Kapitel 15

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Kapitel 15 - Tränen fließen
**Jana POV**

Wie ein Häufchen Elend saß Alice am Boden. So schnell wie sie jedoch einen Anfall hatte war er vorbei und sie sprang auf und rannte aus der Wohnung. Andre ihr hinterher. Minutenlange Stille.

"Was war das denn?", fragte Ardy. "Die Vorstufe einer Panikattacke", murmelte ich. "Warum?", fragte Cengiz. "Irgendetwas muss sie an etwas erinnert haben. Es muss mit ihrem Vater zu tun haben", murmelte ich vor mich hin. Wieso hatte Alice Jan angestarrt? Jan. Moment. "Oh mein Gott", hauchte ich.

Alice hatte mir von ihrem beinahe Tod erzählt als ich sie im Krankenhaus besucht hatte. Damals hatte sie geweint wie selten. "Was?", fragte Ardy mich und dann erzählte ich die ganze Geschichte. Das Jan ihr geholfen hatte, verschwieg ich.

Nachdem ich geendet hatte, starrte Ardy mich entsetzt an. "Wieso hat sie nie was gesagt? Wieso hat sie all die Jahre dieses Leid über sich ergehen lassen?", fragte  Ardy verzweifelt. Er begann zu schluchzen. Mein Bruder ging auf Ardy zu und schloss ihn in seine Arme. "Am Anfang hat euer Bruder gelitten, aber nachdem er verschwunden ist, hat sie hinhalten müssen", meinte ich. "Und ich hab sie alleine gelassen mit Dad. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte sie nicht alleine lassen dürfen. Ich hätte sie beschützen müssen. Und ich schmipfe über Andre, obwohl ich selbst nicht besser bin", schluchzte Ardy. "Ardy, hey. Alice gibt dir nicht die Schuld für das was passiert ist", flüsterte Taddl und strich ihm über den Rücken. Er verschwieg jedoch den Rest des Satzes und nicht nur er dachte so, sondern auch ich. Alice gibt sich die Schuld! Wieso weiß ich nicht? Und verstehen tue ich es gleich drei mal nicht.

**Alice POV**

Ich rannte und rannte. Tränen verwischten meine Sicht. Ich war irgendwo in Köln. Mutterseelenallein. So wie immer.

Wieso jetzt? Wieso musste ich ihn jetzt sehen? Wieso musste ich ihn überhaupt noch einmal sehen?

Ich will ihn nicht sehen. Ich will nicht noch einmal von ihm verletzt werden. Ich will nicht wieder wegen ihm weinen. Er hatte mich ihm Stich gelassen und jetzt weiß er vermutlich nicht mal wer ich bin ...

Anfangs ziellos irrte ich durch Köln. Irgendwo in dunklen Gassen trieb ich mich umher. Menschen auf den Straßen warfen mir komische Blicke zu. Sie alle blickten von oben auf mich herab. Ich konnte förmlich die Beleidigungen in ihren Blick hören. Aber das war mir egal. Mir war alles egal. Sollten sie dich gucken wie sie wollten. Sie kannten meine Geschichte nicht.

"Alice", rief jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah ihn. Den Jungen, der mich zu der gemacht hat, die ich jetzt bin.

"Bist du es?", fragte ich nur.

Er starrte mich an. Minutenlang ohne ein Wort zu sagen.

"Ja, ich bin dein verschwundener Bruder", brachte er dann heraus.

Ich hatte ihn tatsächlich gefunden. Meinen verschollenen Bruder. Andre Bora.

Oder sollte ich eher sagen: Andre Schiebler ...

He's my brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt