14. Dezember

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„Wo sind sie denn?", sagt Matty leicht verwirrt und wühlt mit seinen großen Händen zwischen den großen Kartons im eiskalten Keller des Holzhauses.

Meine Zähne schlagen leicht aufeinander und als ich runter auf meine Füße sehe, die auf dem kalten Betonboden stehen überlege ich, ob es nicht vielleicht schlauer gewesen wäre, wenn ich statt der dicken Weihnachtssocken einfach ein paar Schuhe angezogen hätte. Bibbernd schlinge ich meine arme um meine Taille und ziehe die Schultern ein wenig nach oben, während ich Matty dabei beobachte, wie er immer weiter zwischen den Kartonbergen verschwindet.

„Kann man dir irgendwie helfen?", frage ich mit einer nach oben gezogenen Augenbraue an ihn gerichtet.

Kurz lacht er auf und streckt seinen mit Staub bedeckten Kopf hinter einem der Kartons hervor, was jetzt schon darauf hindeutet, dass er jetzt einen Witz raushauen wird. „Oh Al, mir ist nicht mehr zu helfen."

Prustend halte ich mir eine Hand vor den Mund. Schon immer musste ich bei jedem dummen Witz, den Matty raushaute loslachen und gehe davon aus, dass sich das auch niemals ändern wird. Wahrscheinlich ist es auch noch die kindliche Bewunderung, die meine Schwestern und ich schon immer für ihn hatten.

„Aha", schreit er mit einem Mal auf und schmeißt dann in hohem Bogen einen Ice Hockey Brustschutz in meine Richtung, der natürlich prompt auf meinem Kopf landet.

Mit der rechten Hand auf dem Kopf bahne ich mir einen Weg in das Kartonlabyrinth. „Aua", sage ich betont laut und kneife meine Augen ein wenig zusammen.

Matty dreht sich mit zwei Hockeyschlägern und einem einzelnen Schlittschuh zu mir um. „Hab ich dich etwa getroffen? Oopsie. Das war nicht meine Absicht."

Ich blinzele zwei Mal. „Ach echt?"

Kurz zuckt er die Schultern, während ihm ein Grinsen über das Gesicht fährt und er mir ohne Umschweife den ganzen Kram in seinen Händen einfach in die Arme drückt. „Nimm das Mal. Ich habe hier einen Schatz gefunden. Die ganzen Sachen lagen schon so lange unbenutzt hier rum, und es ist gut, dass wir eine Menge von dem Zeug haben, sonst könnten wir ja unser Ice Hockey Match ja gar nicht machen. So ein Glück."

Oh ja. Welch ein Glück.

Aber womit habe ich eigentlich gerechnet? Dass wir das Match gar nicht ausführen könnten, wenn wir weder Schlittschuhe noch andere Ausrüstung gehabt hätten? Oh nein. So wie ich meinen Vater kenne, wäre er sogar noch extra runter ins Tal und gefahren, um uns alle dort bei einem Ice Hockey Shop alles Nötige an Ausrüstung zu kaufen. Warum auch Essen kaufen, wenn man sein ganzes Geld für einen 300$ Schläger ausgeben könnte? Glücklicherweise war Matty zufällig auf die Idee gekommen, dass unten im Keller die Hockeyausrüstung von bestimmt drei verschiedenen Generationen liegen könnte.

Enthusiastisch legt er mir weitere Schlittschuhe in den Arm und drückt mir einen der Helme mit Visier auf den Kopf.

„Wie viel von dem Zeugs liegt hier unten eigentlich?"

„Oh eine Menge. Vielleicht sollten wir hier mal ausmisten", antwortet er und sieht sich erneut suchend um, „ich habe nämlich keine Ahnung, wann und wo ich die ganzen Handschuhe das letzte Mal gesehen habe."

Ich deute mit dem Kinn auf einen der weiter unten stehenden Kartons und hebe meinen Fuß leicht an, um dagegen zu tippen. „Wie sieht es mit dem aus, auf dem Handschuhe steht?"

„Sehr schlau von dir Al, was würde ich nur ohne dich machen, die so weit unten steht, dass sie die für mich unscheinbaren Dinge im Blick hat?"

Kurz lecke ich mir über die viel zu trockene Unterlippe. „Wahrscheinlich noch die nächsten Stunden damit verbringen in die oberen Kartons zu schauen?"

„Klugscheißer", grinst er und stellt dann den Karton mit den restlichen Schlittschuhen auf den mit den Handschuhen, um sie dann gemeinsam hochzuheben und mir mit dem kleinen abgespreizten Finger zu bedeuten, dass ich vorgehen soll. „Nach ihnen Mademoiselle."

„Oh danke", sage ich sarkastisch und gehe dann auf Grund meiner Breite rückwärts durch den schmalen Gang zurück. Kurz vor der Treppe drehe ich mich dann schwankend unter dem Gewicht zur Treppe und ertaste dann mit dem Fuß die erste Stufe.

Oben angekommen drücke ich mit dem Ellenbogen die Klinke nach unten und stehe fast schon wieder in der Küche, welche direkt an die Kellertür angrenzt.

Matty drückt sich an mir vorbei und wir lassen gleichzeitig mit einem lauten Knall das ganze Zeug fallen.


-

„Okay, das machen wir jetzt nochmal", ruft Riley und schlägt mit seinem Schläger auf dem mit einer frischen Eisschicht überzogenen Eis.

Mein Atem geht stoßweise in kleinen weißen Wölkchen und ich reibe mir mit meinem Handgelenk, das in einem fetten Hockeyhandschuh steckt, über die Stirn.

Obwohl ich Hockey schon öfters gespielt hatte und bis jetzt auch eigentlich nicht wirklich ein Problem damit hatte, sind die Jungs offensichtlich der Meinung, dass Kaylie, Bayley und ich absolut nicht bereit dazu sind, auch nur annähernd ein Spiel zu spielen.

Tatsächlich haben sie sich sogar so sehr auf dieses Training vorbereitet, dass jeder von ihnen einen handgeschriebenen Zettel mit einem Trainingsplan in der Hosentasche hat, was einerseits lustig, aber andererseits auch ziemlich beängstigend auf mich wirkt.

„Noch einmal?", schreit Kaylie mit weit aufgerissenen Augen und lässt sich halb von Bud ziehend und halb von Hovan schiebend, wieder an das andere Ende der Eisbahn bringen. „Ich kann nicht mehr."

Ryker lacht auf und fällt mit mir in Gleichschritt. „Das ist noch gar nichts", schreit er zurück und hält mir dann seinen Schläger vor den Bauch. Gerade will ich ihn wegschlagen und ihm sagen, dass er mich gefälligst nicht auch noch behindern soll, als er tief Luft holt und meinen Gedanken mit einem „Brauchst du auch eine Mitfahrgelegenheit?" unterbricht.

Verdutzt, aber doch nicht ganz abgeneigt, greife ich nach dem Schläger und gleite kurz darauf jauchzend über das Eis.

„Eyy", schreit Bayley, welche noch in der Mitte steht, „und wer zieht mich jetzt mit?"

Lachend macht Ryker eine Vollbremsung, bei der ich ihm fast in den Rücken knalle und fährt dann wieder zurück zu Bayley. „Bitte einsteigen", sagt er in der Stimme des Lokführers von Polar Express und ich halte ihr meine Hand hin, da die Jungs beschlossen hatten, dass wir erst einmal andere Sachen trainieren sollten.

Kichernd ergreift sie meine Hand und unsere beiden Köpfe fallen ein wenig nach hinten, als Ryker mit einem Ruck zieht und dann immer schneller werdend auf das Ende der Eisbahn zusteuert.

Schneller als gedacht haben wir diese erreicht und werden von ihm abgeladen.

Wieder fahre ich mir mit dem Handgelenk über das Gesicht, dieses Mal über meine kalte Nase, die einfach nicht aufhören will zu laufen.

„Eigentlich", kommt Riley wie aus dem Nichts von der Seite angefahren, „ist das wahrscheinlich eine ziemlich gute Übung. Ihr solltet es schaffen auch andere mitziehen zu können, denn ich kann euch jetzt schon sagen, dass Körperkontakt definitiv der Fall sein wird. Am besten zieht ihr uns jetzt 30 Bahnen hin und her. Das sollte für den Anfang reichen."

Und noch während ich meine Augen weit aufreiße, dreht Ryker sich mit einem sehr breiten Grinsen zu mir um und hält mir wieder seinen Hockeyschläger hin. „Na dann zieh mal schön, Poulin."



Noch 10 Tage bis Weihnachten.

Silent Sparkle - Adventskalender 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt