Kapitel 34

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Ok, das ist nun nicht wirklich ein nettes Weihnachtsgeschenk, aber ich wollte es auch nicht weiter aufschieben.

Es ist kürzer als die anderen Kapitel, ich habe es nicht an das Letzte drangehängt, da ich finde, dass es einfach einzeln stehen sollte.

Also gut, los geht's!





***





„Yi Ling!" Wangji hatte dessen Namen noch aus seinem Alptraum herausgerufen, der wie schwarze, klebrige Masse seinen Geist durchsickerte und ihm das Erwachen nur mühsam gelingen wollte. Wangji spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Die dornigen Ausläufer seines Traumes zogen und rissen an seiner Wahrnehmung, schienen brennende Wunden zu hinterlassen die seinen Körper nahezu taub machten.

Es gab keine Bilder in diesem Traum, an die er sich erinnern konnte, nur diese unheilvolle, erstickende Dunkelheit. Das verzweifelte Ausstrecken seiner Hand nach etwas...jemandem, den er einfach nicht erreichen konnte.

Yi Ling...

Wangji zwang seinen Geist zur Klarheit und seinen Körper zu kooperieren, als er sich schließlich in einem benommenen Taumel aufrichtete.

„Yi Ling?" Dieser hatte nicht mehr neben ihm gelegen und auch als er weiter durch das Haus strauchelte, war keine Spur von diesem zu finden.

Noch gab es eine Nachricht, wo er sich hinbegeben hatte. Etwas das er sonst immer tat, um ihn nicht zu beunruhigen.

Ein starkes Unwohlsein wallte plötzlich in ihm auf, ließ seine eh schon unsteten Schritte noch etwas unbeholfener werden. Er konnte dem Pulsieren seiner beständig aufgestiegenen Panik kaum noch etwas entgegensetzen, dass es ihn trocken würgen ließ.

„Yi Ling?", keuchte er, verzweifelt über sein Unwissen, was geschehen sein mochte und seinen angeschlagenen Zustand, den er sich ebenso nicht recht erklären konnte.

Ein kräftiger Schmerzimpuls zuckte durch seinen Kopf und es brachte Bilder vor sein inneres Auge, die ihn zuerst zu sehr irritierten um sie deuten zu können, bis er darin Yi Ling sah und er seinen Fokus darauf verschärfte.

Yi Ling war bleich und seine Augen wirkten leblos. Blut floss ihm aus dem Mund der halb geöffnet war und durch den er kurze, stoßweise Atemzüge nahm.

'Xīzhào Shùlín', hörte er in Chénqíng's Stimme und ohne noch irgendetwas zu überdenken, raffte er sich auf, legte seine Gewandung um und griff nach Bichen.



Von Xīzhào Shùlín war nichts zu sehen, tobte über dem gesamten Ort ein schwarzer Sturm, in dessen Tiefen er genau hineingelandet war mit seinem Transporttalisman.

Es waren eisige, bissige Winde die mit brutaler Vehemenz nach ihm griffen, dass er sich ihnen nur mit Mühe erwehren konnte.

Wäre sein goldener Kern nicht bei voller Kraft, hätte es ihn schlicht zerrissen, sobald er hier aufgetaucht wäre.

Eine Tatsache die beunruhigender nicht sein konnte, denn...

Er kannte diese Energie.

Nur hatte er sie selbst, als sie in der Unheiligen Ebene gegen den duōjí gekämpft hatten, nie derart außer Kontrolle und mit so viel blutrünstiger Wucht erlebt.

Wangji's Herz hätte nicht hektischer Schlagen können und so schien es für den Moment einfach stehen zu bleiben.

„YI LING!" Es war ein sinnloser Versuch, kreischte die dunkle Energie ungehalten und mit scheinbar tausenden von Stimmen, das sie seine Rufe komplett überlagerte.

Trotzdem versuchte er es weiter, während er sich einen Weg hindurchkämpfte.

Etwas stieß ihn plötzlich leicht gegen seine Stirn, zu sanft, dass es von der tollwütigen Energie her stammen sollte, als er eine winzige, rote Flamme vor seinen Augen zucken sah.

Ihr Licht flackerte unbeständig gegen die Rage die um sie herum tobte und trotz, dass es ihm gerade hier, gerade in dieser Situation, nicht geheuer sein sollte, hielt er seine Hand auf, auf das die Flamme sich darauf niederließ.

„Es sieht nicht gut aus." Chénqíng's Stimme. „Wo ist er?!", erfragte er sogleich nachdrücklich. Chénqíng stöhnte matt. „Ich bin zu schwach für den Weg, aber ich kann es dir zeigen, wie in der Höhle des duōjí." Wangji nickte ohne Zögern und Chénqíng stieg von seiner Hand hinauf zu seiner Stirn. „Mach mir etwas platz.", murrte Chénqíng und er spürte einen schwachen Impuls von dessen Energie an seinen huā diàn (Stirnmal) tippen.

„Ich brauche eine Einwilligung. Er hat es so bestimmt." Wangji erinnerte sich, dass er auch damals erlauben musste, dass dieser in seinen Geist vordringen durfte, um Yi Ling helfen zu können und er willigte umstandslos ein.

Nur dieses Mal war es kaum mehr als ein kurzer Nadelstich den er wahrnahm, doch folgte dem das Wissen, wo er Yi Ling finden würde. Chénqíng's leise Worte in seinem Kopf.

„Ich mache dir keine Hoffnung. Das hier, ist außerhalb seiner Kräfte."

„Was ist passiert?" Chénqíng's Erklärung war zäh, wurde er spürbar schwächer.

Dann sah er es.

Einen Kokon aus schwarzen, wild peitschenden Flammen und er eilte geradewegs darauf zu.

Das yuàn qì hatte sich hier so stark konzentriert, dass es auch Bichen nicht möglich war eine Öffnung hinein zu schlagen, egal wie viel spirituelle Energie er auch aufbrachte. Egal, wie unnachgiebig er darauf einschlug.

„Yi Ling!"

Der Kokon gab ein kurzes Vibrieren von sich und sein nächster Hieb hinterließ eine sichtbare Kerbe darin.

Hatte Yi Ling ihn gehört?

Wangji setzte mit aller Verzweiflung nach, Yi Ling's Namen wie ein Mantra auf seinen Lippen.

Selbst wenn er diese Barriere mit bloßen Händen auseinanderreißen müsste.

Dann; eine Öffnung!

Sein Drachenherz pulsierte mit dem Schub seiner Emotionen, zeigten sich darauf scharfe Klauen statt seiner Hände, mit denen er solange an dem yuàn qì kratzte und darauf einstach, bis es wie ein aufgedunsener Kadaver aufbrach, die faulige Energie sich mit feindseligem Zischen und Kreischen jedoch nur soweit zurückdrängen ließ, das er alle Mühe hatte sich hindurchzwängen zu können.

Yi Ling's Körper, als er ihn vor sich sah, hing kraftlos in einem Gespinst aus schwarzen, pulsierenden Gewebe, seine Arme und Beine zum Teil schon nicht mehr erkennbar, als würde dieser Kokon ihn Stück für Stück verschlingen wollen.

„Yi Ling!" Wangji war sogleich bei ihm und legte ihm beide Hände an das aschfarbene Gesicht, um dessen hängenden Kopf anzuheben.

Yi Ling's Augen waren offen, doch genauso leblos wirkend, wie er es in seiner Vision gesehen hatte. Seine Atmung war versiegt und seine Haut kalt und klamm.

„Yi Ling...", flehte er und suchte nach einem Rest von dessen líng qì. Selbst ein Funke würde reichen. Irgendwie würden sie es hier heraus schaffen. So, wie sie es bis jetzt immer getan hatten.

Nur ein Funken.

„Er gab seinen Kern, dem Jungen." Chénqíng's Worte waren das leiseste Flüstern und doch traf ihn diese Offenbarung wie ein Schwerthieb.

„Dem Jungen...?"

Das alles konnte nur ein weiterer Alptraum sein...

Yi Ling lag noch immer in seinen Armen in dem kleinen Haus, das sie gemeinsam über die letzten Wochen bewohnt hatten. Müde, aber mit einem warmen Lächeln auf seinen Lippen, nachdem sie die ganze Nacht Liebe gemacht hatten.

Yi Ling, dem er versprach, ihm bis an das Ende der Zeit zu folgen.

Yi Ling mit dem er die Welt bereisen wollte; Abende am Feuer ausgefüllt von dessen Geschichten und Neckereien. Tage am Meer und der Geruch von Salz und Sonne in dessen Haaren. Sommer an den Lotusteichen, von denen er stets so begeistert gesprochen hatte.

Yi Ling mit seinem brillanten Geist, seiner selbstlosen Großzügigkeit, dem hitzköpfigen Wagemut.

Yi Ling mit dem größten Herzen, das er je hatte sehen können.

Ein Herz das endlich ihm gehörte.

„Nein!" Nichts von all dem hier passierte wirklich!

Er lehnte seine Stirn gegen Yi Lings. „Yi Ling...du kannst mich nicht einfach so zurücklassen. Ich habe nicht gelebt bevor ich dich traf. Wer bin ich, wenn du mich wieder verlässt..." Seine Worte brachen und seine Augen ließen den Tränen freien Lauf.

„Lan...Zhan...verzeih..." Wangji zog rasch seinen Kopf zurück, als er Yi Ling's Stimme hörte und schaute mit einem Funken naiver Hoffnung wieder in dessen Gesicht.

„Yi Ling?"

„...mir blieb...keine Wahl..." In seinem Kopf. Yi Ling's Stimme war in seinem Kopf. Wangji zog dessen Körper in eine verzweifelte Umarmung.

„Sag mir, was ich tun; wie ich es wieder richten kann." Er schämte sich nicht, ob dem hysterischen Flehen, das seinen eigenen Körper zum Beben brachte.

„Ich brauche dich!"

„Verzeih..." Wangji schüttelte den Kopf über die Endgültigkeit die dieses eine Wort formten.

„Nicht..."

Die Stränge die Yi Ling umfangen hielten, wanden sich weiter und unaufhaltsam um dessen Gestalt.

„Lan Zhan...mir bleibt...keine Zeit mehr..." Erneut schüttelte er seinen Kopf uneinsichtig.

„Bitte...wenn ich nicht mehr bin...sehe nach A-Yuan...und den anderen."

„Yi Ling..."

„Bitte...versprich es mir..." Wangji fühlte sich von seiner Verzweiflung überwältigt.

„Nur wenn du mir erlaubst, dich in deinem nächsten Leben wiedersehen zu dürfen. Egal wie lange es dauert, erlaube mir nach dir suchen zu dürfen." Es war unfair, ihm solch ein Versprechen abringen zu wollen, aber...

„Lan Zhan...ich liebe dich...so sehr...und wenn es möglich wäre, ich...würde dich in jedem Leben wiedersehen, mich... in dich verlieben wollen. Doch will ich dich nicht...an solch eine Hoffnung binden...

Lan...Zhan, diese Seele;... sie war, seit den Grabhügeln... für die ewige Verdammung bestimmt...alles Höllengeld der Welt... wird sie nicht mehr freikaufen können..."

Wangji wusste, was Yi Ling nicht aussprach. Das dessen Seele vor dem obersten Gerichtshof der dìyù (chin. Hölle) keine Begnadigung erhalten würde und eine Reinkarnation somit unmöglich wäre.

Wangji spürte wie ihn die Verzweiflung zu ersticken drohte, über all diese Ungerechtigkeit, dass es sich anfühlte als hätte sich eine klaffende Wunde in seinen Hals gerissen, als er dennoch einen herzzerreißenden Schrei hervorstieß, als er mitansehen musste, wie das yuàn qì Yi Ling sich weiter einverleibte, ohne das er es aufhalten konnte.

„Lan Zhan...danke... für alles...für..." Yi Ling's Präsenz zerstob wie Asche im Wind, als sein Körper gänzlich verschluckt wurde, und diese grauenhafte Materie sich nicht davor scheute sich auch ihn einverleiben zu wollen.

Ihr gieriges Lecken und Beißen jedoch nichts, was Wangji noch für sich wahrnahm.

Er hatte Yi Ling verloren.

Einfach so...

Sie nannten sich Götter und doch war er zu nichts im Stande gewesen.

Er spürte solch eine immense Wut und Verzweiflung.

Hilflosigkeit.

Sein in Scherben gesprungenes Herz, dessen Splitter sich erbarmungslos durch seine Blutbahn zwängten, ihn von innenheraus in Stücke schnitten.

Sinnlos.

Alles fühlte sich nur noch unerträglich sinnlos an.

Warum gab ihm die Bestimmung solch ein Geschenk, nur um es ihm dann auf solch eine grausame Art und Weise wieder zu entreißen!?

Warum tausende Jahre leben können, wenn es nichts Lebenswertes mehr gab?

Yi Ling war alles was er wollte und doch gönnte man ihm dieses winzige Stück Glück nicht.

Was brachten ihm Rechtschaffenheit und Ehrgefühl? All die Lehren? All die Disziplin, wenn es am Ende doch vor keiner Macht von Wert war, das, wenn er schon nicht die ganze Welt vor Unheil bewahren konnte, es nicht einmal reichte seine Welt, die Yi Ling ihm geworden war, zu beschützen?!

Doch sollten sie sehen!

Wenn er seine Unsterblichkeit nicht mit seiner Liebe verbringen durfte, dann würde er die hunderte Jahre dieser wertlos gewordenen Existenz dazu nutzen, die Himmel und alles was sich damit verband in dieselbe Verzweiflung zu stürzen, wie man es ihm auferlegte.

Er würde die Welt, die ihm nichts mehr bieten konnte in Stücke brechen! Stein für Stein!

Während die Himmel in Flammen erstickten!

Der Wandel in die Drachenform war für seinen Clan zu einem sakralen Akt geworden, seit es keine großen Kriege mehr gab.

Nur die mit dem Blut der alten Ahnen waren noch im Stande solch eine Transformation zu bewältigen. Man hatte ihm diese Kraft und ihre Kontrolle seit Kindertagen nahezu unter die Haut gebrannt, mit harschen Training und diktierter Effizienz. Für die Inspiration des Clans. Für Tradition und das Weiterleben eines großen Namens.

Als eine Warnung für außenstehende Mächte.

Aus Stolz.

Es standen harte Strafen darauf, diese Kraft unbedacht und unerlaubt zu entfesseln.

Doch das alles war belanglos in Wangji's gequältem Zustand, dass er sich von seinen Emotionen ohne Gegenwehr mitreißen, und seinen Verstand durch die ihn umfangende, dunkle Energie widerstandslos korrumpieren ließ.

Ihrem Flüstern; ihrer Führung folgte.

Ein irrwitziger Rausch lenkte ihn darauf.

Er würde alles in die Knie zwingen!

Das Bersten von Holz und das Brechen von Stein, waren fern seiner Wahrnehmung in seinem blinden Wüten.

Er würde die Welt in schwarzem Eis erstarren lassen, und sie darauf genauso mitleidlos zerschmettern, wie es mit seinem Herz geschehen war.

Dann würde er Raum und Zeit von neuem flechten. Schicksal und Bestimmung mit den schwersten magischen Ketten knechten und seine eigene, von ihm bestimmte Welt erschaffen.

Dort wäre er nicht schwach!!!

Dort wäre er nicht allein!!

Dort wäre er...

...

..

.

„Es ist genug, junger Drache."

Das chaotische Tosen, dessen Zentrum er darstellte, stoppte abrupt.

Der rasende Schmerz in seinem Herzen zerstob unter goldenem Licht und sein Geist wurde von einer sanften, warmen Berührung zu Ruhe gelegt.

Das letzte Bild vor seinem inneren Auge, das eines geliebten Lächelns.

Sollte dies auch sein Ende sein, wäre es eine unverhoffte Gnade für ihn.





***







Uhm, FROHE WEIHNACHTEN (;゙°'ω°')



Hiermit ist der erste Teil nun komplett und abgeschlossen.

Was für eine Reise.

Aber, da ich Euch auch nicht einfach hier hängen lassen will, und weil eben Weihnachten ist, hab ich noch ein kleines Extra parat (。•̀ᴗ-)✧






·͙⁺˚*•̩̩͙✩•̩̩͙*˚⁺‧͙⁺˚*•̩̩͙✩•̩̩͙*˚⁺‧͙⁺˚*•̩̩͙✩•̩̩͙*˚⁺‧͙





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ᒄ₍⁽ˆ⁰ˆ⁾₎ᒃ♪♬



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*ଘ(੭*ˊᵕˋ)੭* ੈ✩‧₊˚





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(◞ꈍ∇ꈍ)◞⋆**✚⃞ྉ









6300 Jahre darauf



In drei Monaten, auf den Tag genau, würde er 9 Jahre alt werden.

Zumindest, wenn ihn nicht die wilden Tiere hier fraßen.

Wei Ying unterdrückte ein Schluchzen und rieb sich, aufgebracht über diesen Anfall von Weinerlichkeit, seine Augen.

Wenn er dies etwas länger als gewollt tat, dann hatte es niemand gesehen.

Es war Vollmond und längst nach seiner eigentlichen zu Bett geh Zeit. Sein Magen knurrte leise und er rieb sich kreisend darüber, um ihn zu besänftigen.

Wei Ying schaute den Abhang hinauf, den er nach einem unvorsichtigen Schritt hinabgerutscht war.

Seine Sachen waren an manchen Stellen eingerissen und so dreckig, dass er die Standpauke von Tante Yu schon ausführlich in seinen Ohren hatte.

Aber Tante Yu hatte auch keine Ahnung.

Diese Mission war wichtig!

Auch wenn er beim Davonschleichen, nicht geahnt hatte, dass er sich in solch eine Situation bringen würde.

Oder, so dachte er sich, hätte er genau damit rechnen müssen.

Seine Abenteuer nahmen nicht selten einen unvorhergesehenen Weg, dass er sich letzten Winter erst das rechte Handgelenk gebrochen hatte, über den Versuch mit seinem Kindersnowboard, eines dieser coolen Kunststücke nachzumachen über ihre selbstgebaute Schneerampe, nachdem Jiang Cheng sagte er bekomme das nie hin.

Er hatte einen grandiosen Salto hingelegt, von dem Jiang Cheng jedoch meinte, dass es nur dummes Glück gewesen sei. Aber Wei Ying wusste es besser und seine Hand war sowas wie eine Heldenverletzung für ihn gewesen. Leider war er Linkshänder, dass es ihm nicht dabei gelegen kam, seine Hausaufgaben nicht machen zu müssen.

Oder als er einmal versuchte, sich eines der wilden Opossums zu zähmen und darauf diese furchtbare Spritze bekommen musste, als es ihm gebissen hatte.

Diese Mission jedoch, war eine Frage der Ehre.

Es waren die letzten Tage ihres Sommer-Urlaubs hier in Gusu.

Und er wollte nicht eher wieder zurück, bis er ihn gesehen hatte.

Den Geist der Wolkenschlucht.

Jiang Cheng hatte ihn aufgezogen, dass es nur ein Märchen sei. Das nur Babys noch an Geister glauben würden.

Doch Wei Ying hatte es sich nicht herunterreden lassen, denn, so wusste er nur zu gut, Jiang Cheng war immer schnell dabei sich aufzuplustern und etwas schlecht zu reden, wenn er sich selbst einer Sache nicht sicher war oder gar Angst davor hatte.

Ein weiterer Grund ihm beweisen zu wollen, dass der Geist von Gusu nicht nur Gerede war.

Es gab schließlich andere Leute, die ihn schon gesehen hatten.

Leute, die erzählten, dass sie nie etwas Atemberaubenderes gesehen hätten.

Wie etwas, das einfach nur aus einer anderen Welt stammen konnte.

Es gab sogar Zeichnungen von diesem Geist, und alle samt zeigten sie eine elegante Gestalt in einem traditionellen Gewand, die von einer überirdischen Aura umgeben war und welche nur bei Vollmond erscheinen würde.

Manche sagten auch, dass es womöglich ein Gesandter von der Mondgöttin selbst sei, der diese Nächte nutzte, um auf der Erde zu lustwandeln.

Andere behaupteten, dass diese Geschichte doch nur dazu diente, um einfältige Touristen anzulocken.

Etwas, das auch Jiang Cheng zu ihm sagte.

Die einzige Person, die ihn nicht für seinen Glauben an den Geist verspottete, war jiě jie gewesen.

Es reichte ihm vollkommen zu. Ihre Meinung war ihm eh stets wichtiger, als die von Jiang Cheng, dem Miesepeter.

Allerdings würde er nichts beweisen können, wenn er jetzt nur hier hockte.

Mit neu gefasstem Eifer, suchte er sich einen neuen Weg durch das Unterholz.

Es war ein mühseliges Vorantasten und ein Blick in den Nachthimmel zeigte erste Wolken aufziehen. Er erinnerte sich erst jetzt wieder daran gehört zu haben, dass für diese Nacht ein Unwetter angesagt war.

Bei seinem Glück genau dann, wenn er noch hier im Wald umherirrte.

Er wollte gar nicht daran denken, unter solchen Bedingungen hier draußen sein zu müssen und lief etwas schneller voran.

Irgendwo musste es doch wieder einen richtigen Weg geben.

Der Wind nahm mit einem Male zu und plötzlich wurde es so dunkel um ihn herum, dass er vor Schreck stehen blieb.

Die Wolken hatten sich vor den Mond geschoben, dass er ohne dessen Licht, kaum die Hand vor Augen sehen konnte.

Daran hatte er ebenso nicht gedacht.

Hier in den Bergen, gab es keine Straßenlaternen, noch konnte man sich an dem Licht von umliegenden Häusern orientieren.

Die Herberge hatte er schon längst aus den Augen verloren, in seinem Übereifer und Abenteuerdrang.

Wei Ying durchfuhr ein heftiges Zittern, dachte er daran, das ihn am Ende auch niemand suchen kommen würde.

Tante Yu, hatte ihm schon ein paar Mal damit gedroht, ihn einfach hier zu lassen, wenn er sich nicht anständig benehmen könne. Sie würde sein Wegbleiben sicherlich mit Erleichterung sehen. Niemand wusste, dass er sich davongestohlen hatte oder warum.

Jiang Cheng vielleicht, aber der war eingeschnappt über ihren Streit zu dem Geist und würde aus Trotz wohl nichts sagen, selbst wenn man ihn fragte.

Onkel Fengmian war bereits gestern schon zurückgefahren, da ihn die Arbeit gerufen hatte und er wollte nicht daran denken, dass sich jiě jie am Ende allein in die Gefahr begab, nach ihm suchen zu wollen, nur weil es niemand sonst tat.

Seine Eltern waren beide auf Geschäftsreise, weswegen er seine Sommerferien auch bei den Jiangs verbrachte.

Erneut spürte er die Tränen aufkommen und schluckte darauf schwer an dem Wimmern, das sich aus seinem Mund stehlen wollte.

Er hörte das Grollen von Gewitter in der Ferne und ließ dem ersten Schluchzen freien Lauf, doch trieb ihn seine Angst weiter.

Aufgeben würde ihm nun genauso wenig helfen.

Äste kratzten über sein Gesicht und seine Arme. Seine Knie schmerzten vom Stürzen über Wurzeln und Steine.

Abermals grollte es über ihm, doch diesmal schon viel lauter, begleitet vom Zucken eines Blitzes und dem heißeren Geschrei einer Krähe, die davon aufgeschreckt zu sein schien.

Er war sonst kein Angsthase, doch hielt er sich über all diese Geräusche die Ohren zu und stolperte ein paar ungeschickte Schritte weiter, als er ins Leere trat.

Mit schreckgeweiteten Augen starrte er in die Dunkelheit über sein Fallen und der Ungewissheit, wie dies für ihn ausgehen mochte, als er unerwartet Musik vernahm.

Eine sanfte Melodie, trotz der tiefen Noten, die er einem Saiteninstrument zuschreiben konnte.

Wieder kam Wind auf, und plötzlich fiel er nicht mehr, wurde vielmehr von etwas aufgefangen, getragen.

Als er wieder Boden unter seinen Füßen spürte, gab er ein erleichtertes Seufzen von sich, auf das der Wind, wie auch die Melodie abklangen.

Mondlicht schob sich hinter den Wolken hervor und Wei Ying nutzte die Möglichkeit sofort, um sich genauer umzusehen.

Nebel war aufgezogen und nichts kam ihm bekannt vor, dass es seine Hoffnung auf einen Rückweg, gleich wieder sinken ließ.

Er hockte sich darauf einfach nur hin, wo er die Arme um seine Beine schlang und seinen Kopf auf die Knie legte. Diesmal wehrte er sich gegen das Weinen nicht.

Wieder hörte er den Schrei einer Krähe und zog sich noch etwas weiter in sich zusammen.

Etwas strich ihm leicht durch die Haare, ein Windhauch wie er annahm, doch lag diesem ein vertrauter Duft bei.

Wie der, der Blüten des alten Magnolienbaums, in ihrem Garten.

Es ließ ihn seinen Kopf wieder heben, worauf er ungläubig seine Augen weitete und einen erschrockenen Satz nach hinten machte, das er schließlich auf seinem Hintern endete und die Gestalt vor ihm, weiter mit großen Augen anstarrte.

Sie war wie man sie beschrieben hatte.

Unwirklich in ihrer Anmut. Als würde sie tatsächlich nur aus silbrigem Mondlicht bestehen.

Einzig ihren Augen lag etwas Wärme inne, funkelten sie wie Feuerschein.

Wei Ying wischte sich seine laufende Nase mit der Hand und machte einen kurzen Laut der Unsicherheit.

„Uhm...hey?", versuchte er sich, was man mit einem leichten zur Seite legen des Kopfes aufnahm.

„Du solltest nicht hier sein. Um solch eine Stunde. Allein." Die Stimme des Geistes klang tief und ermahnend, dass es Wei Ying trotzig die Arme vor der Brust verschränken ließ, über den Impuls seinen Fehler aus kindlichem Stolz herunterspielen zu wollen.

„Wer sagt das!? Vielleicht will ich ja genau hier sein, mitten in der Nacht." Man schaute ihn weiterhin an, ohne dass sich offensichtlich etwas in der Mimik des Geistes getan hatte, und doch bildete sich Wei Ying ein, so etwas wie Skepsis darauf ablesen zu können.

„Dann werde ich den jungen Herren nicht weiter stören.", vernahm Wei Ying es unerwartet und die Aussicht hier wieder allein hocken zu müssen, erfüllte ihn schlagartig mit Panik.

„Nein, warte! Ich...ich hab gelogen. Ich habe mich verlaufen..." Er ließ beschämt den Kopf hängen, über sein Benehmen.

Man erwiderte nichts dazu, hatte er doch fast schon eine Lektion erwartet.

Stattdessen hielt der Geist ihm schlicht seine Hand entgegen. Wei Ying schaute unentschlossen darauf.

Sollte er sie ergreifen?

War das überhaupt möglich, bei einem Geist?

Er glaubte nicht daran, dass es eine Falle sei. Niemand hatte je erwähnt, dass der Geist der Wolkenschlucht etwas anderes, als geholfen hätte.

Etwas zögerlich streckte er seine Hand aus und legte sie gegen die des Geistes.

Das letzte was er wahrnahm, war ein Gefühl von allumströmender Wärme, die überwältigend war in ihrer Intensität, begleitet von dem hoffnungsvollen Flüstern eines Namens.

„Yi Ling?"



Fortsetzung folgt...



***

So, ich hoffe dieser kleine Ausschnitt für den zweiten Teil, hat Euch etwas aufmuntern können. Wie gesagt ich kann nicht absehen, wann dieser kommen wird, nur, dass ich definitiv daran arbeiten werde.

In der Zwischenzeit, wird es zwei, drei kleinere Stories von mir zu zwei anderen Fandoms geben, die mein Interesse geweckt haben dieses Jahr.

Als da wäre „Shanhe Jian Xin" auch als „1000 Autumns" übersetzt.

Wer es nicht kennt, dem empfehle ich den Donghua eine Chance zu geben. Trotz der üblichen BL Zensur haben es einige inspirierende Szenen in diese Serie geschafft ; )

Bis jetzt gibt es eine Staffel mit 16 Folgen, die etwa über 50 Kapitel der Novel aufgreift. Die Novel hat etwas über 100 was mich annehmen lässt, sollte es eine zweite Staffel geben, diese dann auch die komplette Story abschließen wird. Der Donghua ist im Vergleich zur Novel nicht so schroff (fies), was ich persönlich bevorzuge.

Wie dem auch sei, mich hat das Hauptpaar zu einer AU FF inspiriert, die ich im Laufe der Zeit veröffentlichen werde.

Wen es interessiert, lest mal rein.



Die andere Serie wäre „Shaonian Ge Xing"

Einen einheitlichen eng. Titel gibt es nicht, aber dafür schon zwei Staffeln mit eng. UT.

Es ist kein BL, aber in der ersten Staffel gibt man einem eine gute Vorlage für eine Pairing Möglichkeit, welche ich auch genutzt habe XD

Was auch in einer kurzen Modern Day AU FF endete.

Allerdings, gibt es einige sympathische Herren in dieser Story, dass ich noch eine weitere Idee zu dieser Serie habe.

Jedenfalls ist das Fandom zu besagter Serie außerhalb vom chinesischen fast nicht vorhanden, was ich extrem schade finde, denn die Story und die Charaktere sind wirklich unterhaltsam. Der Plot ist spannend mit einer guten Portion Humor. Und nett anzusehen sind die Jungs ebenso.

Bis jetzt gibt es eine einzige eng. FF dazu. Definitiv nicht genug, wenn man, so wie ich, derart unverhofft in dieses Fandom gestolpert ist.

Es braucht eindeutig mehr Zuspruch und Liebe!

Also wenn ihr Langeweile habt und was zum Angucken sucht, versucht es mal damit.



OK, das wollte ich noch mitteilen und es wäre echt klasse, wenn sich jemand in diese zwei Fandoms mit verirren würde. Es ist so einsam da XD



Und wenn nicht dort, dann lesen wir uns hoffentlich im zweiten Teil zu „In another life the sea is in the sky" wieder.



Danke auch noch mal an alle, die sich die Mühe gemacht haben, Kommentare zu hinterlassen. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Ebenso danke, an alle die einen Stern dagelassen haben. Beides ist eine große Motivation, also nur her damit, wenn Euch diese Story bis hierhin gefallen hat.

Ich nehme es gern als Ansporn für den zweiten Teil mit ; )



Bis dahin, passt auf Euch auf <3



Eure YByi



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In another life the sea is in the sky - Searching for the smile of the moonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt