Weihnachten. Das Fest der Liebe und Freude. Doch gleichzeitig war es die vermutlich stressigste Zeit im Jahr. Alleine für jeden seiner Liebsten ein Geschenk zu besorgen, sorgte für ein erhöhtes Stresslevel. Immerhin wollte man niemanden einfach nur irgendwas schenken.
So kam es, dass ich daran verzweifelte, was ich meinem Freund John schenken sollte. Auch wenn ich davon überzeugt war, ihn richtig zu kennen, und das, obwohl wir noch gar nicht so lange zusammen waren, fiel es mir schwer, ein passendes Geschenk für ihn zu finden. Schließlich konnte er sich mit dem vielen Geld, was er verdiente, alles kaufen, was er wollte.
„Was soll ich ihm bloß schenken?" Ich hatte meine beste Freundin verzweifelt angerufen und hoffte, dass sie, wie so oft, eine kreative Idee hatte,- immerhin hatte sie beinahe dasselbe Problem, wie ich - und zudem kannte sie auch John sehr gut. „Keine Ahnung, Leonie." Sarah war gerade dabei Kekse zu backen, weshalb sie natürlich nur halbwegs bei der Sache war. Die meiste Aufmerksamkeit galt dem Plätzchenteig, und ab und zu auch ihrem Freund, der sein Glück als Plätzchenbäcker probierte, doch daran kläglich scheiterte. Manchmal hörte es sich so an, als würde sie mit einem Kleinkind diskutieren, dass irgendwelche Faxen machte, doch die Tatsache, dass er ein erwachsener Mann war, machte das ganze ziemlich unterhaltsam. Nur half es nicht wirklich meinem Problem. Schließlich war bald Weihnachten und ich hatte es mir, leider Gottes, vor mich hingeschoben.
„Sarah, bitte", seufzte ich verzweifelt. „Schenk ihm doch eine Kiste", witzelte sie, woraufhin ich Ben im Hintergrund lachen hörte. Seit dem einen Video, in dem John in einer Kiste saß, zog Sarah nicht nur John, sondern auch mich damit auf. „Eine Kiste ist vielseitig verwendbar." Es war kaum zu überhören, dass sie sich ein Lachen nur mühsam verkneifen konnte. „Sehr witzig", antwortete ich genervt, was Sarah nun doch zum Lachen brachte.
„Okay, ich habe eine Idee", ertönte es plötzlich und ich lauschte gespannt. „Materielles haben Fußballer ja bekanntlich genug", fing sie an und stichelte dabei auch gegen ihren Freund, der sich unbedingt ein weiteres Paar Sneakers zu Weihnachten gewünscht hatte. „Vielleicht solltest du mal in eine andere Richtung denken. Etwas, bei dem ihr gemeinsam Erinnerungen schaffen und etwas erleben könnt."
Erstaunt riss ich die Augen auf. Wieso war ich nicht selbst darauf gekommen? „Du bist ein Genie, Sarah", teilte ich meiner besten Freundin mit, die das ganze natürlich nicht abstritt. Daraufhin ließ ich sie in Ruhe weiter Plätzchen backen und kümmerte mich darum, ein Weihnachtsgeschenk zu finden.
Als es dann so weit war, - es war der 25. Dezember, war das, was John unter dem Weihnachtsbaum fand, eher ernüchternd. Es waren kleine Dinge, über die er sich trotzdem freute. „Frohe Weihnachten, Babe", wünschte ich ihm und es kam zu einem innigen Kuss, ehe ich ihm einen Umschlag überreichte. „Was ist das?", fragte er verwirrt, denn er hatte doch schon, genauso wie ich, all die Geschenke ausgepackt, die unter dem Weihnachtsbaum lagen. „Unsere Beschäftigung für heute Abend", ließ ich ihn wissen, woraufhin sich ein schelmisches Grinsen auf seine Lippen schlich. „Nicht das, was du schon wieder denkst, junger Mann!", mahnte ich ihn, woraufhin er erstmal schmollte. Doch dann öffnete er den Umschlag und betrachtete die zwei Karten. „Eine Kutschfahrt?" Er schien mehr als überrascht zu sein, doch als ich mit einem breiten Grinsen nickte, fing er auch an zu lächeln. „Das wird bestimmt romantisch", sagte er mit einem Augenzwinkern und zig mich daraufhin erstmal wieder näher zu sich. „Zwei Karten, das heißt, ich darf mir wohl jemanden aussuchen, den ich mitnehme?" Da er größer als ich war, schaute er auf mich hinunter, während er seine Arme um mich geschlungen hatte. „Ja, wie wäre es, wenn du deine Freundin mitnimmst?" John schaute mich nachdenklich an. „Eigentlich wollte ich meine Affäre mitnehmen, aber ich denke, die ist heute beschäftigt, deshalb kannst du gerne mitkommen", witzelte er, weshalb ich ihn erstmal empört auf die Brust schlug. Er lachte und drückte mir anschließend einen Kuss auf die Stirn.
Der restliche Tag verlief ohne Zwischenfall. Seine Familie würde erst morgen zum Mittagessen kommen, genauso wie seine Tochter, und da meine Eltern bereits gestern zu Besuch waren, hatten wir den Tag für uns. So gingen wir also erstmal Essen, ehe wir uns vor den Fernseher setzten, einige Weihnachtsfilme schauten und Plätzchen aßen.
Als es dann Abends war, machten wir uns auf den Weg zu einem Park, wo unser kleines Weihnachtsabenteuer beginnen sollte. In dicke Jacken eingepackt, musste ich dann aber doch feststellen, dass es noch kälter war, als erwartet.
„Ach du Scheiße, sind die groß." Als John die Pferde entdeckte, die vor die Kutsche gespannt waren, schreckte er kurz zusammen. „Was?", fragte ich belustigt. „Hat der große John Stones etwa Angst vor Pferden?" Natürlich winkte der Angesprochene gelassen ab, doch an seinem Blick erkannte ich, dass die Pferde ihm nicht ganz so geheuer waren. Da ich jedoch Pferde liebte, ging ich langsam auf sie zu und streichelte sie sanft. „Komm John, sie tun dir auch nichts." Etwas misstrauisch trat der Brünette auf die Pferde zu und beäugte diese kritisch. „Die werden mich nicht auffressen, oder?" Ich musste lachen, doch ich versicherte ihm, dass er nicht aufgefressen werden würde, sodass er sie dann auch streichelte.
Daraufhin stiegen wir in die Kutsche und wir genossen den Moment, der durchaus magisch war. Ich hatte mich an John gekuschelt, der mich in seinem Arm hielt und er grinste zufrieden.
Und dann - ich hatte mittlerweile schon die Hoffnung auf weiße Weihnachten verloren, begann es zu schneien. Zwar nur ganz leicht, doch es machte diesen Moment nur viel schöner.
„Frohe Weihnachten, mein Schatz", sagte John nochmals und küsste mich. Es war ihm anzusehen, dass ihm diese Kutschfahrt gefiel und auch ich hatte große Freude daran. Diese Weihnachten würde ich niemals vergessen.
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