9. 𝔗ü𝔯𝔠𝔥𝔢𝔫 - 𝔇𝔞𝔶 𝔇𝔯𝔢𝔞𝔪

68 8 0
                                    

von watching_ya

Er seufzte und stützte sein Kopf auf seine Hände. Geschichte der Zauberei war einfach das langweiligste Fach, das es gab. Professor Geist labberte sie bereits dreiviertel Stunde zu. Immer mit derselben monotonen Stimme nannte er irgendwelche Jahreszahlen, die was mit dem 1. Zauberkrieg zu tun hatten. Ein erneuter Seufzer kam von dem dunkelhaarigen Jungen.
Seine Augenlider fühlten sich immer schwerer an und er hatte Mühe, sie offenzuhalten. Trotzdem versuchte er sie mit ein paar Mal blinzeln wieder zu öffnen. Oliver Wood wusste, dass er bestimmt nicht der Einzige war, dem es so ging. Immer wieder merkte er, wie er kurz einnickte und sein Kopf aus seinen Händen rutschte. Jedes Mal konnte er es gerade noch so abwenden, nicht mit seinem Schädel auf die Tischplatte zu knallen. Es würde bestimmt eine heftige Beule geben, aber nichts konnte schlimmer sein, als von einem Klatscher vom Besen gehauen zu werden.
Seine Gedanken waren alles andere als beim Schulstoff und wenn interessierten die Zauberkriege, die vor über hundert Jahren einmal ausgetragen wurden. Niemand. Höchstens Hermine Granger vielleicht oder ein anderer Streber. Oliver dachte lieber über seinen Schwarm nach.
Weiche rote Lippen. Feuriges Haar, das genau die richtige Länge hatte, um seine Finger darin zu vergraben.


Wieder seufzte der junge Gryffindor.Tiefblaue Augen, die in der Sonne glitzerten wie die Wasseroberfläche eines Ozeans. Süße kleine Sommersprossen, die sich über die Nase zogen.Der Quidditch Hüter hatte das Gesicht des Jungen genau vor sich. Aber wie sollte er es ihm bloß sagen. Was, wenn er seine Gefühle niemals erwidern würde? Würde er dann eine andere Liebe finden? Seine Träumereien ließen Oliver erneut aufseufzen.Oliver Wood trat den kühlen Korridor hinunter, dabei hinterließen seine braunen Stiefel erdige Abdrücke auf dem Boden zurück. Ja, Filch würde bestimmt seinen Spaß haben, den Boden zu wischen. Der Rasen auf dem Quidditchfeld war so aufgeweicht gewesen, dass der Weg zu den Umkleiden ziemlich matschig geworden ist, also hatte sich der Hüter dazu entschieden, sich im Schlafsaal im Gryffindorturm umzuziehen. Seine braunen Haare klebten ihm auf der Stirn. Immer wieder lösten sich ein paar Tropfen von den Haarspitzen und perlten über seiner Haut ab. Die Kälte hatte sich durch den nassen Stoff bis in seine Knochen gefressen und ließen ihn frieren. Vermutlich konnte man seine klappenden Zähne durch den ganzen Korridor hören.


Der Gryffindor beschleunigte seine Schritte etwas. Er wollte möglichst schnell trockene Kleidung anziehen, sonst würde er sich noch eine Erkältung holen. Oder wie seine Mutter immer sagte: So holst du dir noch den Tod, Junge! Kurz schlich sich ein Schmunzeln auf seine Lippen, als er an seine Mutter dachte, wie sie eine Hand in die Hüfte stemmte und ihm mahnend einen Zeigefinger entgegenstreckte. Plötzlich wurde er von hinten gepackt und mit dem Rücken gegen die harte Mauer gedrückt. Blaue Augen starrten ihn an. Kurz stockte ihm der Atem, als er erkannte, wer da vor ihm stand. Percy Weasley. „Was soll das werden, Percy?", fragte der Junge mit den breiten Schultern. Gut, jetzt sah er durch die Schulterpanzer noch breiter aus. Sein Blick wanderte von Percys Augen zu seinen wohlgeformten Lippen. Wie es wohl wäre sie zu küssen? Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und die Schmetterlinge in seinem Bauch flatterten, als er seinen Kopf langsam nach vorne bewegte, um eben diese Lippen zu küssen. Wie sie wohl schmeckten?Percy stieß ihn etwas härter als erwartet gegen die Wand zurück, sodass Oliver ein kleines Stöhnen entfuhr.„Was fällt dir ein, Wood. Fünf Punkte Abzug für Gryffindor!"


Oliver sah sein Gegenüber erschrocken an. War das jetzt sein Ernst? Er öffnete seinen Mund, um dem Jungen zu widersprechen. Doch Percy legte ihm einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihm damit, dass er schweigen sollte. Langsam näherte sich das Gesicht des Rothaarigen Jungens. Er hatte ein unwiderstehliches Lächeln aufgesetzt. Oliver konnte kaum noch stillstehen. Erneut pochte ihm sein Herz bis zum Hals. Er glaubte schon fast, dass es zu sehen war. Die raue Steinmauer drückte ihm unangenehm in den Rücken. Da half nicht mal die Quidditchausrüstung. Bald würden diese süßen Lippen seine küssen. Die innere Unruhe wurde immer stärker. Warum musste Percy auch so mit seinen Gefühlen spielen? Ein Schauer ging durch seinen Körper und ließ ihn frieren. Lag es bloß an seiner nassen Kleidung oder lag es daran, dass er so aufgeregt war? Bald würde er wissen, wie sich diese Lippen anfühlten. Wie sie schmeckten.Percys Lippen waren nur noch Millimeter von seinen entfernt. Erneut fröstelte der Junge. Er merkte, wie sich seine Haut zusammenzog und eine Gänsehaut bildete. Oliver spürte den warmen Atem seines Gegenübers. Es fühlte sich an wie Hunderte kleine Feuer auf seiner Haut.


Der Quidditchspieler konnte nicht länger warten. Er packte Percy an den Schultern und drehte den Spieß. Nun war Percy derjenige, der zwischen Wand und Oliver eingeklemmt war.Oliver legte seine Lippen auf die des Jungen. Ganz kurz. Flüchtig. Er brachte wieder etwas Abstand zwischen sich und Percy. Das sommersprossige Gesicht hatte nun eine hübsche Rotfärbung bekommen. Von ihm ging eine angenehme Hitze aus. Etwas verlegen strich sich Oliver durch die feuchten Haare. Vielleicht war es doch zu früh gewesen? Unsicherheit kroch in seine Glieder hoch. Er kaute auf seiner Unterlippe und wartete auf eine Reaktion seines Gegenübers. Die Stille zwischen den beiden brachte Oliver beinahe um den Verstand. Warum sagte Percy denn nichts? Er wünschte sich so gerne irgendeine Reaktion. Egal ob positiv oder negativ.Dann, nach einer quälend langen Pause, packte Percy ihn an den Haaren und zog ihn verlangend zu sich. Seine weichen Lippen legten sich auf die des Hüters.Ein stechender Schmerz schoss durch seinen Kopf. Oliver stöhnte auf. Er schlug seine Augenlider auf und blinzelte benommen. Sein Kopf war auf der Tischplatte aufgekommen. Mit einer Hand rieb er sich die pochende Stirn. War er tatsächlich eingeschlafen? Es fühlte sich an, als ob er einen Quaffle an den Kopf bekommen hatte. Der Junge richtete sich auf und sah sich etwas verstohlen im Klassenzimmer um. Er hoffte wirklich, dass er keine Geräusche von sich gegeben hatte. Seine Mitschüler schienen aber genauso halb eingeschlafen zu sein. Erleichterung machte sich in seinem Körper breit. Froh darüber das die Stunde bald zu ende sein würde, richtete er seinen Blick wieder nachvorne zu dem Lehrer. Dieser Traum war einfach zu schön gewesen, als das er jemals wahr werden würde und das ließ sein Herz bluten.



𝔸𝕕𝕧𝕖𝕟𝕥𝕤𝕜𝕒𝕝𝕖𝕟𝕕𝕖𝕣 - 𝕎𝕚𝕫𝕫𝕒𝕣𝕕𝕚𝕟𝕘 𝕎𝕠𝕣𝕝𝕕 𝕆𝕊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt