Kapitel 12

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"Das älteste und stärkste Gefühl ist Angst, die älteste und stärkste Form der Angst, ist die Angst vor dem Unbekannten."
-H.P. Lovecraft

Es war dunkel um mich herum. Ich blinzelte heftig in die Dunkelheit. Mein Atem beschleunigte sich und mein Puls schoss in Sekundenschnelle in die Höhe.

Die Dunkelheit, wie ich sie hasste. Es gab fast nichts was ich so sehr hasste, wie sie. Sie war gefährlich und unvorhersehbar und dunkel. In ihr lauerte das Unvorhersehbare und Unbekannte. Und sie drohte mich zu verschlucken.

Nur Schemen waren noch in diesem, am Mittag noch so erhelltem Raum, zu erkennen. Die Schemen vom Schreibtisch und dem Stuhl, die aber auch schon kurz davor waren für immer in der dunklen Dunkelheit der Nacht zu verschwinden.

Das Zimmer war bis auf das gleichmäßige Ticken der Uhr und dem Atmen meiner Zimmergenossin oder auch, was es für mich besser trifft, Zellengenossin erfüllt.

Ich schluckte und zog mir die Decke bis zu der Nase.

,,Teresa?" flüsterte ich vorsichtig in die Dunkelheit.

Keine Regung.

Ich lugte leicht über die Bettdecke zu dem Bett neben meinem. Teresa lag noch immer ruhig schlafend unter ihrer Decke und ich fürchtete mich zu Tode.

,,Teresaaaaa?" flüsterte ich nun etwas lauter.

Ein Brummen war vom Nachbarbett aus zu hören und das Geräusch das entstand wenn sich jemand auf die andere Seite wälzte.

,,Teresa!" flüsterte ich nun noch lauter und eindringlicher.

,,Was?" murmelte meine Zellengenossin.

,,Da ist etwas!" flüsterte ich und lugte zu Teresa die noch im Halbschlaf in meine Richtung gedreht lag.

Ihre dunklen Locken lagen ihr halb im Gesicht und ihre halbgeöffneten, blauen Augen strahlten wie die einer Katze in der Nacht.

,,Was war da?" murmelte sie wieder schlaftrunken.

,,Ein Geräusch. Unter meinem Bett! Da ist etwas." meinte ich leise.

Teresa stöhnte und rollte sich wieder auf die andere Seite.

,,Da ist nichts. Schlaf weiter." flüsterte sie und dann wurde es still und ich vernahm wieder ihr gleichmäßiges atmen.

Verärgert biss ich mir auf die Unterlippe. Jetzt lies sie mich auch noch im Stich. Wie sollte ich das Monster unter meinem Bett besiegen, ganz allein?

Da half wohl nur eins. Ich würde keine Minute länger in diesem Zimmer bleiben. In diesem Zimmer, in dem es vor lauter Monster und unzurechnungsfähigen Mitbewohnerinnen nur so wimmelte.

Vorsichtig schlug ich die Decke auf und setze mich vorsichtig auf, dann kroch ich bis zum Bettende. Ein Blick auf Teresa bestätigte mir, dass sie noch immer schlief.

Na schön. Von der Bettkante bis zu der Tür waren es ungefähr 2 Meter. Das würde ich schaffen, bevor das Monster unter meinem Bett überhaupt realisierte, dass ich Fluchtpläne hegte.

So leise wie möglich atmete ich tief ein, dann sprang ich schnell und dennoch versucht leise aus dem Bett und rannte zur Tür. Obwohl ich stolperte schaffte ich es trotzdem sie aufzureißen, rauszustürmen und hinter mir zuzuziehen ohne dass ich als Monsterfrass endete.

Erleichtert schnappte ich nach Luft, denn nach diesem kleine Sprint war ich ein bisschen außer Atem.

Dann tapste ich leise über die kalten Fliesen des leeren Ganges, der mit großen Lampen an der Decke erhellt wurden. Sie flackerten gefährlich und ich bangte, dass jedem Moment auch hier die Dunkelheit herrschen würde.

Eine Weile lang irrte ich nur durch die Gänge und bog an jeder Biegung die es gab ab um so weit es ging von meinem Zimmer wegzukommen. Langsam fing ich auch an an den Füßen zu frieren, da ich immer ohne Socken schlief und die Fliesen wirklich eisig kalt waren.

Immer wenn ich Schritte auf mich zukommen hörte, huschte ich schnell um die nächste Ecke, damit mich ja niemand zurück in mein Zimmer bringen konnte, denn dahin wollte ich nie wieder. Und erst garnicht bei Nacht.

Als dann wieder Schritte lauter wurden, rannte ich, obwohl ich nicht erkannte von welcher Seite sie kamen, so schnell wie es ging zur nächsten Ecke und bog um diese.

Da ich aber nicht aufpasste und während des um die Ecke biegens meinen Kopf nach hinten gedreht hatte, kam es wie es wohl kommen musste.

Ich knallte volle Kanne in jemanden hinein und prallte an demjenigen ab.

Mit einem hohen Quietschen flog ich durch die Luft und landete dann mit einem Plumps auf dem Boden.

Erschrocken und nach Luft schnappend sah ich in dunkle braune Augen. Diese gehörten, wie ich nach mehrmals heftigen Blinzeln feststellte, einem blassen Jungen in meinem Alter, mit honigblonden und wirren Haaren.

Dieser sah mich verwirrt an und wollte wahrscheinlich irgendetwas sagen, was ich daran erkannte das er seinen Mund öffnete. Jedoch wurde das von der Person neben ihm verhindert, da diese mich packte und auf die Beine zog.

Und jetzt erkannte ich auch die zweite und ältere Person neben dem Blondschopf. Es war kein Geringerer als Mister Rattengesicht, der mich grimmig musterte.

,,Miss Catherine. Was machen sie hier so spät noch auf den Gängen? Sie sollten schon längst im Bett sein." meinte er mit schmieriger Stimme und umschloss mit einen starken Griff meinen rechten Oberarm.

,,Nein muss ich nicht. Ich geh nicht in dieses Zimmer zurück! Und erst Recht nicht in mein Bett." fauchte ich.

Der Mann stöhnte genervt auf und murmelte etwas dass sich ganz stark nach ,,Nicht schon wieder." anhörte. Ich schnaubte verärgert.

Dann meinte er jedoch in wieder angemessenem Tonfall: ,,Was auch immer der Grund für Ihr erneutes Missfallen dieses Zimmers ist, es kann bis morgen warten. Jetzt werden sie zuerst zurück in ihr Bett gebracht."

Und dann zog er mich auch schon den Gang entlang in die Richtung des Horrrorraumes.

,,Nein, ich will nicht. Lassen sie mich los. Da ist ein Monster unter meinem Bett! Es wird mich fressen wenn sie mich zurück bringen." schrie ich und zerrte an meinem Arm um ihn aus dem Griff des Mannes zu entreißen.

Hilfesuchend blickte ich nach hinten zu dem fremden Jungen. Der trug aber nur ein belustigtes Grinsen im Gesicht.

Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und streckte ihm die Zunge heraus.

So ein blöder Idiot!

Keuchend schlug ich die Augen auf und blickte um mich. Ich setzte mich schwer atmend auf und schlug mir die Hände vor die Augen um mich zu beruhigen und mir übers Gesicht zu wischen. Nicht schon wieder. Mein Puls raste wieder und war bestimmt schon weit über die 100 gelangt.

Wieso ich? Wieso musste ich Alptäume haben. Ich entfernte die Hände von meinen Augen und blinzelte in die Dunkelheit um einen Blick auf die Jungs neben mir zu erhaschen, die, was hatte ich auch anders erwartet, noch friedlich schliefen und schnarchten und was auch sonst noch.

Keiner war keuchend und schwitzend aufgewacht und keiner trat um sich im Schlaf. Nur ich.

Erschöpft lies ich mich wieder zurück in die Hängematte sinken. Einen Moment Zwang ich mich dazu ruhig zu sein und mir einen klaren Kopf zu schaffen. Doch das half leider nicht. Denn wie auch letzte Nacht konnte ich mich nicht erinnern was ich geträumt hatte.

Klar, es war üblich, das man seine Träume vergisst oder sich manchmal nicht mehr daran erinnert was man geträumt hatte. Doch nicht zwei Mal hintereinander bei einem Alptraum. Der Nachteil eines Alptraumes war doch eigentlich, das man jedes grausige Detail im Kopf behielt.

nightmares (maze runner) | abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt