31 | STOCKHOLM

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„Du solltest was essen.", ertönt Siths Stimme und giftig drehst du deinen Kopf zu ihm. „Wie denn?", fragst du ihn zynisch und hebst deine Hände, die immer noch zusammen geknotet sind.

„Du musst es nur sagen, wenn ich dich füttern soll.", lacht er belustigt. Du verdrehst deine Augen und lehnst dich in deinem Stuhl zurück und starrst durch den Raum.

Hier ist platz für bestimmt 20 Leute, dennoch seid ihr die einzigen die hier essen. Wobei nur Sith isst, du hast zwar Hunger, aber kannst durch die Handschellen das Brötchen nicht in die Hand nehmen.

„Hazel.", sagt er nach einer Weile. Genervt drehst du deinem Kopf zu ihm, während du ihn ansiehst überlegt sich dein Gehirn tausende von Szenarien wie du ihn umbringen kannst.

„Noch wirst du es nicht verstehen, aber wie bei Negan wird sich alles fügen und in einigen Wochen wirst du mich ansehen, wie du Negan ansiehst.", er greift über dein Tisch und nimmt dein Kinn in seine  Hand. Vorsichtig streicht er mit seinem Daumen drüber. „Du wirst lernen mich zu lieben."

„Was denkst du wer du bist?", zischt du ihm hasserfüllt entgegen. Wieder Mal wird die klar, wie sehr du dich in Sith getäuscht hat. Doch er hat seine Rolle perfekt gespielt, erst jetzt wird dir klar was für ein Psychopath er ist.

„Übertreib deine Rolle nicht!", knurrt er und wütend springt er auf. In der Bewegung schmeißt er seinen Teller runter der klirrend am Boden zerbricht — zu seinen Wutausbrüchen sind Negans wirklich nichts.

Kurz zuckst du zusammen und starrst auf die Scherben die im ganzen Raum verteilt liegen. „Ich glaube ich muss dir das ganze noch mal genau erklären.", sagt er und ein ungeheures Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht auf.

Er umrundet den Tisch und kommt auf dich zu, den Blick den er dir dabei zuwirft, kommt den eines Jägers der seine Beute fixiert gleich. In dir zieht es sich zusammen, am liebsten würdest du dich klein in eine Ecke zusammenrollen, doch das zeigst du ihm nicht. Du darfst jetzt nicht aufgeben.

Du hebst deinem Blick und trotzig schaust du ihn an. In einer Bewegung zieht er dich hoch und während er dich durch die Gänge zieht, stolperst du hinter ihm her.

Ab und zu schaffst du es — für eine Millisekunde — einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen, doch viel erkennst du nicht. Das alte Krankenhaus steht umzingelt von einigen wenigen Häusern die ihre besten Tage auch schon hinter sich haben.

Einmal bist du stehen geblieben, als du von etwas geblendet wirst, doch als du rausschaust, siehst du nichts außer leere Straßen. Sofort hat Sith dich weiter gezogen und dich in sein Schlafzimmer gebracht.

Er läuft vor dir auf und ab und scheint eher mit sich selbst zu sprechen. Du sitzt auf dem Bett und wieder schaust du über aus dem Fenster. Verwirrt runzelst du deine Stirn als wieder ein Licht auf dich fällt — doch keine Sekunde später ist auch diese Reflexion  so schnell verschwunden, wie sie auch gekommen ist.

„Du wirst mich lieben.", mit diesen Worten kommt er auf dich zu. Seine Miene ist verschlossen und nur seine Augen strahlen etwas aus — für dich ist es das Funkeln des puren Bösen.

„Du kannst Liebe nicht erzwingen.", hauchst du leise und laut lacht Sith auf. Er scheint sich gar nicht mehr einzukriegen, als er abrupt stoppt.

„Bei Negan hat es auch funktioniert und-" „Ich liebe ihn!", unterbrichst du ihn sofort. „Nein!", brüllt er laut und seine Hand schellt um dein Hals, erschrocken pustest du Luft aus, während der Druck um deinen Hals fester wird.

„Du liebst ihn nicht wirklich — er hat dich entführt und nun empfindest du für ihn Sympathie, aber sie ist nicht echt!", wahnsinnig sieht er dich an. Ein krächzen verlässt dein Mund und seine Augen werden groß, als er sieht, dass er dich immer noch würgt. Vorsichtig lässt er deinen Hals los und streicht federleicht darüber.

„Ich weiß, es ist schwer zu akzeptieren. Aber ich bin für dich da...", murmelt er. Von der ein auf der anderen Sekunde ändert er seine Stimmung. Das einzige was du dich fragst, wie gut er sich bei Negan versteckt hat. Wie er seine Maske wahren konnte, nicht für eine Sekunde hast du gedacht, dass er ein Psychopath ist. Aber das scheint es zu sein; sie können sich zunächst gut verstecken, doch erfährt man von ihrem wahren Ich — hält sie nichts mehr auf.

Am liebsten willst du ihn anschreien wie krank er ist, wie falsch sein denken ist; doch das würde ihn nur noch wütender machen. Irgendwie musst du ihn überzeugen. Du musst sein Spiel mitspielen, erst dann würde er unvorsichtiger werden und du könntest fliehen.

Zurück zu Negan gehen. Fast hättest du sehnsüchtig aufgeseufzt. Du vermisst ihn, so sehr hast du noch nie einen Menschen vermisst — abgesehen von deinem Eltern — doch im Gegensatz ist Negan noch da. Noch lebt er, doch du weißt nicht wo er sich befindet. Dein Herz sehnt sich nach seinen Berührungen, seinen Duft, die Art wie er dich anblickt — als wärst du der einzige Mensch der ihm wirklich was bedeutet.

„Ich werde dir Negan aus den Gedanken vertreiben und dann bin nur noch ich da...", spricht er weiter. Du spürst seinen Atem auf deinen Lippen, während sich seine Hand um dein Nacken schließt und dich somit fixiert. Alles in dir schreit, du sollst dich wegdrehen, ihm nicht die Chance geben. Doch der Teil in dir, der überleben will, siegt.

Immer noch sitzt du stocksteif auf seinem Bett, als er seine Lippen auf deine legt. Angewidert verziehst du dein Gesicht, zunächst erwiderst du den Kuss nicht. Es fühlt sich einfach falsch an, aber du musst jetzt deinen Plan treu bleiben.

Gerade als er sich lösen will, erwiderst du zaghaft den Kuss. Sofort intensiviert er den Kuss und drückt dich in Richtung der Matratze, Ekel überkommt dich, doch halbherzig erwiderst du seine Küsse.

Du versuchst dir vorzustellen, dass es Negans Küsse sind, das es seine Hände sind die sich unter deine Klamotten schieben, doch als er seine Hand fest um deine Brust schließt löst du dich panisch von ihm.

„Psst.", flüstert er leise und sieht dich mit geschwollen Lippen an. „Ich weiß, es ist ziemlich viel für dich, aber ich verspreche dir; bald wirst du nicht mehr an Negan denken."

Zu deinem Glück löst er sich von dir, mit aufgerissen Augen starrst du ihn an, während er fröhlich grinsend aus dem Zimmer geht. Hinter dir schließt er die Tür ab, doch das kriegst du nicht mehr mit.

Viel zu sehr kreisen sich deine Gedanken um Negan, auch wenn du die Küsse von Sith erwidert hast, um sein Vertrauen zu gewinnen, fühlst du dich miserabel. Du hast zugelassen das er dich berührt.

Ekel überkommt dich und automatisch fängst du an zu zittern. Am liebsten willst du duschen gehen um dieses Gefühl abzuwaschen. Doch du liegst eingesperrt und alleine in einem Schlafzimmer.



Danke für 4k reads! <3

blue eyes - neganWo Geschichten leben. Entdecke jetzt