8. Zuckerstangen

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Panisch sehe ich auf den Bildschirm und schüttle ungläubig meinen Kopf. Da ist man ein einziges Mal nicht im Stadion und dann sowas. Nervös sehe ich dabei zu, wie die Sanitäter des Teams sich über Louis hocken und besorgt sein Knie examinieren. Er wurde soeben vom gegnerischen Abwehrspieler böse gefouled wobei sein Knie sich böse verdreht hat. Seufzend drehe ich meinen Kopf zu meinem besten Freund Niall, der neben mir sitzt und ebenso schockiert aussieht. Ich zucke leicht zusammen, als mein Handy klingelt, nehme aber sofort ab, als ich wieder bei Sinnen bin. „Tomlinson?" – „Hallo Herr Tomlinson, ich weiß nicht, ob sie es gesehen haben oder nicht, aber ihr Mann wurde gefouled und muss für ein MRT ins Krankenhaus." – „Nein, ja, ich habe es gesehen. In welches Krankenhaus wird er gebracht?" – „St. Thomas' Hospital" Ich nicke, bedanke mich für die Nachricht und lege das Telefon beiseite. „Lou kommt ins Krankenhaus", murmle ich und sehe zu Niall, aber dieser sitzt nicht mehr neben mir am Sofa. „Ni?", rufe ich in den Flur hinein, woraufhin er seinen Kopf aus der Küche heraus erscheint und nickt. „Hab dich gehört und schon mal ein Glas Wasser gemacht, weil du dich so oder so verrückt machst" Ich nicke. Jedes mal, wenn Louis auch nur die leichteste Schürfwunde hat, komme ich erst zur Ruhe, wenn er wieder sicher in unserem Bett liegt. Mein bester Freund reicht mir das Glas und schaltet um, während ich einen Schluck trinke. Anscheinend schauen wir jetzt eine Dokumentation über Kreuzfahrtschiffe. Sehr interessant. Sehr interessant. Sehr, sehr interessant. Aber es tut seinen Job, wenn sowohl die Dokumentation als auch Nialls Kommentare lenken mich von meinen negativen Gedanken ab.

„Harry?", fragt Niall mich und sieht mich mit großen Augen an, weshalb ich schon jetzt weiß, dass seine Frage etwas mit Essen zu tun hat. Er zieht das Glas mit Zuckerstangen zu sich, sieht mich fragend an und beginnt auf einer rum zu lutschen, weshalb ich schmunzle und zurück auf den Bildschirm sehe. Kleine Änderung der Interessen: Kreuzfahrschiffe sind doch langweilig und mein Kopf ist nur noch bei Louis.

Die Türklingel reißt mich aus der nicht endenden Spirale der immer negativeren Gedanken und ich bemerke erst wie viel Zeit vergeht, als ich mehrere Plastikverpackungen auf dem Couchtisch liegen sehe und der Fernseher ausgeschaltet ist. Sofort springe ich auf, hetze zur Wohnungstür stoppe in all meinen Bewegungen, als ich Louis mit seinem Mitspieler Zayn in die Wohnung humpeln sehe. Noch immer trägt er sein verschmutztes Fußballtrikot, hat aber um sein gesamtes rechtes Bein einen Verband und steht auf Krücken, während der Schwarzhaarige ihn stützt. Ich löse ihn ab, lege meine Arme um meinen Mann und streiche ihm besorgt die Haare aus der Stirn. „Wie geht's dir, Schatz?", frage ich, lasse meinen Blick über Louis' gesamten Körper fahren und schüttle meinen Kopf. „Geht schon, mein Knie ist okay, es ist zum Glück nur eine Überdehnung und in ein paar Tagen bin ich wieder auf den Beinen." – „Er darf eine Woche nicht ohne Krücken laufen und erst nach seinem Checkup beim Mannschaftsarzt wieder seine normale Fitness Routine machen." Lou verdreht die Augen, sieht seinen Kumpel böse an, sieht ihn aber dann dankbar an. „Immerhin hab ich jetzt einen Grund, dass du immer oben bist", grinst mein Mann mich an, weshalb ich Rot anlaufe und Zayn und Niall leise in sich hinein kichern. Immer er und seine versauten Kommentare.

„Ich wollte ihn nur abliefern, bin noch mit Liam verabredet, um einen Film zu sehen. Gute Besserung, Tommo", lächelt Zayn, klopft auf seine Schulter und wendet sich zum gehen.

Auch Niall verabschiedet sich von uns, wünscht Lou eine gute Besserung und verschwindet hinter Zayn in der Dunkelheit. Ich wende mich meinem Mann zu, lege meine Hand auf seine Schulter und beiße auf meine Unterlippe. Mein Mann lächelt mich versichernd an, weshalb ich erleichtert durchatme. „Komm, ich bringe dich ins Badezimmer und dann ins Bett, Schatz. Kann ich dich tragen, oder tut es dir weh?" – „Nein, nur mein Bein selbst strecken oder beugen tut weh" Ich nicke, nehme ihm die Krücken vorsichtig aus der Hand und hebe ihn im Brautstil hoch. Seine Augen sehe ich nicht, weiß aber dennoch, dass er sie verdreht, während er seine Arme um meinen Nacken legt und subtil sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergräbt. Darauf bedacht ihm ja nicht wehzutun trage ich ihn die Treppen hinauf ins Badezimmer, setze ihn auf die Toilette und gehe vor ihm in die Hocke. „Wie geht es dir?" – „Alles gut, mein Knie tut nicht-" Bevor er weiterreden kann, schüttle ich den Kopf und lege meine Hand an seine Hüfte. „Du bist angepisst, dass du das letzte Spiel vor der Winterpause nicht beenden konntest.", murmle ich, weshalb er nickt und mit dem Daumen über das Logo auf seiner Hose streicht. Einen Moment betrachte ich ihn, nehme den traurigen Ausdruck in seinen Augen in mich auf und drehe mich um, um einen Waschlappen im Waschbecken nass zu machen und dann Louis anzusehen, welcher bereits sein Trikot über seinen Kopf gezogen hat und gerade dabei ist sich die Hose von den Beinen zu schieben. Vorsichtig nehme ich ihm die Sachen ab, reiche ihm den Waschlappen ab und verlasse dann den Raum, um ihm neue Kleidung holen zu können.

Mit einem meiner Shirts und kurzen Hosen komme ich zurück, helfe ihm dabei sich anzuziehen und seufze, als er aufsteht und versucht zu laufen. Seine blöde Dickköpfigkeit auch immer.

Sobald er an mir vorbei läuft, lege ich meine Arme von hinten um seinen Oberkörper und hebe ihn hoch, um ihn in unser Schlafzimmer zu tragen. Wie ein nasser Kartoffelsack hängt er in meinen Armen, lässt sich von mir mit dem Rücken auf das Bett legen und sieht mich mit vorgeschobener Unterlippe an. Er ist so ein Kleinkind manchmal, ich kann kaum glauben, dass wir verheiratet sind und er Profifußballer ist. „Warte kurz, ich komme gleich wieder" Lou grummelt unzufrieden, nickt aber und legt den Kopf schief, während sein Blick weiterhin auf mich gerichtet ist.

In der Küche mache ich Tee, bereite einen Snack für uns zu und klemme mir die Krücken unter den Arm, um alles auf einmal nach oben ins Schlafzimmer zu bekommen. Unverändert sitzt Lou auf dem Bett, lächelt mich unfassbar liebevoll und dankbar an und nimmt den Tee entgegen, dem ich ihm reiche. Seine Krücken lehne ich in Reichweite an die Wand neben dem Bett, den Snack stelle ich auf seinen Schoß und kuschle mich dann neben ihn. Mein Mann legt seine Hand auf meinen Oberschenkel, streicht sanft darüber und lässt sie besitzergreifend dort liegen. „Es ist niemand her", grinse ich, lege meine Hand aber dennoch an seine und genieße, wie sein Griff sich leicht verfestigt. „Ich liebe dich, Harry" – „Und ich liebe dich, Lou", erwidere ich, beuge mich zu ihm und drücke ihm einen Kuss auf seine Wange. Er grinst gegen meine Lippen, und drückt seinen Kopf gegen meine Lippen, ehe er ihn zu mir dreht und seine Hand in meinem Nacken platziert, um mich richtig zu küssen.

Natürlich erwidere ich den Kuss, genieße das dadurch ausgelöste Kribbeln in meinem Bauch und puste unzufrieden die Luft aus meiner Nase, als Louis sich von mir löst. Leicht lacht er, stellt den Teller von seinem Schoß so schnell auf den Beistelltisch, dass einige Gurkenscheiben runter Fallen. Ich will etwas sagen und ihn darauf aufmerksam machen, verstumme aber, als er seine Hände auf meine Hüfte legt und mich auf seinen Schoß manövriert, sodass meine Knie sein Becken umschließen und ich auf seinen Oberschenkeln sitzen könnte, was ich aber nicht tue. Ich möchte seinem Knie nicht wehtun und anhand des Ausdrucks seiner Augen weiß ich, dass auch ihm das bewusst ist. Louis lässt die Finger beider Hände über meine Oberschenkel wandern, streicht hinauf und hinab und grinst immer wieder kokett, wenn ich meinen Atem anhalte, weil er an die Innenseite meiner Oberschenkel kommt. „Ich meinte das im Flur übrigens ernst", grinst er, streicht an meinem Oberschenkel weiter hinauf und lässt seinen Finger am Ende des Beins meiner Boxershorts entlang fahren. Lachend lehne ich mich zu ihm herunter, küsse ihn liebevoll und setze mich wieder auf: „Du kannst dir zu Weihnachten wünschen, dass ich dich vorm Weihnachtsbaum reite", scherze ich, bereue es aber, sobald seine Augen beginnen zu funkeln. Er kann es sich definitiv abschminken. „Setz das bitte auf meine Wunschliste, Haz" – „Vergiss es", lache ich, während ich mit meinen Händen liebevoll über seine Brust streiche. Meine Sorgen überkommen mich wieder, weshalb ich mich nach einer der Gurkenscheiben strecke und hineinbeiße.

Adventskalender 2021 | Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt