Kapitel 33

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Lan Zhan, so stellte sich heraus, war ein ausdauernder Liebhaber, was, so kam es Yi Ling in den Sinn, ihn nicht wirklich verwundern sollte. Allerdings war er selbst nicht annähernd mit derart reichhaltiger Energie gesegnet, das er nach Runde Drei, nicht einmal mehr mitbekommen hatte, dass er überhaupt eingeschlafen war.

Etwas umständlich befreite er sich aus Lan Zhan's Umklammerung, ohne diesen aufzuwecken.

Mit einem leisen Zischen, das dem Gefühl in seinem Hintern zuzuschreiben war, erhob er sich und warf einen liebevollen Blick auf Lan Zhan zurück.

Er konnte wahrlich nicht in Worte fassen, was dieser ihm wert geworden war.

Mit Bedacht beugte er sich über ihn und setzte einen sanften Kuss auf dessen Wange, bevor er das Zimmer verließ.

Er wusste nicht was genau ihn aufgeweckt hatte, doch nun wo er schon einmal munter war, konnte er sich erst einmal die Spuren ihrer gemeinsamen Nacht abwaschen und sich etwas zu Essen suchen.

Er fühlte sich trotz aller freiwilligen Anstrengung, ausgeruht und viel mehr noch; zufrieden.

Lan Zhan hatte ihm von der Möglichkeit der dualen Kultivierung zwischen tiefen Küssen und eifrigen Händen erzählt. Ein Vorhaben dem Yi Ling keineswegs abgeneigt gegenüberstand.

Doch auch diese Variante sein líng qì zu stärken, würde Zeit beanspruchen.

Zeit die er gern investieren wollte.

Seine eigene Ausdauer könnte davon sicherlich nur profitieren.

Das Wasser im Badezuber war selbstverständlich kalt, doch reichte es aus damit er sich erst einmal flüchtig säubern konnte, und frische Sachen waren ebenso schnell gefunden, auch wenn er gedachte nur die unterste Robe überzuziehen. Wie er Lan Zhan einschätzte, wäre ihm selbst dieses Stück Stoff zu viel, sobald er seine Augen wieder auf ihn richtete.

Yi Ling kicherte etwas albern vor Überschwänglichkeit.

Seine Zukunft schien mit einem Male so viel heller. So viel weitreichender.

Zusammen mit Lan Zhan.

Der abrupte Schmerz der durch seinen linken Arm schoss, ließ ihn jedoch mit einem Japsen etwas das Gleichgewicht verlieren, wo er sich gerade noch an einem der Stützbalken der Hütte festhalten konnte, um nicht gänzlich in die Knie zu gehen.

Er schluckte schwer und mit zittriger Hand schob er den rechten Ärmel seiner Robe nach oben.

Wen Ning!



Er hatte keine weitere Zeit vergeudet, nachdem er sich doch noch soweit angezogen hatte, das es tauglich war.

Das Mahl auf seinem Unterarm pulsierte schmerzvoll.

Seit er Wen Ning erschuf, und dieser gelernt hatte seine neue Energie zu kontrollieren, gab es nicht einen Vorfall mehr, wo es sich hatte aktivieren müssen, dass es Yi Ling's Panik nur noch weiter anfachte.

Etwas Drastisches musste passiert sein!

Er griff nach Chénqíng, zog einen seiner Transporttalismane hervor und aktivierte ihn.

Zu spät stahl sich in seinen chaotischen Geist, dass er Lan Zhan hätte eine Nachricht hinterlassen sollen.

Gut, musste er dessen Unmut über seinen plötzlichen Aufbruch, über sich ergehen lassen müssen, wenn er wieder zurückkehrte.

Wichtiger war nun erst einmal, Wen Ning zu finden.



Als er in Xīzhào Shùlín ankam, war er sich beim ersten Umblicken nicht sicher, ob er wirklich sein Ziel erreicht hatte, war alles was ihm entgegenschlug schwarzes Miasma, das wie obskurer Nebel über der Umgebung hing.

Der Geruch von regennasser Erde der sich damit verbunden hatte.

Vor ihm schien es jedoch zurück zu weichen, wie ein eingeschüchtertes Tier.

Yi Ling verengte seine Augen und ließ etwas von seinem yuàn qì danach jagen, und als es etwas erwischte, spürte er sofort um was es sich handelte.

Es trug dieselbe Signatur, wie diese unbekannte Materie, die Lan Zhan bei ihrem ersten gemeinsamen Kampf angegriffen und welche sich dann auch hier im See wiedergefunden hatte.

Doch auch wenn sie ihr glich, nahm er ebenso eine Veränderung darin wahr.

Das Pulsieren in seinem Unterarm wurde kräftiger und er folgte diesem Zeichen eilig nach.

Es war so gut wie unmöglich etwas Genaueres zu erkennen, über diesen unheiligen Dunst und es ließ sein Herz in einem unwohlen Takt in seiner Brust hämmern.

Er hatte aus erster Hand erlebt, was diese Materie im Stande war anzurichten.

Ihm wurde nur noch elender als er sich vorstellte, was es mit den Bewohnern hier angerichtet haben könnte, sprang seine Erinnerung zurück zu der Miene in Shúshuì Huǒ.

„Wen Ning! Wen Qing? Irgendjemand!", rief er so laut es ihm möglich war, doch blieb es still.

Das Miasma ließ nur einen fahlen Schein Morgensonne hindurch, das er nicht vollkommen blind umherirren musste, doch war dies nur nebensächlich in seiner verzweifelten Suche.

Sein Fuß stieß gegen etwas am Boden und brachte ihn ins Straucheln, das er sich rasch danach umwandte.

Er schluckte schwer, als er einen regungslosen Körper erblickte, zu welchem er sich folglich hinabkniete.

Es war ein schmaler Leib, etwas gekrümmt vom Alter und der jahrelangen Arbeit auf den Feldern.

Xīzhào Shùlín war nur ein kleines Dorf, das er jeden einzelnen Bewohner kannte und er nicht überlegen musste, wen er hier vor sich liegen sah.

Lǎo Zhōu war stets ein redefreudiger, älterer Herr gewesen, der immer einen kunstvoll verzierten Gehstock mit sich führte. Ein Geschenk seiner verstorbenen Frau.

Er erzählte Yi Ling mehr als einmal von ihr, und auch wenn er die Geschichten bereits auswendig kannte, hatte er ihm dennoch zugehört und über die immer noch so offensichtliche Bewunderung des alten Mannes, zu seiner Frau, berührt gelächelt.

„Wenn du die Liebe deines Lebens findest, sage ihr jeden Tag wie glücklich sie dich macht.", wies dieser ihn ebenso oft an und klopfte ihm dann, in einer großväterlichen Geste, die Schulter.

Nichts war mehr von dem herzlichen Ausdruck auf dessen Gesicht zu finden, seine Züge verzehrt und unmenschlich.

Yi Ling atmete angestrengt um den Knoten in seinem Hals herum, den seine Trauer dort zu Schnüren begann.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Lǎo Zhōu nicht das einzige Opfer war, war beängstigend groß.

Mit einem tiefen Durchatmen richtete sich Yi Ling auf und griff nach Chénqíng.

Seine Schatten preschten wie Bluthunde aus ihrem Kauern nach vorn, schnappten und kläfften höhnend, im Wissen, das er doch wieder ihre Hilfe suchte.

Und er ließ sie laufen. Sah wie sie das Miasma zurücktrieben.

Er ließ die Töne die er spielte aggressiver werden, doch durfte er feststellen, dass er nicht in der Lage war das Miasma zu beseitigen, schien es schlicht nur auszuweichen, das seine Schatten es nicht zwischen ihre gierigen Zähne bekamen.

Hatte es dazugelernt?

Eine schwerwiegende Entwicklung, wenn es so wäre.

Es reichte jedoch vorerst, dass er es so weit auseinander hatte treiben können, um ihm eine bessere Sicht zu ermöglichen.

Sein Spiel stockte für einen herzzerreißenden Moment, als er das Ausmaß des Unheils erkennen konnte.

Wie er es befürchtete.

Was war hier vorgefallen?

Hatte es etwas mit dem See zu tun?

War sein Siegel gebrochen?

Sagte ihm Nie Huaisang nicht, das sich seine Leute um die Vergiftung des unterirdischen Flusslaufes gekümmerten?

Yi Ling spürte beißenden Missmut in sich aufsteigen.

Er hätte sich selbst davon überzeugen sollen!

Stattdessen ließ er es sich in der Wolkenschlucht gut gehen, um irgendwelchen naiven Schmachtereien nachzuhängen.

Er hätte....

Eine Bewegung in seinem linken Augenwinkel und er erfasste eine Gestalt.

Zuerst glaubte er, dass es womöglich Wen Ning sein könnte.

Das Siegel auf seinem Arm, brannte noch immer intensiv.

Doch dann näherte sich die Gestalt mit lasziven Schritten und zu selbstsicherer Körperhaltung, dass seine Hoffnung verlosch.

„Noch immer sehr beeindruckend.", meinte diese dann auch in einem faszinierten Ton, während sie einen Apfel mit der Hand, in spielerischer Weise hoch warf und wieder auffing.

Sie hatte ihre Aufmerksamkeit die gesamte Zeit auf seine hetzenden Schatten gerichtet, als wäre es nichts weiter als ein amüsantes Schauspiel.

Erst als sie an die zehn Schritte von ihm entfernt stand, hielt sie inne und schaute ihn mit einem irrwitzigen Grinsen an und biss darauf in die Frucht.

Yi Ling unterbrach sein Spielen abrupt, als er diese wiedererkannte.

Mo Xuanyu!?

Wie ein Insektenschwarm zog sich das Miasma wieder zusammen, doch hielt es sich auch von dem anderen soweit fern.

„Du!?" Angesprochener verbeugte sich in einer mokanten Geste.

„Es ehrt mich, dass man sich an mich erinnert."

„Wir dachten der Duōjí hätte dich erwischt."

„Ah, das war wirklich ein etwas unglücklicher Zwischenfall. Aber mit etwas magischer Spielerei..." Der andere war sich seiner recht sicher, ließ er mit einer Handbewegung eine Illusion seiner selbst erscheinen, die nicht weniger arrogant erschien, als das Original.

„Dann war Mo Xuanyu nur eine Tarnung.", verstand Yi Ling, was ihm ein kurzes, hänselndes Händeklatschen einbrachte.

„Mit wem habe ich dann das Vergnügen?", erkundigte sich Yi Ling kalt.

„Xue Yang, mein Name." Xue Yang verbeugte sich leicht und in einer lässigen Manier, war deutlich das er das Ganze eher als eine Plänkelei betrachtete. Eine Kette mit einem rot schimmernden Stein als Anhänger zeigte sich dabei um dessen Hals.

Yi Ling kannte die Faulige Aura die davon ausging und verschwendete keine weiteren Worte, sondern ließ einen seiner Schatten sich um dessen Hals schlingen, wo er ihn sich mit einem Fingerzeig fester ziehen ließ.

Xue Yang grinste unberührt, was Yi Ling nur noch mehr aufbrachte.

„Ist das hier dein Werk?!" Er deutete auf das sich in der Luft wiegende Miasma.

Xue Yang gab ihm keine Antwort, behielt einzig dieses nervige, fiese Grinsen bei, und Yi Ling zog seinen Schatten noch etwas enger.

„Sagen wir, es war ein kleines Experiment.", drang dessen Stimme entfernter und aus einer anderen Richtung zu ihm heran, wie im selben Moment ein Flackern über die Person in seinem Schattengriff zuckte. Xue Yang's Erscheinung löste sich auf und mit Frustration musste Yi Ling feststellen, dass er abermals einer Illusion zum Opfer gefallen war, hing nun der leblose Leib einer der Dorfbewohner in seinem Würgegriff. Dieser war genauso entstellt, wie er es bei Lǎo Zhōu schon gesehen hatte, was annehmen ließ, dass dieser schon tot gewesen war und nicht das Opfer seines Angriffes wurde.

Ein äußerst schwacher Trost.

Xue Yang lachte amüsiert.

Yi Ling versuchte darauf, jede ungewöhnliche Energiestruktur, abweichend von der des Miasmas, in seiner Nähe aufzugreifen, um den anderen orten zu können.

Dieser Xue Yang war clever, doch schien er nicht wirklich zu wissen mit wem er es hier zu tun hatte.

Yi Ling erspürte die Aura des Anhängers, war sie konzentrierter als die des Miasmas. Einer der Kristalle, wie ihn die Kreatur in der Miene hinterlassen hatte.

Es ergab wenig Sinn, wusste er um die Wirkung dieser Steine, doch war Xue Yang ihrem Einfluss nicht unterlegen. Eher schien er und dieses Miasma miteinander zu kooperieren, griff es diesen ebenso wenig an.

Yi Ling konnte keine andere Energiesignatur bei diesem ausmachen, was bedeuten konnte, das er diese verbarg, oder ein Wesen war, dass er nicht zuordnen konnte. Eine Art Gestaltwandler womöglich?

Zudem besaß er ein gewisses Maß an Magie, die irgendwo ihren Speicher haben musste.

Doch all das war erst einmal nicht von Belang. Er brauchte einen Plan, den anderen in seine Fänge zu bekommen, ohne von einer seiner Illusionen hinters Licht geführt zu werden.

Somit war das Beste sich nur auf die Energie des Anhängers zu konzentrieren, nicht auf dessen Erscheinung.

Er schloss seine Augen und setzte mit seinen Fingern Zeichen in die Luft. Bruchstücke, klein genug, das sie zwischen dem Miasma nicht so einfach zu erkennen wären, wenn man nicht direkt danach Ausschau hielt.

„Warum gerade dieses Dorf?", stellte er die Frage in die Umgebung, würde es keinen Sinn machen Xue Yang hinterher zu jagen. Das Miasma wich vor ihm aus und würde somit stets anzeigen wo er sich befand und er brauchte einen gut gezielten Überraschungsmoment.

Dennoch konnte er seine Rage nicht gänzlich unterdrücken, als er nach einer Antwort verlangte.

Er würde ihn büßen lassen!

„Oh, es war der perfekte Ort.", hörte er es mit so etwas wie kindlichem Überschwang in der Stimme des anderen. Yi Ling hatte alle Mühe nicht die Fassung zu verlieren. Er wusste trotz allem nicht, ob es noch unversehrte Bewohner hier gab.

Wenn dem so wäre, wollte er sie nicht zusätzlich einer weiteren Gefahr aussetzen.

„Dà è (große Boss) war schon länger auf der Suche nach den Nachfahren der Wen Brut, doch wurde die Suche über die letzten Jahre recht mühsam und nicht weniger langweilig. Sie hielten sich versteckt wie die Ratten, und jede einzelne musste man zuerst finden, bevor man sie aus ihrem Bau ziehen konnte. Doch egal wie viele Finger ich ihnen auch abschnitt, egal wie viele Augen ich auch ausstach, keiner von ihnen war von Nutzen." Ein genervtes Zischen folgte von Xue Yang über seine Ansprache.

„Selbst das Kreischen der Bälger und Weiber, hat keinem was entlocken können." Yi Ling's Zorn loderte mit jedem weiteren Wort höher auf, das es ihm das Konzentrieren erschwerte.

„Und was ist es das dein Dà è so dringlich sucht, das er einen Mörder wie dich von der Kette lässt?" Es war sicherlich förderlicher, den anderen nicht zu provozieren, aber hatte er für Feingefühl nur wenige Nerven übrig.

Xue Yang schien sich jedoch nicht beschimpft zu fühlen, lachte dieser nur amüsiert, seine Stimme nun aus einer anderen Richtung.

„Den Schlüssel natürlich." Yi Ling zog irritiert seine Augenbrauen zusammen.

„Schlüssel?" Es folgte ein genervtes Raunen, das vermittelte, dass er sich nicht so dumm stellen sollte.

„Dà è ist überzeugt, dass Wen Mao's Geheimnisse bei dessen Blutlinie versteckt sein müssen. Aufzeichnungen, verborgene Kräfte, was auch immer." Xue Yang klang nun selbst etwas desinteressiert.

„Nun, mir ist es egal ob es stimmt oder nicht, Hauptsache ich habe meinen Spaß." Yi Ling konnte sich nicht zügeln einen seiner Schatten in dessen Richtung vorschnellen zu lassen, über dessen mordlustiges Vergnügen.

„Na, na, nicht so stürmisch, das hätte fast getroffen.", spottete man und er spürte dessen Präsens sich weiter bewegen.

„Und hier bist du fündig geworden?", zog er das Gespräch weiter hinaus, brauchte er noch etwas Zeit für die Umsetzung seines Vorhabens.

„Hm...dieser eine Wen war unerwartet widerspenstig. Ist er dein Werk?", fragte man neugierig.

„Dà è würde sich über so eine Trophäe bestimmt freuen." Xue Yang musste Wen Ning meinen und so wie er sich ausdrückte, hatte er ihn nicht unter seine Gewalt bringen können.

„Er ist dir entwischt, hm? Dann bist du wohl doch nicht so taff, wie du es hier darstellst.", zog er Xue Yang auf, der ein missbilligendes Schnalzen von sich gab.

„Ihn krieg ich schon noch, keine Sorge. Aber zuerst hab ich andere Anweisungen." Diese ominöse Ansage ließ auf nichts Gutes schließen, was sich auch bestätigte, als er diversen Geschoßen auszuweichen hatte, die aus dem Dickicht des Miasmas plötzlich auf ihn zu schnellten.

„Hier ein paar Wens zu finden, war lediglich ein Bonus meines Besuches.", hallte die hämische Stimme um ihn herum.

„Was unser Interesse in erster Linie geweckt hat..." Die Stimme rotierte um ihn, schien näher zu kommen. „...ist das Tiger Siegel.", vernahm er es viel zu nahe an seinem Ohr, dass es ihn reflexartig herumfahren ließ. Xue Yang's Silhouette verzerrte sich mit einem Grinsen und löste sich auf.

„Wie könnt ihr davon wissen!" Yi Ling spürte Panik zu seiner Wut dazukommen.

Niemandem sollte es bekannt sein, hatte er dieses Wissen mit keinem geteilt. Es nie auch nur erwähnt!

Xue Yang's Illusion formte sich abermals. Er hielt etwas in seiner Hand, das er ihm demonstrativ zeigte.

„Die können ganz nützlich sein. Man muss nur ihr Talent etwas umstrukturieren." Es war ein Traumfänger, wie von dem Schwarm, der sie im Sumpf der Unheiligen Ebene angegriffen hatte.

„Diese hier, speichern die Erinnerungen ihrer Opfer. Äußerst praktisch, um sich Informationen zu verschaffen. Und in diesem Fall, der Weg zu einer versteckten Goldgrube. Vorausgesetzt..." Xue Yang ließ einen Hagel an Feuermagie auf ihn niedergehen, dem er etwas mühevoll auswich über die quälende Erkenntnis, dass dies alles wegen seinen Aufzeichnungen über die dämonische Kultivierung passiert war.

Aufzeichnungen die er von Anfang an nicht hätte machen sollen.

„Vorausgesetzt?", grollte Yi Ling in anhaltender Alarmbereitschaft schließlich.

„Verrate mir, wie ich das Siegel lösen kann, das die Schriften sichert. Ich will nichts weiter. Überlasse sie mir und ich verschwinde wieder." Xue Yang grinste. „Dann werde ich auch diesen Wen und das Kind verschonen. Äußerst nobel, nicht wahr?"

Yi Ling atmete kurz erleichtert durch. Wen Ning schien A-Yuan in Sicherheit gebracht zu haben.

Er konzentrierte sich wieder auf die Magie Fragmente die er verteilt hatte.

„Dieses Angebot klingt recht unbefriedigend. Wenn du die beiden zuvor nicht hast erwischen können, dann wird es dir auch später nicht gelingen." Zumindest war es das was er hoffte.

Das missmutige Zischen, das er vernehmen konnte, zeigte das seine Provokation gesessen hatte.

Er brauchte Xue Yang in seinem Blickfeld, um seinen Plan umsetzen zu können und er schätzte den anderen selbstherrlich genug ein, das er es nicht auf sich sitzen ließ, wenn man sein Können anzweifelte.

„Wenn du auch nur so viel Talent hast, wie du es hier vorgibst, warum zwingst du mich nicht einfach, das Siegel zu öffnen? Oder haben deine Parasiten dir nicht verraten können, was es dazu bedarf?" Ein rotes Aufblitzen zu seiner Rechten, gab ihm die Richtung an, aus welcher eine weitere Attacke auf ihn zukam.

Jemand schien mit seinem Temperament zu kämpfen.

Yi Ling war wendig genug sich darunter weg zu ducken, konnte er momentan keinen Gegenangriff oder eine direkte Verteidigung nutzen, musste er sein yuàn qì für seinen eigentlichen Gegenschlag konzentrieren.

Dennoch war Xue Yang nicht hitzköpfig genug, um sich ihm schon zu zeigen, was das Ganze wirklich anstrengend machte.

Da musste er sich wohl noch etwas anderes einfallen lassen.

„Außerdem, braucht es mehr als nur meine Aufzeichnungen um das Tiger Siegel zu erschaffen. Nicht jeder dahergelaufene Irre, mit einem Minderwertigkeitskomplex wird dazu in der Lage sein. Oder hast du schlicht vor diese Schriften deinem Meister vor die Füße zu legen, wie der speicheleckende Kötter der du für diesen bist?

Hm, ich sehe es bildlich vor mir. Am Ende ist das nicht das einzige, wofür du für ihn auf alle Viere gehst, stimmt's..." Eine klamme Hand packte ihm folglich in einem eisernen Griff an der Kehle, hob ihn darin von seinen Füßen, auf das er in das manisch anmutende Gesicht von Xue Yang blicken konnte.

„Große Worte, für jemanden der nicht wirklich eine Wahl hat. Dabei wollte ich wirklich freundlich sein, indem ich auf eine Folter verzichte.", meinte dieser gefasst klingend, doch zeigte sich sein Zorn in der unbeständigen Mimik, die zwischen diesem irren Grinsen und den gefletschten Zähnen hin und her zuckte.

Es war gut, das Yi Ling keine Worte für das Zusammenziehen seiner Versiegelungsmagie benötigte, reichte ein Fingerschnippen, auf das sich die umherschwirrenden Fragmente blitzartig zusammenzurrten, und sich Xue Yang in einem yuàn qì Käfig wiederfand. Arme und Beine bewegungsunfähig, damit dieser nicht noch auf andere Ideen kommen konnte. Mit einem Japsen ging Yi Ling in die Knie und schnappte nach Luft, als sich der Griff um seinen Hals gelöst hatte.

Ein paar tiefe Atemzüge und er raffte sich wieder auf.

Er musste Wen Ning finden.

Mit Chénqíng an seinen Lippen, zwang er das Miasma zusammen das er erreichen konnte und legte ein spherenförmiges Siegel darum. Wie befürchtet löste es sich beim Kontakt mit seiner yuàn qì gespeisten Magie nicht auf und es machte das Ganze nur frustrierender.

Damit die Barrieren jedoch nicht schwächer werden würden, wenn er sich entfernte, verband er sie direkt mit seinem yuàn qì Strom.

Es würde kräftezerrend werden, sie zu halten und sich selbst nicht davon überwältigen zu lassen.

Aber er wollte ebenso kein Risiko eingehen, wenn er sich nicht sicher war, wie er es beseitigen konnte.

Solange sich dieses Zeug in der Luft befand, waren nichts und niemand davor sicher.

Zu seinem Leidwesen musste er feststellen, dass das Dorf stärker befallen war, als er angenommen hatte und er weitere Versiegelungen ausbrachte, die darauf wie Eier einer Dämonenspinne in der Luft schwebten.

Die Kraft sie aufrechtzuerhalten machten seine Schritte schwer und taumelig.

Das verbannte Miasma gab weitere tote Körper frei, das seine Rage wie Zündholz für die hetzenden Schatten wurde die zu bändigen, dem Festhalten wollen, aufgeschreckter Pferde gleich kam. Zogen und rissen sie an ihm, dass es sich anfühlte, als wolle sein Körper auseinander bersten.

Yi Ling erreichte den Waldrand hinter dem Dorf, zog ihn das Mal an seinem Arm, das ihn mit Wen Ning verband in diese Richtung.

Die Schwaden an Miasma wurden lichter, gab es hier kaum etwas von dem es sich nähren konnte, schienen sämtliche Tiere die Flucht bereits ergriffen zu haben.

Er stolperte weiter, bis er an einen Abhang kam und sich irritiert umschaute.

Das Mal pulsierte hier am stärksten, doch war von Wen Ning nichts zu sehen.

Mit schwacher, kratziger Stimme rief er dessen Namen, in der Hoffnung, dass dieser ihn dennoch hören würde, sollte er in der Nähe sein.

Yi Ling spürte das Schwindelgefühl als ein schlechtes Zeichen und ging abermals auf die Knie.

„Meister Yi?", drang es etwas dumpf zu ihm durch und als er die Stimme abermals vernahm, kroch er auf den Rand des Abhanges zu und spähte hinunter.

Wen Ning befand sich auf einem Felsvorsprung und schaute augenblicklich erleichtert, als er ihn sah.

Yi Ling konnte das Gefühl nur teilen.

„Wen Ning. Himmel, bin ich froh dich zu sehen.", keuchte Yi Ling matt, das es Wen Ning sofort einen besorgten Ausdruck aufsetzen ließ.

Als xiōng shī (fierce corpse), war es für diesen kein Problem den Abhang ohne große Mühe hinaufgeklettert zu kommen, wo er sich sogleich neben ihn kniete.

„Meister Yi?" Er versuchte dessen Sorge mit einer Hand abzuwinken und ihn mit einem Lächeln zu beruhigen.

Es schien nicht zu überzeugen, so wie Wen Ning ihn weiterhin ansah.

„Bist...bist du der einzige der entkommen konnte?", fragte Yi Ling schließlich. Wen Ning schaute zu Boden, das es Yi Ling's Herz sinken ließ, doch schüttelte dann mit dem Kopf.

„A-Yuan. Er ist jedoch der einzige, den ich habe wegbringen können."

„Was ist mit deiner Schwester?", Er hatte Wen Qing nicht unter den Leichen gesehen, aber er wusste, dass dies nichts zu bedeuten hatte.

„Sie...sie ist nicht hier. Sie verließ das Dorf mit Onkel Vier und ein paar anderen vor zwei Tagen, um in der nächsten Ortschaft ein paar Besorgungen zu machen. Sie wollten heut wieder zurück sein." Es mochte in Anbetracht derjenigen die ihr Leben hier hatten lassen müssen, pietätlos erscheinen, doch konnte Yi Ling über diese Auskunft nicht erleichterter sein. Zumindest solange sie nicht auftauchten, wenn es noch derart gefährlich hier war.

„Wo ist A-Yuan?" Wie sich herausstellte, gab es eine Nische hinter dem Felsvorsprung, aus welcher Wen Ning einen bewusstlosen A-Yuan holte. Kleiner Apfel an seinen Fersen.

Es war größer geworden, aber noch fern von einem kräftigen und ausgewachsenen Drachenpferd.

Doch wirkte es gesund und unversehrt, wenn auch sichtlich eingeschüchtert, von den Ereignissen.

Xue Yang, hatte nichts von dem Drachenpferd erwähnt, dass er annahm, dass dieser es noch nicht gesehen hatte. Es bestand kein Zweifel daran, dass dieser es als eine weitere, gewichtige Erbeutung hochgespielt hätte.

Dass dem Drachenpferd ein mitleidloses Schicksal bevorstehen würde, sollte Xue Yang es zwischen seine Finger bekommen, stand außer Frage. Zu selten und wertvoll wäre solch ein Fang.

„Er hat sich vor lauter Angst völlig ausgelaugt.", erklärte ihm Wen Ning und Yi Ling nickte verstehend.

Es war wohl auch besser so, dass der Junge nichts weiter mitbekam, solange er noch hier war.

„Wen Ning, bringe ihn und Kleiner Apfel vom Berg herunter. Versuche deine Schwester und die anderen zu finden und davon abzuhalten zurückzukommen. Ich werde mich um diese Sache kümmern.", wies er diesen an, nur schaute Wen Ning, als wolle er ihm tatsächlich widersprechen. Yi Ling's Ausdruck nahm etwas Einsichtiges an.

„Mach dir keine Gedanken um mich. Wichtig ist jetzt, dass du die beiden nimmst und hier verschwindest. Ich möchte wenigstens euch erst einmal in Sicherheit wissen." Schließlich war es sein Verschulden, das man das Dorf angegriffen hatte. Das so viele ihr Leben lassen mussten.

Er konnte das Miasma auch nicht einfach hier belassen, war nicht auszuschließen, dass es weiterziehen und anderswo Schaden anrichten würde.

Wen Ning wirkte immer noch unentschlossen.

„Wenn ich A-Yuan in Sicherheit gebracht habe, komme ich zurück. Ich kann euch unterstützen. Mich griff es nicht an." Es war das erste Mal das er erlebte, dass Wen Ning seine zurückhaltende Art so vehement überging, um sich Gehör zu verschaffen.

Doch auch wenn er dessen Angebot zu schätzen wusste, so blieb es dennoch ungewiss, wie sich die Dinge hier entwickeln würden.

Somit schüttelte Yi Ling den Kopf.

Es war von einem Augenblick auf den nächsten, dass er die geballte Energie des Miasmas spürte, dass er gerade so noch ein Schild aus yuàn qì um sie ziehen konnte, bevor es wie schwarzer Hagel auf sie nieder ging.

Yi Ling spürte die immense Gewalt die dahinterlag und wie seine eigenen Kräfte immer weiter schwanden, sein yuàn qì immer fordernder wurde in seiner Absicht, sich von ihm lossagen zu wollen, um nach freiem Gesinnen Unheil anrichten zu können, nachdem es seinen Körper einfach nur in Stücke gerissen hätte.

A-Yuan gab ein schwaches Wimmern von sich und er wusste er konnte nicht nachgeben.

„Das war ein wirklich interessanter Trick, mit dem Käfig.", hörte er mit einem Male Xue Yang's Stimme verkünden, bevor sich das Miasma teilte und dessen Person freigab. Das fiese Grinsen weiterhin im Gesicht.

„Aber zum Glück habe ich meine eigenen, kleinen Tricks für solche Fälle." Dieser hielt nun direkt vor dem Schild an und betrachtete es sich eingehend, während er einen Laut der Bewunderung von sich gab.

„Nicht schlecht. Schade, dass wir keine Freunde werden konnten. Aber selbst ohne die Aufzeichnungen wird die Auslieferung des Wen, Da è sicherlich etwas besänftigen können. Ich nehme ihn auch gern selbst auseinander um herauszufinden, wie du ihn erschaffen hast. Sehe es als eine letzte Gefälligkeit an." Dann weiteten sich dessen kaltblütige Augen plötzlich mit diesem kindlichen Strahlen. „Ein Drachenpferd!" Er lachte ausgelassen begeistert. „Diese Mission wird immer besser und besser! Wie eine verscharrte Schatztruhe. Oh, dieses Tier wird mir ein paar Wünsche gutschreiben können, wenn ich es Da è präsentiere. Ein kleiner Urlaub wäre angebracht, nach all der sinnlosen Drecksarbeit.", schwatzte dieser, als wäre dieses ganze grausame Desaster hier, nur ein unliebsamer Nebenjob für ihn.

Yi Ling hatte keine Zeit übrig, um etwas darauf zu erwidern, steckte seine gesamte Kraft im Aufrechterhalten des Schildes.

„Ich hab allerdings auch noch eine Überraschung. Auch wenn ich wohl nur abwarten müsste, bis du vor Erschöpfung zusammenbrichst und ich mir die beiden Schätze dann auch so greifen kann. Aber wo liegt da der Spaß, hab ich nicht recht?" Yi Ling gab ein Grollen von sich. Vor Erschöpfung und vor Wut.

Egal was Xue Yang noch im Ärmel hatte, die Chance es ebenso noch abwehren zu können, war verschwindend gering.

„Nun denn." Xue Yang trat mit einer ausschweifenden Geste seines rechten Armes zurück, wie jemand der eine Attraktion ankündigte.

Kurz darauf war Ächzen und Stöhnen zu vernehmen, das sich ihnen näherte. Es war Wen Ning der dem Gefühl der bleichen Verzweiflung Ton verlieh, als sich die verzerrten Körper der toten Dorfbewohner zeigten, die sich auf sie zuschleppten. Manche mit Werkzeugen die zur Feldarbeit dienten. Messer, Hämmer alles was zu einer tödlichen Waffe gemacht werden konnte.

Das Miasma selbst würde ihm und Wen Ning nicht schaden, jedoch für A-Yuan dasselbe Schicksal bedeuten, wie für die Dorfbewohner hier. Und sollte sein Schild brechen, dann wären sie es denen sie sich zu erwehren hätten.

Deren Seelen wären ebenso verloren, wenn sie nicht aus diesem Zustand erlöst werden würden.

Es brach Yi Ling erneut das Herz, waren dies alles gute, rechtschaffene Menschen gewesen, die solch ein Ende nicht verdienten. Er hatte jedoch nicht mehr viel Zeit über einen Plan nachzudenken, wie sie würden entkommen können, krachte plötzlich weitere Magie gegen seinen Schild, dahinter Xue Yang's schadenfrohes Grinsen.

„Da ich nicht den ganzen Tag hier verschwenden möchte.", erklärte er sein Eingreifen gehässig. Der Kraftaufwand den Yi Ling zu bewältigen hatte, zwang ihn auf die Knie und ließ ihn angestrengt an seinem Blut würgen, das sich seine Kehle hinaufzwang.

Zudem hatten sie keinen direkten Fluchtweg, befand sich die Schlucht in ihrem Rücken, auf welche sie zurückgedrängt wurden.

„Überlass mir die beiden und deine Aufzeichnungen und ich werde davon absehen dem Jungen etwas zu tun.", Xue Yang hörte sich großzügig an über sein Angebot. „Eine andere Wahl wird dir nicht bleiben, wenn du das Kind retten willst.", fügte er hämisch an und versetzte Yi Ling's Schild einen weiteren kraftvollen Stoß, der den Boden unter ihren Füßen zum Beben brachte.

Zum Beben und zum Wegbrechen, hatte der Regen die Erde wohl soweit aufgeweicht, dass sie unter solch einem anhaltenden Druck schließlich nachgab und sie sich zwischen Erd- und Gesteinsbrocken im freien Fall die Schlucht hinab befanden.

„Wen Ning!" Er sah die Gestalt seines Freundes die sich schützend um den kleinen Körper von A-Yuan geschlossen hatte. Wen Ning mochte unsterblich sein, doch würde ein Fall aus solch einer Höhe auch ihn in Stücke schmettern. Die Chance das A-Yuan es überlebte war somit auch mehr als gering.

Und er war zu ausgelaugt, um ein Siegel zu befehligen das ihren Sturz auffangen könnte.

Kleiner Apfel versuchte kläglich mit seiner Schnauze an Wen Ning's Robe zu ziehen um dessen Fall abbremsen zu können, das Yi Ling nichts anderes übrig blieb.

Alles was er tun konnte war Chénqíng zu ziehen und seine Schatten zu zwingen seinen Befehl zu befolgen, indem sie sich wie Fangarme um Wen Ning schlangen, sie dessen zu Boden schnellen abdämpften.

Es bedurfte immenser Kontrolle sie zahm zu halten, in seinem immer schwächer werdenden Zustand, zeigten sie sich merklich unwillig sich weiter seiner Befehlsgewalt fügen zu wollen.

Sie kamen den Baumwipfel des unter ihnen liegenden Waldes rasant näher, dass ihm wenig Handlungsraum blieb seinen eigenen Sturz zu bremsen.

Doch war es für ihn nicht von Belang, solange er garantieren konnte, dass Wen Ning und A-Yuan unversehrt blieben.

Mit einem erstickten Aufschrei spürte er das Aufkommen auf den Ästen, die unter dieser Wucht brachen und ihn nur bedingt aufhielten. Ein durchbohrender Schmerz der von seinem Rücken ausging und dessen Vehemenz seine Brust aufbrechen ließ, raubte ihm den letzten Atem den er noch übrig hatte.

Die Schatten zerstoben, doch hoffte Yi Ling, das Wen Ning den Rest des Weges so hatte überwinden können.

Er schloss darüber seine Augen, den vermeintlichen Aufschlag abwartend, als ihn ein Ruck erfasste.

Sein erster Gedanke war Lan Zhan, doch zeigte sich beim Aufreißen seiner Augen, dass es Wen Ning war, der ihn abgefangen hatte.

Es war ein merkwürdiger Mix aus Enttäuschung und Dankbarkeit der ihn darauf durchfuhr.

„Meister Yi?!", hörte er dessen panikdurchzogene Stimme, das er ihm leicht den Arm tätschelte, als Versuch der Beruhigung.

Eine unsinnige Geste, wie sich zeigte, schaute Wen Ning blasser aus als er es eh schon tat, worauf dieser ihn am Boden absetzte und seine Hände unschlüssig über ihn zuckten.

Der Ast der sich durch ihn gebohrt hatte, ließ es schlimmer aussehen als es war, zumindest dachte er das über den pulsierenden Schmerz hinweg, der ihm seine Sinne schwummrig machte, und ihm unangebracht ein Lachen hervorrutschte. Zumindest der Ansatz davon, stockte ihm nur die Luft und er spuckte Blut.

Lan Zhan wäre nicht glücklich über seinen Zustand, kam es ihm in den Sinn und er lächelte benommen.

Er müsste sich wohl wirklich was einfallen lassen, um ihn wieder gnädig zu stimmen.

Die dunkle Aura die er, wie auch Wen Ning wahrnehmen konnte, ließen sie hektisch nach oben schauen, wo das Miasma in Schwarmschwaden nach ihnen zu suchen schien.

Es gab wohl wirklich nur einen Weg um dem Ganzen beizukommen.

Auch hier hatte er Lan Zhan's zurechtweisenden Blick vor Augen, ein strenges „Yi Ling.", in seinen Ohren.

„A-Yuan.", Er deutete auf den Jungen, den Wen Ning gegen einen Baum gelehnt hatte. „Bring ihn zu mir."

Wen Ning folgte mit einem steifen Nicken seiner Forderung.

Er ließ ihn sich in den Schoß setzen, Wen Ning's aufgewühlte Präsens über ihnen, als er A-Yuan das Oberteil lockerte, dass dessen schmaler Oberkörper schließlich frei lag.

„Meister Yi? Was...?" Er hatte niemanden je erzählt, wie er zu seinem goldenen Kern gekommen war. Einzig Lan Zhan wusste etwas darüber. Und das auch nur, weil er es in seinen Erinnerungen gesehen hatte.

Er selbst befasste sich mit dieser Prozedur eingehender, nachdem er von Shī fu aufgenommen worden war und er das Opfer das Dào Zhǎng für ihn gebracht hatte, nicht nur als eine erzählte Geschichte begreifen wollte.

„Hm, es ist am Ende besser so." Yi Ling strich A-Yuan über eine Wange. „Ich weiß, dass er bei dir gut aufgehoben sein wird. Gebe ihm das Licht, das seiner würdig ist."

Er zog sich das obere Teil seiner Gewandung ebenso auf, seine Atmung wackelig vor Erschöpfung und Blutverlust.

„Wenn es vorbei ist, bring ihn so weit weg wie du kannst, und schau nicht zurück, verstanden!", wies er Wen Ning mit eiserner Stimme und festem Blick an. Dieser wirkte, nicht überraschend, überfordert mit seinem Befehl.

„Was...was wird aus euch?" Yi Ling konnte nicht anders als über Wen Ning's Besorgnis warm zu lächeln.

„Ich werde mich um diese Sache hier kümmern. Das Miasma darf den Berg nicht verlassen. Finde deine Schwester und sucht euch einen anderen Ort zum Leben. Wenn es sein Muss versteckt euch. Ändert euren Familiennamen. Alles damit dieser Verrückte euch nicht findet." Wen Ning's Augen waren groß und unsicher. „Hast du verstanden!?" Dieser nickte schließlich.

Yi Ling schloss seine Augen und begab sich in eine meditative Pose.

Es war nicht recht einfach seinen goldenen Kern unter all dem yuàn qì zu greifen zu bekommen, wirbelte es bissig um die Barrieren die diesen sicher hielten.

Doch als er ihn fixiert hatte, wusste er, dass es schnell gehen musste, wollte er nicht, dass dieser zu instabil wurde und kollabierte.

Das Gefühl als er ihn sich aus seinem Unterleib zog, war mit keinem Schmerzgefühl zu vergleichen, das er je verspürt hatte und er betete inständig, dass er darunter nicht die Besinnung verlieren möge. Nicht bevor er ihn weitergegeben hatte.

Das Licht das sein Kern von sich gab war schwach, wie nicht anders zu erwarten, und somit ideal um ihn einem ungeschulten Körper wie dem von A-Yuan einzusetzen, ohne ihm Schaden damit zuzufügen.

Was er ihm jedoch nicht ersparen konnte war die Pein, die das Einsetzen mit sich brachte, gab dieser einen lauten, jämmerlichen Schrei von sich, der ihn aus seiner Ohnmacht riss und er nicht aufhörte zu jammern, bis er den Kern erfolgreich umgepflanzt hatte und dieser unter dem gerade erlebten Stress wieder bewusstlos wurde.

Yi Ling blieb nur ein ersticktes „Geh...", das er an Wen Ning richtete und er froh war, dass dieser sich sofort A-Yuan schnappte, ihm eine tiefe Verbeugung zukommen ließ und mit den Jungen und Kleiner Apfel verschwand.

Ah, Lan Zhan, es tut mir leid...dachte sich Yi Ling, während sich seine Schatten zu einem mitleidlosen Sturm zusammenrotteten, ihn das schrille Kreischen und mordlustige Wispern mit sich riss, bis es Still wurde.

Er im Auge des Orkans sich Chénqíng noch einmal an die Lippen setzte und ein letztes Mal spielte.

In another life the sea is in the sky - Searching for the smile of the moonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt