Tagebuch Eintrag Nummer 7

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Da saß ich also nun. An einem Baum auf der Insel, die ich am meisten verabscheute. Wieso? Das ist eine langweilige und lange Geschichte. Ihr wollt sie trotzdem hören? Okay, ich erzähle ja schon. Es fing alles mit meinem fünften Geburtstag an. Rumpelstilzchen erzählte mir jedes Mal zu meinem Geburtstag eine Geschichte... sozusagen als Geburtstagsgeschenk. Doch jedes Mal als ich sagte es seie für mich wie eines, erzählte er mir keine Geschichte mehr an dem Tag. Auch an diesem Tag nannte ich es ein Geschenk... ein großer Fehler. Das war das erste Mal, wo ich es begriffen hatte. Diese Geschichten die er mir nämlich erzählte, waren keine richtigen Geschichten sondern Zukunftswahrsagerein. An meinem fünften Geburtstag wollte ich unbedingt so eine hören und hatte ihn so lange genervt bis- ... bis ich hier gelandet war mit einem Zettel in der Hand und schwarzen Flügeln auf dem Rücken. Kurz hatte ich mich umgesehen... dann las ich was auf dem Zettel stand und erstarrte. Schon oft hatte mich Rumpelstilzchen gewarnt vor Peter Pan. Doch was auf dem Zettel stand war keine Warnung, sondern eine Wahrsagerei.

Die Erste die mit dunklen Flügeln geboren wurde,
So pechschwarz wie Peter Pan's Seele,
Rette ihn aus seinem schwarzen Loch,
Nur mit ein wenig Herzen's Güte.
Doch seie gewarnt und gib acht,
Nicht das er dich zu einer guten Fee vermacht!
Komme ihm zu nahe,
Spüre das Dunkle von ihm,
Aber auch das Helle in dir...

Damals wusste ich noch nicht, was ich damit anfangen sollte... jetzt wusste ich es. Umso näher ich Pan kam, desto stärker rebellierte mein Herz und schlug immer schneller. Dennoch sollte es mir irgendwie möglich sein, sein dunkles Herz in ein gutes zu verwandeln. Immer noch wusste ich nicht genau wie, nur wusste ich, dass ich mich auf Abstand von ihm halten sollte.... Sonst spielten meine Gefühle verrückt. Und mit verrückten Gefühlen konnte man genau was nicht? Richtig; man konnte kein bisschen nachdenken. „Wieso so scheu? Hast du etwa Angst?" fragte plötzlich Pan, der neben mir stand. „Einzelgänger." antwortete ich darauf kühl und knapp. Er nickte und meine Güte dieses Arsch setzte sich auch noch neben mich. „Was?!" zischte ich ihn an. „Hast du eine Jungsphobie?" entgegnete er auf mein Zischen. Ich schüttelte den Kopf. Natürlich hatte ich keine Jungsphobie. Eher hatte ich eine- „Nicht dein Ernst.... Du hast eine Phobie vor mir?" erriet er sofort. Verdammte scheiße ja, ich hatte eine Panphobie. „Was geht dich das an?" erwiderte ich also gelangweilt, damit er endlich ging. Doch statt zu gehen, blieb er eiskalt und still neben mir sitzen. Na super. Als ob es noch nicht schlimm genug war, dass er mir nicht aus dem Kopf ging, nein, sein Geruch und seine Nähe muss mir nebenbei auch die Sinne vernebeln!
Gereizt stand ich auf und ging zur anderen Seite des Lagers, um mich auf einen verlassenen Baumstamm zu setzen. Henry, der sich eben noch mit ein paar Jungs unterhalten hatte, kam zu mir und setzte sich neben mich. „Was?" wisperte ich und sah in die Richtung der Anderen. „Du hast sie auch oder? Die Visionen im Schlaf?" wisperte er fragend zurück. Das ließ mich aufhorchen und mein Kopf zu ihm drehen. „Du hast Visionen im Schlaf?" wollte ich wissen. „Du doch auch." sagte er nur und sah nun in die Richtung, in die ich eben gesehen hatte. Ich folgte seinem Blick und sah, wie die Jungs nun um ein Feuer tanzten mit Masken und Kriegsbemalung. Ein einziger jedoch tanzte nicht mit. Er saß lieber abgelegen und spielte auf einer Flöte ein Lied. Pan. Wieso interessierte es mich so sehr was er tat? Fragend legte ich meinen Kopf schief. Da kam er auf uns zu. Er setzte sich zwischen meinen Bruder und mich und fing wieder an auf seiner Flöte zu spielen. Das scherzhafte daran war, dass es eine Panflöte ist. Ruckartig hörte er auf, als ich meine Augen schloss und mich fallen ließ. Es tat zwar weh, dennoch wusste ich wie erschöpft ich war. Einmal seufzte ich noch auf. Dann wurde ich neugierig wieso er aufgehört hatte und öffnete die Augen. „Was ist?" fragte ich ihn und setzte mich wieder richtig hin. „Wieso bist du gerade umgefallen?" ging die Frage zurück. „Weil ich erschöpft bin du Vollidiot. Ich bin nicht einer deiner Jungs. Ich benötige meinen Schlaf." erzählte ich.

„Außerdem war das Lied einschläfernd." ergänzte ich meinen Satz. Verwundert sah er zwischen seiner Panflöte und mir hin und her. „Du kannst es hören?" fragte er ungläubig. Ich zuckte nur mit den Schultern. Er sollte ja nicht gleich alles über mich erfahren. „Spielst du weiter oder muss ich mich irgendwie so zum Einschlafen bringen?" sah ich ihn und seine Flöte an. Folglich begann er wieder zu spielen und ich legte mich wieder hin...

„Peter. Peter Pan."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt