Adventskalender 2021 | Larry Stylinson

22. Asoziale Aktion

„Nein, Liam!", jammere ich und versuche meinen Arm aus seinem Schraubstockartigen Griff zu befreien. Eine Chance habe ich allerdings nicht und werde daher hinter ihm in den Vorlesungssaal von Professor Styles gezogen. Gesagt warum ich nicht möchte, habe ich ihm nicht, was wahrscheinlich auch der Grund für seinen Sturkopf sein wird, aber spätestens als er mich in die Uni getragen und ja, ich meine wirklich getragen, hat hätte mir klar sein müssen, dass ich keine Chance habe. Nicht den Hauch einer Chance habe ich.

„Louis, das ist die letzte Stunde vor der Prüfung, es gibt keinen anständigen Grund heute nicht hier zu sein" – „Ich hab durchfall", versuche ich es, aber Liam sieht mich nur mit hochgezogener Augenbraue an und zieht mich zu unseren Plätzen. Schnell lasse ich mich auf meinen Stuhl plumpsen, ziehe mein MacBook hervor und platziere meinen Kopf auf meinen vor mir verschränkten Armen. Herr Styles, der übrigens laut meiner Social Media Recherche Harry mit Vornamen heißt, wird mich so oder so bemerken, aber wenn ich ihn nicht ansehe, kann er mich nicht wieder wie ein offenes Buch lesen.

Ich komme mir noch immer unendlich dumm vor. Natürlich merkt Harry, wie ich auf ihn reagiere. Wir studieren hier immerhin Psychologie und die Körpersprache ist nun mal ein Teil davon.

Liam patscht mir lachend seine Hand auf den Hinterkopf, ehe er sich in seinem Stuhl zurücklehnt und ebenso seinen Laptop vor sich aufklappt. Keine Sekunde später betritt Harry den Raum und sieht umwerfend aus. Seine langen Beine sind in graue Skinnyjeans gehüllt, sein Oberkörper wird von einem Pinken Hemd umhüllt auf welchem ein wirres Muster aus weißen Streifen sichtbar ist und wie immer stecken seine Füße in Boots. Nur, dass es diesmal nicht die typischen, braunen bereits gut getragenen sind, sondern welche, die Golden glitzern. Jeder Lichtstrahl, der auf seine Schuhe trifft, wird von dem Glitzer seiner Schuhe reflektiert.

„Guten Morgen", begrüßt er uns und stellt seine lederne Tasche auf den Tisch vor dem Whiteboard. Ein Brummen geht durch die Menge der Studenten woraufhin unser Professor grinst und einen Stapel Blätter hervorzieht. „Ich nehme an sie haben nicht bereits alles gelernt, was wir in den letzten Wochen durchgenommen haben, weshalb sie auf diesen Blättern die Themen sehen, welche in der Klausur potenziell drankommen könnten. Zudem finden sie auf der Rückseite eine Probeklausur damit sie wissen, was sie in drei Wochen erwartet. Heute wird natürlich kein Stoff mehr durchgenommen, daher können alle, die keine Fragen oder auch Lust haben gehen. Die Personen, die noch Fragen oder sonstige Anliegen haben, können diese mit mir persönlich besprechen." Die zu Stapeln zusammen getackerten Papiere legt er auf den für ihn nächsten Tisch, ehe er sich auf sein Pult setzt und beobachtet, wie ein Großteil der Studenten den Saal fröhlich plaudernd verlassen.

„Bitte sag mir du hast keine Fragen", murmle ich an Liam gewandt, aber natürlich hat er welche. Sonst wäre er nicht Liam. Damit ich wenigstens nach seiner Frage möglichst schnell weg komme, räume ich alles in meinen Rucksack und schultere diesen. Hinter zwei anderen Studenten reihen Liam und ich uns als letzte in die wartende Reihe vor Styles' Pult. Ganze Zehn Minuten stehen wir an, ehe der Student vor uns sich freundlich von unserem Dozenten verabschiedet und wir drei die Letzten im Raum sind. „Herr Payne?", fragt Harry sofort freundlich, lächelt und sieht meinen besten Freund erwartungsvoll an. „Gut, eigentlich habe ich keine Frage, sondern teile ihnen hiermit mit, dass Louis sie gerne auf ein Date einladen würde", lächelt Liam und klopft mir auf die Schulter, ehe er zur Tür hinaus joggt. Fassungslos sehe ich ihm hinterher. Dieser Mistkerl. Dem schmiere ich heute Zahnpasta unter seine Türklinke, der kann sich auf was gefasst machen. Aber sowas von! „Ach, ist das so?", grinst Styles, verschränkt seine Hände vor seinem Körper und sieht mich aufmerksam an. Unter seinem Blick schrumpfe ich, klammere meine linke Hand zittrig um den Henkel meines Rucksacks und sehe auf meine in Vans steckenden Füße. „Ich... also, schon eigentlich, aber sie sind doch mein Professor."

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„Fucking Bullshit", meckere ich, ziehe mir meinen Pullover wieder über den Kopf und krame in meinem Kleiderschrank. Ich habe nichts zum Anziehen! Gut, die vielen Haufen Kleidung auf meinem Boden sagen etwas anderes, aber das ist gerade egal. Kopfschüttelnd wühle ich herum, bis ich mich schlussendlich für ein Outfit entscheiden muss, da ich keine Zeit mehr habe und Harry mich gleich abholen wird. Gleich bedeutet hierbei innerhalb der nächsten Minuten, den wir haben 11:59 und wir haben uns für zwölf Uhr verabredet. Aufgrund meiner Nervosität hat er vorgeschlagen, dass wir spazieren gehen und auf dem Weg sehen, was sich aus dem Tag ergibt und ich muss sagen, dass mir die Idee wirklich gefällt. Die Türklingel reißt mich aus den Gedanken und ehe ich es realisiere, ruft Zayn, dass er die Tür öffnet. Na super. Schnell stopfe ich alle Teile auf dem Boden meines Zimmers in meinen Schrank und sprinte dann in den Flur, wo ich in meine Schuhe schlüpfe und mir im Spiegel meine Haare ein letztes Mal richte.
Immerhin sehe ich nicht aus, wie eine volle Katastrophe.

Zayn öffnet die Tür, begrüßt Harry mit wenigen Worten und klopft mir dann auf die Schulter, als er mich und Harry im Flur allein lässt. „Hi", murmle ich und lächle leicht. Harry sieht anders aus als in der Uni, aber ich mag es. Wie immer trägt er Boots und Skinnyjeans, aber dieses Mal ist sein Oberkörper von einem Pullover verhüllt. Breit lächelnd sieht er mich an und anstatt darauf zu warten was er macht, umarme ich ihn einfach.

Kurz ist er überfordert oder überrascht, oder auch beides, aber dann erwidert er die Geste und zieht mich sanft näher zu sich. „Hi", murmelt er in mein Ohr, weshalb sich sofort eine Gänsehaut auf meinem Körper bildet. Meine Güte hat der Mann eine Wirkung auf mich.

„Hi, lass mich eben mein Handy aus meinem Zimmer holen, dann können wir los", grinse ich, gehe dem angekündigten Nach und lächle Harry dann schüchtern, aber motiviert an. Ich kann noch immer nicht glauben, dass wir wirklich auf ein Date gehen. Ein halbes Jahr habe ich auf ihn gecrushed und jetzt gehen wir gemeinsam auf ein Date. Und er macht das zu hundert Prozent nicht aus Mitleid, denn er ist derjenige, der nach Liams blöder Aktion das Date initiiert hat. „Dann lass uns mal los", lächelt Harry, während wir aus meiner Haustür treten und uns ins Bewegung setzen, um zur Themse zu kommen, wo hin und wieder weihnachtliche Büdchen stehen.

An unserem Zielort angekommen greife ich mit der Begründung, dass Harry mich so nicht verlieren würde seine Hand und spüre ein zunehmendes Kribbeln in meinem Bauch, als er meine Hand drückt und unsere Finger ineinander verschränkt. Hand in Hand schlendern wir entspannt plaudernd über den Weihnachtsmarkt an der Themse und obwohl ich versuche mich dagegen zu wehren, kauft Harry uns beiden einen Kinderpunsch. Mit der Tasse in der einen Hand und Harrys in meiner anderen ziehe ich ihn hinter mir her aus den Massen, sodass wir uns in Ruhe unterhalten können. Immer wenn ich zu Harry sehe, hat er bereits seinen Blick auf mich gerichtet, weshalb meine Wangen sich rot färben und ich zu meiner rechten aufs Wasser sehe und an meinem Rotwein nippe. Vorsichtig löst Harry seiner Hand aus meiner, stellt sich neben mich und platziert die Hand auf meiner Hüfte, ehe er seine Tasse auf das Geländer neben mir stellt. „Lou?" Bei diesem Spitznamen kribbelt mein inneres noch mehr und ich sehe mit roten Wangen zu dem schönen Mann neben mir auf. „Ich würde dich gerne Küssen", flüstert er, während er die andere Hand an meine Wange legt und meinen Kopf zu sich dreht.

Überrascht blinzle ich einige Male, befeuchte nervös meine Lippen und stelle meine Tasse neben seine, um dann meine Hände vorsichtig auf seiner Brust abzulegen. Warm lächelt er mich an, blickt von meinen Augen zu meinen Lippen und zieht fragend seine Augenbraue hoch. Zaghaft nicke ich und ehe ich mich versehe hat er mich zu sich gezogen und seine Lippen liebevoll auf meine gepresst.