind wir ja eigentlich her gekommen. Flinkschweif hat ihre Jungen Haseljunges und Blumenjunges getauft! Die eine ist braun und die andere ist grau, aber sie sind beide getigert, das kann man schon erkennen!", erzählte Regenpfote.

„Regenpfote und Abendpfote haben sie schon gesehen. Sie waren außer Amselfeder, Maulwurfkralle, Blütenfell und natürlich Entenfeder die einzigen, die die Jungen schon gesehen haben. Ich und Löwenpfote wollten rein, doch Weißdorn hat uns nicht gelassen. Aber wahrscheinlich dürfen wir sie später sehen, wenn Flinkschweif sich ausgeruht hat!", miaute Sturmpfote.

„Ich werde sie mir auch ansehen! Junge sind ein Segen für den Clan. Neue Junge bedeuten neues Glück!", schnurrte Mauseschweif zufrieden. „Auch wenn sie einem beim Mittagschläfchen stören oder man ständig über sie stolpert!", bemerkte Zahnlos grimmig, doch jeder wusste, dass der Älteste es nicht so meinte. Wie jeder andere freute auch er sich über die Jungen.

„Die beiden Mäuse sind für euch. Ihr könnt sie ruhig essen! Es sind noch ein Vogel und zwei Kaninchen da und Tigerschweif ist soeben mit seiner Patrouille ausgezogen" Regenpfote wies mit einer Pfote auf die Mäuse, die er mitgebracht hatte und stupste sie in Mauseschweifs Richtung. „Das ist aber lieb, Regenpfote! Wir wissen es sehr zu schätzen, dass du dich um uns sorgst!", miaute Mauseschweif.

Sie nahm eine Maus auf und reichte sie Zahnlos, die andere knabberte sie selbst an.

„Bis später, Mauseschweif! Lasst es euch schmecken!", verabschiedete sich Regenpfote. „Auf Wiedersehen, Zahnlos!", verabschiedete sich auch Sturmpfote.

Der restliche Tag verging wie im Flug. Sturmpfote übte mit seiner Mentorin in der Mooskuhle ein paar Verteidigungstechniken. Das war reine Wiederholung und daher nicht besonders anstrengend. Regenpfote hatte die abendliche Grenzpatrouille begleitet und währenddessen noch einen Spatz gefangen. Den hatte er für das Festmahl bei Sonnenuntergang aufgehoben.

Jetzt war es soweit und der Clan versammelte sich, um die Geburt von Flinkschweifs Jungen zu feiern und gleichzeitig das Ende des Blattfalls. Es gab ausnahmsweise genug für jede Katze zu essen. Die Kaninchen hatte niemand angerührt, nur die Amsel war verschwunden. Die zweite Jagdpatrouille hatte noch fünf Mäuse, zwei Vögel und ein Eichhörnchen gefangen.

Sturmpfote aß gemeinsam mit seinem Bruder neben Löwenpfote und Abendpfote. Die Schüler teilten sich zwei Mäuse.

Es war natürlich kein so großes Festmahl, dass jeder seine eigene Frischbeute hatte, doch daran würden sie sich gewöhnen müssen. Vielleicht gab es in der Blattleere ja überhaupt keine Beute mehr und sie mussten für längere Zeit hungern!

Darüber dachte Sturmpfote bei jedem Bissen nach. Als die Maus schneller als gedacht verschwand und er immer noch Hunger hatte, schüttelte er beunruhigt seinen Kopf. Er wollte die bedrückenden Gedanken vertreiben und fing an, sein Brustfell zu putzen.

Langsam zerstreuten sich die Gruppen, die sich zuvor gebildet hatten und ein paar Katzen gingen zurück in ihre Nester. Andere blieben wiederum auf der Lichtung und nutzten die restliche Zeit zum Putzen, wie Sturmpfote es tat. Sie gaben sich auch gegenseitig die Zungen und erzählten von ihren Patrouillen.

Immer mehr Katzen schlüpften in ihre Baue, bis schließlich niemand mehr auf der Lichtung weilte. Sturmpfote lag schon lange neben seinem Bruder und schlief tief und fest. Dieses Mal träumte er nichts, weder erschien ihm Diamantenrose, noch hörte er fremde Katzen seinen Namen rufen. Es war alles still und dunkel. Nur ein Gefühl bahnte sich seinen Weg. Es war dasselbe Gefühl, das er nach der Jagdpatrouille vor dem Lager gehabt hatte. Das Gefühl, beobachtet zu werden, als ob Augen auf ihn hinabstarren würden.

Warrior Cats - Düstere SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt