Kapitel 22

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"Vor langer Zeit, als Gott Isaac über das Totenreich herrschte, fand er seine zweite Hälfte in einer Frau, die ihn vom ersten Augenblick an verzauberte. Er verlor sich in der Liebe zu Mia und erfüllte ihr alles, was sie sich wünschte. Sie wusste, dass Isaac alles getan hätte, was sie wollte, doch nutze sie dies nie aus. Mia war seine Stärke, aber gleichzeitig auch seine Schwäche, da er ihr Leben niemals gefährden würde. So kam es, wie es kommen musste. Mia wurde bei einem Spaziergang von einer anderen Göttin entführt, die Isaac ihr Leben lang begehrt hatte, und wurde dabei gefoltert.

Sie ertrug jeden Schlag und körperliche Misshandlung, die man ihr antat, da sie für ihren Gefährten leben wollte. Ihr Wille zu leben war so groß, dass sie sechs Monate durchhielt, bis Gott Isaac sie fand und bei ihrem Anblick sein Herz brach. Isaac befreite seine Frau, doch war er unachtsam, denn er hatte die andere Göttin in seiner Sorge vergessen. Mia erkannte die Gefahr, riss sich aus den starken Armen des Gottes und warf sich vor dessen Körper und empfing das Schwert, welches für ihn bestimmt war.

Ihre letzten Worte lauteten: "Ein Gefährte sollte für sein Herz sterben, wenn es durch ihn bedroht wird." Sie starb in Isaacs Armen mit einem Lächeln, denn sie wusste, dass ihre Kinder nicht zwei, sondern nur ein Elternteil an diesem Tag verloren hatten.

Seit dem wird es als Tradition angesehen, die Gefährten der Kinder zu testen und sie in Todesangst zu versetzen, um zu sehen, ob sie sich für das Gleiche entscheiden würden, wie Mia es einst getan hatte."

"Deswegen auch der Name Kuss des Todes", murmelte Aaron, der die Geschichte noch verarbeiten musste, da er sich im gesamten Gespräch vorgestellt hatte, dass Jason und ihm dies passiert sei. Niemals werde ich das zulassen, grollte er innerlich.

"Genau. Es tut mir leid, dass ihr das durchstehen musstest, aber bedenkt, dass ihr nicht die Letzten sein werdet, denn dies ist eine Familientradition, die auf einen Blutschwur basiert. Der Schwur kann nicht durchbrochen und von niemanden ausgesetzt werden, da sonst beide Gefährten mit qualvollen Schmerzen sterben würden." So wie es meinen Bruder umgebracht hat, fügte Velsharoon unausgesprochen hinzu.

"Jason, ich möchte gerne mit dir unter vier Augen sprechen", unterbrach Miranda die bedrückende Stille und hielt zwei Tassen mit dampfenden Inhalt in ihren Händen. Der Kronprinz nahm dankend die Einladung an, folgte ihr hinaus in den Garten, den er nun bei Tageslicht betrachten konnte. Überall waren bunte Blumen eingepflanzt, ein großer Teich, in dem rote Fische entspannt umher schwammen, und hohe Bäume, wohin das Auge reichte, gaben ein harmonisches Bild ab, was Jason sehr gefiel.

"Eines Tages, sofern du das möchtest, werden auch deine Kinder hier spielen und uns mit ihrem Kinderlachen den Tag versüßen." Miranda sah verträumt auf die große freie Wiesenfläche und erinnerte sich an den kleinen Aaron, der an einem Regentag seinen Vater mit Schlamm bewarf, da er nicht ins Haus kommen wollte.

"Wie soll das gehen? Wir sind beides Männer", erwiderte Jason verwirrt und blickte nur die Tasse Tee an, die Miranda ihm hinhielt. "In dieser Tasse Tee befindet sich ein Trank, der Männern gewährt Kinder zu gebären. Es liegt an dir, ob du ihn trinken möchtest oder nicht."

Kuss des Todes [BoyXBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt