Kapitel 14 - Alice und ihr Vater
**Alice POV**"Was?", fragte ich verwirrt und verzweifelt in den Hörer. Ich hatte zwar kein gutes Verhältnis zu meinem Vater, aber dennoch war das alles ein riesengroßer Schock für mich. "Ihr Vater liegt im Koma", erwiderte die Person am anderen Ende der Leitung. "Wieso?", stellte ich die Frage, auf die ich die Antwort schon wusste. "Ihr Vater hatte einen zu hohen Alkoholkonsum zu sich genommen." War klar. "Ähm, okay ... ähm. Und wo ist er jetzt? Also in welchem Krankenhaus." "Im Krankenhaus in Stadthagen." "Okay, danke für den Anruf. Ich werde schauen, dass ich kommen kann." Ohne auf weitere Worte von meinem Gesprächspartner zu warten, legte ich auf.
"Alice, alles okay?", fragte Ardy und fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht umher. "Ähm, klar ... ich meine nein ... also ... ähm ... unser Vater liegt im Koma", brachte ich heraus.
Stille. Unendlich bedrückende Stille. Ardys Augen verließen Tränen. Er weinte. Ich nicht. Nachdem was mein Vater mir angetan hat, würde ich nicht weinen. Nein, nicht wegen diesem Mann. Ardys saß da wie versteinert und weinte. Und ich, ich saß da und starrte nur an die Wand vor mich. Erinnerungen schwirrten durch meinen Kopf.
Mein Vater wie er wieder betrunken nach Hause kam und meine Mutter und Andre schlug.
Mein Vater wie er vor mir stand und mir eine scheuerte, weil ich ihn anschrie, weil ich wissen wollte wo Andre war.
Mein Vater wie er hämisch grinsend auf mich zu kam nachdem Ardy auch gegangen war.
Meine blauen Flecken.
Meine Narben vom Ritzen. Ich hatte mich wegen meinem Vater geritzt.
Und an seine Worte: "Du bist es nicht wert. Geh dich erhängen. Niemand braucht dich."
So viele Erinnerungen und nicht eine davon positiv. So viele schmerzerfüllte Erinnerungen. Und dann diese eine einzige Erinnerung, die mir am meisten weh tat.
Mein Vater wie er mich krankenhausreif schlug. Wie er immer und immer wieder auf mich einschlug, obwohl ich ihn anflehte es zulassen. Seine heimtückische Lache, die mir verriet das er dies nicht tun würde. Dass er mich wahrscheinlich töten würde und in diesem Moment war es mir egal gewesen. Ich wollte damals sterben.
"Alice!", schrie Ardy mich an. Ich antwortete ihm nicht. Ich war zu sehr von der Erinnerung an meinen beinahe Tod gefangen. Ja, beinahe Tod. Der Nachbar hatte mich gerettet. Ich hatte sehr viel Blut verloren und war bewusstlos gewesen. Und unser Nachbar hatte mich gerettet. Um genauer zu sein der Nachbarssohn. Er war ungefähr so alt wie Andre.
Und jetzt floßen auch meine Tränen. Den unser Nachbar war niemand geringeres als Andres ehemaliger bester Freund. Jan Meyer.
Jan Meyer saß mir gegenüber und sah mich an. Mein Lebensretter saß mir gegenüber und starrte mich an.
Und da machte es Klick. Jan Meyer und auch Cengiz Dogrul waren frühere Freunde von Andre. "Nein", hauchte ich und sprang auf. Sprang zurück vom Tisch. Das konnte nicht sein. Es konnte nicht sein. Es durfte nicht so sein.
Was wenn er es wirklich war? Was wenn es in deshalb so interessiert hätte, ob ich sauer bin auf meinen Bruder?
"Nein. Nein. Nein.", verzweifelt raufte ich meine Haare und brach zusammen. "Er kann es nicht sein", immer wieder murmelte ich diese Worte wie eine Mantra.
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He's my brother
FanfictionAlice Bora, 19 Jahre alt, Scheidungskind, 2 Brüder, Studentin (Psychologie), wohnt in Berlin. Jana Tjarks, 18 Jahre alt, keinen Kontakt zu Eltern, 1 Bruder, Studentin (Medizin), wohnt in Berlin. Die beiden sind beste Freundinnen seit Ewigkeiten. Au...