10. Dezember

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„Sag mal bist du vollkommen bescheuert?", ranzt Bayley mich an, nachdem sie und Kaylie mich jeweils an einem Arm in unser Zimmer gezerrt und dann mit voller Wucht die Türe zugeknallt haben.

„Ja genau", fällt Kaylie mit ein und schießt aus ihren dunkelbraunen Augen Blitze auf mich, „was fällt dir ein sowas zu Dad zu sagen?"

„Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat", versuche ich leicht stotternd diese absolut unumkehrbare Situation wieder geradezubiegen.

Bayley lässt meinen Arm los und ich bin mir jetzt schon sicher, dass die Stelle, an welcher sie mich gepackt hatte, einen unschönen blauen Fleck geben wird. Mit verschränkten Armen schüttelt sie den Kopf und verdreht unter ihren gemachten Wimpern ihre Augen. „Du bist echt richtig dumm. Also so wirklich. Gott, womit habe ich nur so eine dumme Schwester verdient?"

„Es tut mir Leid. Wirklich", setze ich erneut an, „und vielleicht hat das ganze auch sein Gutes? Wenn wir die Brodyns besiegen, dann haben wir endlich Ruhe von Dads andauerndem Rumgeheule, dass er mit einem Sohn viel mehr anfangen könne und, dass die Brodyns seine Kinder seine sollten, damit er auch mal mehr Ice Hockey mit denen spielen könnte, die es auch können bla bla."

Bayley beißt sich auf die Unterlippe und sieht zur Seite und ich weiß ganz genau, dass sie das tut, um mich nicht vollends anzuschreien.

Kaylie sieht mich böse an. „Genau das ist doch der Punkt Alory. Wir können doch nicht einmal annähernd so gut Hockey spielen wie die. So wie die spielen, ist es wahrscheinlich sogar Selbstmord. Stell dir mal vor wir hätten nachher keine Zähne mehr, nur weil die komplett durchziehen."

Mit der rechten Hand fasse ich an meinen Mund. Ohne Zähne wäre es ja auch irgendwie doof. Und meine Mutter würde durchdrehen, weil alle Bilder, auf denen ich lächeln würde, aussehen würden, als wäre ich wieder in der Grundschule.

„Oh mein Gott, Mom", rufe ich aus und haue mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Sie wird das niemals erlauben. Vielleicht können wir sie überreden, dass sie mit Dad spricht und ihm sagt, dass sie absolut nicht will, dass wir das machen?"

„Na dann viel Spaß", sagt Bayley verächtlich, „du kannst uns ja dann erzählen wie es gelaufen ist."

Verwirrt schaue ich zwischen meinen Schwestern hin und her. „Wie jetzt. Kommt ihr nicht mit."

„Oh nein, die Suppe hast du dir selbst eingebrockt, dann kannst du sie auch alleine auslöffeln."

-

„Mommy?", sage ich in meiner allerliebsten Tochter Stimme und bin froh, dass ich sie endlich mal alleine erwischen konnte.

Mit einem breiten Lächeln kommt sie auf mich zu und zieht mich in ihre Arme, wobei ich darauf achte mit meinem weißen Pullover nicht gegen den großen roten Weinfleck auf ihrem Oberteil zu stoßen. Den kann ich jetzt so gar nicht gebrauchen.

„Was ist denn mein Liebling?"

Laut seufze ich auf und lehne meinen Kopf gegen ihre Schulter. „Mir ist das eben einfach so rausgerutscht, eigentlich will ich doch gar nicht gegen die Brodynjungs spielen. Wir wissen ja beide, dass sie uns absolut überlegen sind, nicht wahr?"

Laut lacht sie auf. „Aber das ist doch eine ganz wunderbare Idee. Wir hätten das schon viel früher machen sollen. Das macht bestimmt eine Menge Spaß."

„Spaß?!" Meine Augen weit aufreißend und den Mund leicht geöffnet sehe ich sie fassungslos an. „Hast du gerade gesagt, dass es Spaß machen wird? Das wird mit Sicherheit schmerzhaft und niederschmetternd, aber definitiv nicht spaßig."

Silent Sparkle - Adventskalender 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt