Kapitel 19

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Müde lass ich mich in mein Bett fallen, doch an Schlaf durfte ich wohl noch nicht denken, denn mein Handy klingelte. Ohne überhaupt zu schauen, wer anruft, ging ich ran. War aber wenig überrascht als sich Lando auf der anderen Seite meldete.

«So lange gearbeitet oder warum, hast du erst so spät geantwortet?», wollte er sogleich wissen. Ich hatte ihm erst in der Bahn auf seine Nachricht geantwortet. Zuvor hatte ich ihm das Foto von George geschickt, natürlich hatte er wissen wollen, warum sein Kollege so aus der Wäsche sah.

Mit Schwung setzte ich mich in meinem Bett auf und unterdrückte ein Gähnen: «Ja, hatten Pläne zu besprechen und du musstest auch in den Simulator?» Ich durfte ja nicht mehr gegenüber von Lando sagen, weswegen ich das Gespräch davon weglenken wollte. Nicht, dass Lando weiter nachgefragt hätte, doch es sollte keine peinlich stille herrschen.

«Mach mal die Tür auf», verdutzt brauchte ich einige Sekunden bis ich verstand, was der Brite von mir wollte. Verwirrte ging ich zur Zimmertür, die ich dann auch öffnete. Das Handy hatte ich dabei zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt. Als ich in meinem Pyjama, dass aus einem übergrossen Shirt und kurzer Hose bestand, die Tür öffnete.

Breit grinsend stand der Brite nun vor mir. Mein Gehirn war wohl schon am Schlafen, deshalb starrte ich wohl erst in nur dämlich an. Die Zahnrädchen drehten sich dann doch noch und ich trat zur Seite. Nun konnte Lando in mein Zimmer, wobei ich immer noch nicht ganz realisiert hatte, dass er bei mir war. Mein Handy hatte ich immer noch zwischen Schulter und Ohr, auch wenn von der anderen Seite nur noch ein Tuten zu hören war.

Immer noch neben der Spur schloss ich die Tür und nahm dann auch mal mein Handy vom Ohr und legte auf. Bedröppelt sah ich zu Lando der es sich schon auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte. Seine Jacke hatte er über einen Stuhl geworfen, da sie nass war. Es regnete draussen auch wie aus Eimern.

Lando rutschte etwas weiter in die Mitte des Bettes und klopfte neben sich, als wäre dies sein Bett. Ohne lange nach zu denken, setzte ich mich neben ihn und starrte nach vorne zum Fernseher. Kurz blieben wir beide Still, genossen einfach die Nähe des anderen, wobei sich nur unsere Schultern berührten.

«Wie lange musst du den Gips noch tragen?», wollte er dann wissen. Seit dem fast Kuss gestern, wären wir uns nicht mehr so nahe gewesen, wie in diesem Moment. Mein Atem stockte kurz, als ich zu ihm sah. Seine Augen rutschten immer wieder kurz runter zu meinen Lippen und dann wieder hoch zu meinen Augen.

«Freitag in einer Woche sollte ich ihn losbekommen, dann bekomme ich aber noch eine Schiene. Meine Knochen sind wohl nicht die schnellsten beim zusammen Wachsen», ein unsicheres Lächeln legte sich auf meine Lippe. Als Lando darauf nicht reagierte, wurde ich nur noch nervöser. Ich versuchte mir einzureden, dass es doch nur Lando war. Doch es nützte nichts, ich war immer noch nervös und mein Magen fühlte sich seltsam an. Noch nie war ich so nervös in Gegenwart eines Mannes, bei keinem meiner Exfreunde hatte ich solch Gefühle oder wie man dieses Kribbeln bezeichnen wollte.

Vorsichtig griff Lando nach meiner Hand im Gips: «Tut es noch Weh?» Wollte er vorsichtig wissen, dabei traute er sich kaum den Gips anzufassen. Schnell schüttelte ich den Kopf damit er verstand, dass er mir nicht wehtat.

Sein Gesicht erhellte sich und bevor ich verstand, was er vorhatte, hatte er schon einen Edding in seiner Hand. Meine Hand hielt er nun so, dass er gut auf den Gips schreiben konnte. Nun war der Groschen gefallen und ich konnte nur lachen. So was hatte man früher in der Schule immer gemacht? Eigentlich war ich mir sicher, dass ich aus dem Alter raus war. Die Aktion von dem Briten fand ich aber zuckersüss. Besonders als er auch noch ein Herz hinmachte, schmolz meines im inneren weg.

«Versteh mich nicht falsch, aber wieso bist du hier? Ich denke kaum, dass du zum Gips unterschreiben gekommen bist», wollte ich von dem braunhaarigen wissen. Etwas überrascht sah er zu mir und richtete sich wieder auf, da er gerade mit dem Herzausfüllen fertig war.

Den Stift legte er auf den Nachttisch, bevor er sich zu mir drehte: «Wusste nicht, dass ich einen Grund brauche um dich wiederzusehen. Ich wollte nicht warten bis wir beide in Singapur sind. Wann fliegt ihr eigentlich?» Dabei setzte er sich wieder an die Wand und musterte mich.

«Mittwoch also übermorgen», gab ich trocken von mir, «und ihr?» Seine Blicke warfen mich gerade aus der Bahn. Ich musste aufpassen, dass ich nicht noch anfing zu stottern oder sonst was Peinliches sagte.

Ohne es zu merken, fing ich an auf meiner Lippe zu kauen, was Lando aber zum Schlucken brachte: «Das solltest du wohl lieber lassen.» Erst hatte nicht verstanden, was er meinte, als sich seinen Blick auf meinen Lippen bemerkte, verstand ich es. Sofort liess ich meine Lippe zwischen meinen Zähnen gleiten und sah leicht beschämt zu dem Briten. Welcher sich nun wohl in eine andere Position versuchte zu setzten, was mir nun ein Licht aufgehen liess. Nur noch röter sah ich dem Briten entgegnen, er war nicht der erste Mann gewesen, doch mir war es immer etwas peinlich. Auch Lando schien die Situation unangenehm, weswegen er ins Bad verschwand.

Kurz überlebte ich was ich nun tun sollte, schliesslich war es auch meine Schuld. Vorsichtig ging ich zur Badezimmertür und klopfte dagegen. Mir war es wirklich nicht recht, dass ich seinen Freund erregt hatte. Ich wollte dem Briten aber auch nicht zu nahetreten, wir hatten uns noch nicht einmal geküsst.

Kurz teilte ich dem Engländer mit, dass ich schon mal auf den Balkon gehe, auch wenn ich von dort nur die Strasse sehen konnte. Mit einer Jacke über den Schultern und Pantoffeln an den Füssen setzte ich mich auf einen der Stühle und sah zu wie dicke Tropfen vom Himmel fielen. Dabei war ich wieder in meinen Gedanken versunken. Erst hatte ich an eine Zigarette gedacht, doch ich versuchte diesem Drang zu widerstehen.

«Ich sollte wohl besser gehen», wollte sich Lando schon verabschieden. Ihm war es wohl wirklich unangenehm, was ich irgendwo auch verstehen konnte. Doch eigentlich war es ein ganz schönes Kompliment von seinem kleinen Freund, wenn er sich von mir erregen liess. Allein für den Gedanken hätte ich mich ohrfeigen können, denn es klang einfach nur dämlich.

Schnell stand ich auf und hastete zur Balkontür: «Du bist doch erst gekommen, du kannst doch nicht schon wieder gehen.» Ich wollte nicht allein sein, es war vielleicht etwas egoistisch, doch ich fühlte mich ohne ihn allein. Bittend sah ich ihn an, was ihn wohl zu einem innerlichen Kampf veranlasste.

Am Ende blieb er doch, was mich so freute, dass ich mich in seine Arme legte. Mein Herz raste, doch es fühlte sich so gut an. Lando hatte auch die Umarmung erwidert, erst war er aber etwas überrascht, danach drückte er mich leicht an seine Brust. Ich hätte für immer so in der Balkontür stehen können, doch es war wirklich kalt draussen. Langsam fing meine Beine an zu zittern und diesmal wegen der Kälte.

Lando löste sich langsam von mir: «Wir sollten wohl besser wieder rein.» Etwas widerwillig liess ich von ihm ab und ging ins Innere des Hotels. Der Brite schloss die Tür, bevor er sich wieder neben mir aufs Bett setzte.

«Wie wäre es mit einem Spiel? Wir fragen uns gegenseitig abwechselnd fragen», wollte ich von dem Engländer wissen. Er nickte nur und fing wohl gleich an sich fragen zu überlegen. Auch ich dachte nach, was ich schon wusste und was noch wissen wollte.

Ich setzte mich nun so, dass ich schräg vor Lando sass: «Was hat Carlos dir ins Ohr geflüstert, als ihr in Monza angekommen waren?» Verwundert sah mich Lando an, er musste wohl dann überlegen, was ich meinte. Doch dann fiel es ihm wohl wieder und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.

«Ich soll mich an dich ran machen soll, sonst würde er es machen», ein leichtes Lächeln legte sich auch bei mir auf. Natürlich wegen des letzten Teiles, nichts gegen Carlos, doch ich würde ihn nicht an mich heranlassen. Er hatte auch eine Freundin, so viel ich mitbekommen hatte.

Etwas verlegen sah ich wieder in die Augen des Braunhaarigen: «Also bist du nur hier, weil der Spanier dir es befohlen hat?» Ich wollte den Jungen etwas aus den Reserven locken, mir war bewusst, dass er es nicht wegen seinem Teamkollegen machte. Man konnte doch aber ruhig etwas provozieren, schliesslich muss ich doch sehen, wie er darauf reagiert.

«Ich kann doch nicht zulassen, dass Carlos auch noch dich bekommt, er hat doch schon seine Freundin», spielerisch hatte er mir geantwortet. Leicht verträumt mit erhobenen Mundwinkeln sah ich diesen Jungen mir gegenüber an. Er schien einfach perfekt zu sein, ich konnte einfach keine Macken finden.

Ich hatte wohl zu lange ihn angestarrt: «Hab ich was im Gesicht?» Erwischt sah ich weg und fing doch an etwas an vor mich hin zu stottern. Mir wurde ganz warm im Gesicht und jetzt wäre ich gerne ins Badezimmer gegangen, doch ich blieb einfach sitzen und versteckte mein Gesicht in meinen Händen.

Ich spürte wie sich die Matratze bewegte, ganz leicht spürte ich wie sich Hände auf meine legten. Vorsichtig zog er sie runter, sodass ich ihn ansehen musste. Mir war das so unangenehm, dass ich versuchte ihm nicht in die Augen zu schauen. Meine Augen schnellten von der einen Seite zur anderen, nur damit ich Lando nicht in die Augen sehen muss.

«Dir muss es nicht peinlich sein, immer hin hast du nicht ein Steifen bekommen», sein Lachen liess mir keine andere Wahl als meine Mundwinkel zu heben. Sogleich konnte ich mein Vorhaben im nicht in die Augen zu schauen vergessen.

Mein Lächeln war wie eingefroren, denn Lando war nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Nun war ich es die schlucken musste. In meinem Kopf spielte sich die Bilder von einem möglichen Kuss ab. Lando hatte auch aufgehört zu lachen und sah mich genauso an. Dies nahm ich aber kaum wahr, da ich nur in seine Augen sah. Alles um uns herum war wie weg, der Lärm der Stadt war verschwunden.

Ich wollte schon meine Augen schliessen, da Lando mir näherkam, als ich aus Versehen mit meiner Hand an die Fernbedienung für den Fernseher kam. Erschrocken liess ich mich nach vorne in Landos Arme fallen, so lagen wir nun mit dem Schock unseres Lebens in meinem Bett. Am liebsten hätte ich das Ding genommen und aus dem Fenster geworfen, doch leider war es meine Schuld. Wenn ich nicht immer so faul wäre, wäre die Bedienung auch nicht auf meinem Bett gelegen.

Vom Schock erholten fingen wir beide einfach an zu lachen, so was konnte auch nur mir passieren. Die Stimmung war jetzt aber leider dahin. Vorsichtig, um Lando sicher nicht weh zu tun, drehte ich mich von ihm weg auf die zweite Betthälfte. Meine gesunde Hand hatte ich mir über die Augen gelegt, da ich sonst direkt in die Lampe schauen musste. Zudem hatten sich schon Lachtränen in meinen Augen gebildet und auch Lando schien es nicht anders zu gehen.

Ausser Atem lagen wir in meinem Doppelbett und erholten uns von dem Lachanfall. Etwas beschämt drehte ich mich zurück zu Lando, dieser zog mich dann auch noch das letzte Stück zu sich, sodass ich mein Gesicht an seiner Brust vergraben konnte. Meine Tollpatschigkeit war einfach grauenhaft, am liebsten würde ich jetzt mich in Lando verschwinden. Mein Kopf brannte fast schon vor Scham.

Ruhig strich eine Hand über meinen Rücken, was mir eine Gänsehaut verpasste. Da ich nicht wollet, dass er damit aufhörte, hielt ich inne. Meine Augen schloss ich und fing an seinem Herzschlag zuzuhören. Regelmässig hob sich seine Brust und wiegte mich in den Schlaf.

Wie in aus einem anderen Land nahm, ich Bewegungen wahr, kurz öffnete ich die Augen und hielt Lando am Arm fest: «Bitte geh nicht.» Er gab mir einen Kuss auf den Kopf und zog sich seine Jeans dann aus. Meine Hand nahm ich von ihm und rutschte etwas zur Seite. Nachdem der Brite das Licht gelöscht hatte, spürte ich wie sich die Matratze senkte. Ohne zu überlegen rutschte ich wieder an Lando ran und schloss meine Augen. Seine Wärme umgab mich und liess mich in Sicherheit fühlen.


Wo das Leben uns hinführt                   (Lando Norris FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt