Kapitel 90

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Mit Kopfhörern in den Ohren sass ich in meinem Zug nach Bern, da es ungefähr die Mitte zwischen Genf und Luzern war, zumindest wenn man den öffentlichen Verkehr nutzte. Dabei sah ich mir die Fotos an, die meine beste Freundin mir von unserer Wohnung geschickt hatte. Anders als ich war sie heute wieder dort, um ihr Zimmer fertig zu bekommen. Am Mittwoch hatten wir nur anfangen können, schliesslich mussten wir irgendwann auch mal nach Hause, um zu schlafen.

"Nächster Halt, Bern Hauptbahnhof", erklang eine Stimme durch den Lautsprecher. Weswegen ich meine Sachen nahm und mich dazu bereit mache, auszusteigen. Gleichzeitig schaute ich auf mein Handy, um nachzulesen wo Charlotte auf mich warten wollte. Da ihr Zug gut 10 Minuten eher da war, hatte sie den Treffpunkt vorgegeben.

Als ich angekommen bin, stieg ich aus und schaute mich um, doch ich konnte die Monegassin nirgends sehen. "Laura!" Erschrocken drehte ich mein Kopf nach rechts, wo die gesuchte Person rennend auf mich zu kam. Mein Grinsen wurde breiter als ich sie in die Arme schloss.

"Wollen wir gleich ins Restaurant oder erst ein bisschen durch die Stadt schlendern?" Wollte sie gleich von mir wissen. Da es schon halb 12 war entschieden wir uns für das Restaurant, welches auch schon gut gefüllt war. Doch wir hatten Glück und haben noch einen Tisch bekommen.

Sogleich hatten wir uns Wein bestellt: "Und wie läuft es mit der Fernbeziehung?" Sogleich wurde mir schlecht, was man mir wohl ansah.

"Die ersten Wochen sind die Schlimmsten, irgendwann gewöhnt man sich ein bisschen daran, doch Abschiede werden nicht leichter. Jedes Mal, wenn ich bei Charles bin, will ich gar nicht mehr gehen", schilderte sie mir.

Ich erwiderte ihr schwaches Lächeln. "Am liebsten würde ich in ein Flugzeug steigen und zu ihm fliegen. Selbst wenn ich nicht allein lebe, so fühlt es sich so leer an, wenn er nicht bei mir ist. Nachts erwache ich und taste nach rechts, doch ich finde nicht Lando, sondern die leere Seite."

"Kenne ich nur zu gut, doch du wirst doch schon nächsten Freitag wieder zu ihm fliegen und bis dorthin hast du doch genügend zu erledigen. Fokussiere dich auf all die Sachen, dann kannst du die Wochenenden bei ihm geniessen ohne noch etwas zu müssen. Wie geht es eigentlich deiner Familie? Die Leben doch in Monza?" Erkundigte sie sich.

Da war schon meine nächste Sorge: "Im Moment gut, meine Nonna lebt isoliert und geht auch nicht mehr raus. Dennoch habe ich Angst, das Virus scheint sich echt schnell zu verbreiten." Sie nickte zustimmend und nahm einen Schluck vom Wein.

"Es wird wohl bald auch hier sein, schliesslich ist es nicht weit von der Grenze weg. Charles und meine Familie sind schon total in Sorge", meiner Mutter ging es gleich. Sie hatte mir schon die Anweisung gegeben, meinen Vater nicht mehr zu besuchen, was mittlerweile gar nicht mehr möglich war.

Da wir die Stimmung wieder anheben wollten, fingen wir an von den positiven Sachen der vergangenen Wochen seit Neujahr zu erzählen. Wobei ich vor allem von den Ferien erzählte, da sonst nicht wirklich viel Positives in meinem Leben geschehen war.

Charlotte schien es nicht gross aufzufallen: "Charles und ich waren noch in Dubai, es war so schön. Wir sind mit Quads in der Wüste, es war zwar sau heiss aber auch so schön. Das müssen wir unbedingt auch mal machen. Vielleicht können wir ja im Sommer alle zusammen dort hin."

"Klingt nach viel Spass und den Jungs würde es bestimmt auch gefallen", gab ich zurück. Da ich mir noch nicht überlegt habe, wie ich es jetzt in den Ferien machen werde, wollte ich noch komplett zu sagen. Denn ich wollte meine leiblichen Eltern auch nicht vernachlässigen, nur weil ich jetzt einen Freund hatte. Dennoch wussten meine Eltern so gut wie ich, dass irgendwann die Zeit kam, in der ich nicht mehr in den Ferien zu ihnen kommen könnte. Vielleicht war nun diese Zeit gekommen.

Wo das Leben uns hinführt                   (Lando Norris FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt