17. Dezember

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Das Zähneknirschen Kaylies weckt mich mitten in der Nacht auf. Sowieso kann ich überhaupt nicht gut schlafen, nachdem wir heute den Muskelkater von gestern noch vertieft haben und wieder Nachhilfe im Eishockey hatten.

Leise seufzend ziehe ich meine Arme unter der Bettdecke hervor und lasse meine Arme dann auf die fluffige Bettwäsche sinken. Die kalte Luft, welche durch das geöffnete Schlafzimmerfenster zieht, lässt mich sofort ein wenig klarer denken, was mir definitiv lieber ist, als die ganze Zeit in leichten Schlaf versetzt zu werden, nur um dann wieder mit einem Ruck aufzuwachen.

Mein Blick gleitet zum Fenster, durch das der helle Mond sich zwischen den zugezogenen Gardinen versucht, durchzuschieben. Einzelne kleine Flocken fallen in der Dunkelheit auf den Boden.

Wie viel müsste es schneien, bis ich aus dem Fenster direkt in den Schnee springen könnte? Mit der Zunge gehe ich über meine Lippen und taste im Dunkeln nach dem Labello, den ich abends irgendwo auf mein Bett geworfen hatte.

Meine Hände sind auch ziemlich trocken und obwohl ich nicht wieder damit anfangen will, lässt mich der Gedanke daran, dass ich morgen dann raue Hände haben würde, nicht los. Im Mondschein sehe ich die Handcreme meiner schlafenden Schwester auf ihrem Nachttisch stehen und obwohl ich genau weiß, wie sehr sie es hasst, wenn ich mir einfach ihre Sachen nehme, die wie immer irgendwelche viel zu teueren Highendprodukte sind, schwinge ich leicht ächzend meine Beine über die Bettlehne.

Meine nackten Füße treffen auf den weichen Teppich, der auf dem Boden liegt und versinken leicht darin, als ich die Bettdecke nun vollends zur Seite schiebe und mich aufrichte. Leise und fast mit der Anmut einer Balletttänzerin bewege ich mich vorsichtig vorwärts, Kaylie und Bayley im Blick, um sie nicht aufzuwecken. Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht, als ich meine Haare über die Schulter werfe und bei jedem Schritt den Fuß von der Ferse zum Fußballen abrolle. Ich wäre mit Sicherheit ein super Einbrecher geworden. Oder vielleicht sollte ich eine Karriere in der Geheimagentenbranche anstreben.

Als ich den Nachttisch erreiche schnappe ich mir den rosa Tiegel mit der goldenen Schrift, auf welche meine Schwester buchstäblich schwört und mir fast jeden Tag ihre Hände hinhält, damit ich fühlen kann, wie unbeschreiblich weich ihre Hände sind. Aber sie hat recht. Sie sind sehr weich.

Ich klemme die Tube zwischen meine Hände, damit sich der Verschluss nicht so laut öffnet und durch die Abschirmung meiner Hände gedämpft wird.

Der kühle Inhalt verteilt sich meiner trockenen Hand, die sich anfühlt wie ein Schwamm, der komplett ausgetrocknet ist. Nachdem ich den Tiegel zurückgestellt habe, reibe ich meine kalten Hände gegeneinander und drücke meinen Kopf zwischen den Gardinen hindurch, um einen Blick nach draußen zu werfen.

Die Scheibe beschlägt leicht durch meinen Atem, und ich will gerade wieder meinen Kopf zurückziehen, als ich auf der Eisfläche eine Person herumfahren sehe. Ich kneife die Augen zusammen und lehne mich noch ein wenig weiter nach vorne, wobei ich die Gardine leicht auseinanderschiebe, um meine Hände auf der Fensterbank zu platzieren. Wer ist das?

Kurz erschrecke ich mich, als die eiskalte Scheibe gegen meine Stirn stößt und muss mir ein Lachen verkneifen. Obwohl ich echt gute Augen habe und meine Mutter und Helen auch noch eine Lichterkette mit leuchtenden Weihnachtskugeln rund um die Eisfläche angebracht haben, kann ich wirklich nicht erkennen, wer es ist. Jemand aus unserem Haus muss es ja sein, oder warum sollte ein Fremder den ganzen Berg herauffahren, nur um sich bei uns auf dem Eis zu vergnügen?

Ich zucke mit den Schultern und kratze mich mit dem kleinen Finger am Kopf. Jetzt wo ich eh wach bin und ich wenn ich einmal wach bin meistens sowieso nicht schlafen kann, kann ich auch rausfinden, wer da draußen einsam und alleine seine Runden fährt, anstatt in seinem warmen Bettchen zu liegen und erholsamen Schlaf zu sich zu nehmen.

Silent Sparkle - Adventskalender 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt