Kapitel 36

1.8K 38 1
                                    

"Mach dich mal locker, wir sind hier zum Spass haben", auffordernd hob Vic ihr Glas. Um ihr einen Gefallen zu machen, tat ich es ihr gleich. Schnell liess sie die Gläser aneinander stossen und kippte sich dann den Alkohol runter. Wie zuvor tat ich es ihr gleich. So ging das noch zwei weitere Gläser, bis der Alkohol meine Stimmung verbessert hatte.

Mit zwei Shotgläsern in der Hand machten wir ein Selfie, welches wir beide in unsere Instastorys stellten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir jeglichen Scham verloren und so kam es, dass Vic mich zu den Mikrofonen zerrte. Ohne darüber nach zu denken, nahm ich mir das eine und sie das andere. Stellte sich nur die Frage, welches Lied wir singen wollten. Kichern hielten wir uns an den Händen, während wir die Lieder durchgingen. Mit weniger Alkohol, hätten wir bestimmt schneller ein Lied gefunden, da kaum noch die Wörter erkennen konnten. Am Ende entschieden wir uns für Shollow von Lady Gaga und Bradley Cooper, welches gerade angesagt war.

Vic übernahm den Part von Bradley, sodass sie mich nun mit ihrem Handy filmen konnte, als ich Lady Gagas Teil sang. Nüchtern hätte ich sie dafür umgebracht, doch alkoholisiert lachte ich sogar noch in die Kamera. Was ich nicht wusste, aber in diesem Moment auch keinen Unterschied gemacht hätte, Vic postete dies direkt in ihre Story.

Auch wenn es schon etwas später war, sassen die Red Bull und McLaren Fahrer noch zusammen und tranken gemütlich etwas. Dabei sah Max auf immer wieder auf sein Handy, er und Lando fanden nur schlecht ruhe. Als der Holländer das Instagram Profil von seiner Schwester zum gefühlt tausendsten Mal abcheckte, stiess er auf die schönen Storys. Da er den Ton eingeschaltet hatte, konnte die ganze Gruppe meinen Gesang hören. Den Alkohol konnte man dabei nur zu gut aus meiner Stimme hören und Vics Lachen verriet, dass auch sie nicht weniger Alkohol in sich hatte.

Lando hatte sich einen Blick auf Max Handy gesichert: "Wir sollten sie wohl besser holen, bevor es wieder ein Desaster wird. Die beiden sind randvoll." Eine dumme Idee war es von meinem Freund bestimmt nicht, nur gab es bestimmt mehr als fünfzig solche Karaoke Bars in der Stadt. Immer und immer wieder sah sich der Holländer die Story von seiner Schwester an, dabei konnte er für eine Sekunde den Namen der Bar im Hintergrund erkennen.

"Such mal nach Karaokebar Copain", wies Max den McLaren Fahrer an. Der Holländer hielt während dessen unsere Profile im Auge, falls wir neue Sachen hochluden und natürlich enttäuschten wir ihn nicht. Denn man konnte so gut wie die ganze Performens auf Insta nun sehen. Was Alex und Carlos amüsierte, sie wussten ja nicht was in Monza unter Alkohol geschehen war. Max und Lando hätten sicher nicht so besorgt reagiert, wenn wir nicht fast ertrunken wären beim letzten Mädels Abend.

Wir hingegen hatten immer noch riesigen Spass und dachten gar nicht ans aufhören. Mit neuen Drinks setzten wir uns wieder an unseren Tisch und verschnauften. Singen sollte als Sport durchgehen, denn wir waren total ausser Atem. Trotzdem mussten wir auch über uns Lachen, denn es machte wirklich Spass und ich dachte mal nicht an die Entscheidung von heute oder an die Prüfung.

"Hat dein Vater sich seit Singapur gemeldet und entschuldigt?", ich verschluckte mich an meinem Getränk. Hustend schüttelte ich den Kopf. Der Stolz meines Vaters würde es nicht zulassen, dass er sich entschuldigt. Diesmal würde auch nicht den Schritt auf ihn zu machen, da er einfach zu weit gegangen war. Ich hatte seine Wut verstehen können, doch mich als Fehler zu bezeichnen war einfach zu viel. Die Erinnerung an das Telefonat machte mich gerade wieder traurig, da ich eigentlich immer ein Papa Kind war, traf mich seine Worte nur noch mehr.

Vic legte einen Arm um meine Schulter: "Er wird sich noch entschuldigen, er war verletzt und hatte keine Ahnung was er von sich gab. Stell dir vor, du erfährst durch Zeitungsartikel, dass deine Tochter einen Freund hat. Da bräuchtest auch die Zeit um dich wieder zu fangen." Nur dauerte diese Zeit schon vier Wochen und ich glaubte nicht mehr an diese Theorie. Er würde sich nicht mehr melden, ich hatte meinen Vater verloren.

"Ich vermisse ihn", meinte ich klein Laut. Eine Träne verliess mein Auge und ich wischte sie schnell weg. In den letzten Wochen hatte ich das Thema Papa gut verdrängen können, nun aber konnte ich meine Emotionen nicht zurückhalten.

Vic drückte mich nun etwas mehr an sich: "Dann ruf ihn doch mal an. Er wird sicher mit dir sprechen und es wird alles wieder gut. Er ist dein Vater und liebt dich." Ermutigte mich die Holländerin. Doch ich schüttelte meinen Kopf. Nicht diesmal, er hatte es verbockt, also sollte auch er anrufen. Dies hatte ich auch so der Blondine mitgeteilt. Was sie etwas zwiegespalten zur Kenntnis nahm.

"Vielleicht traut er sich nicht und bräuchte nur kleines Zeichen von deiner Seite. Ich bin direkt neben dir, egal was geschieht. Doch nun nimm dein Handy und ruf ihn an", ermutigte sie mich. Nach einem kurzen hin und her waren wir aus der Bar gegangen und ich nahm meinen Mut zusammen. Mit zittrigen Finger hatte ich seine Nummer gewählt und wartete nun darauf, dass das Tuten verstummte.

Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit bis ich die Stimme meines Vaters hörte: "Prinzessin? Isst was passiert? Geht es dir gut?" Als wäre nichts gewesen, hatte er mich begrüsst. Für ihn war wohl der Streit nichts gewesen, was mich nur noch wütender machte. Während ich mir den Kopf darüber zerbrach und verletzt war, hatte er es einfach vergessen. So als hätten wir nur über Wetter gestritten, etwas ganz banales.

"Hab mich wohl verwählt", gekränkt wollte ich schon auflegen. Doch mein Vater hielt mich davon ab, in dem er wohl etwas tat, was einmalig sein würde. Er entschuldigte sich hektisch, so als hätte er Angst, ich würde es sonst nicht mehr hören können. Ein Stein fiel von meinem Herzen und tränen der Erleichterung rannen meine Wagen hinunter.

Kurz hatte er tief Luft geholt: "Du magst vieles sein Prinzessin, doch du warst in keiner Sekunde ein Fehler oder sonst irgendwas in dieser Art. Und wenn du einer sein solltest, dann einer den ich wieder machte. Ich sag es vielleicht viel zu selten, aber ich liebe dich mein kleines Mädchen." Ein leichtes Schluchzen von der anderen Seite, verriet mir, dass mein Papa wohl weinte. Der Mann, den ich noch nie weinen sah, nicht einmal als sein Vater starb, weinte. Er hatte solch Angst gehabt mich zu verlieren, sodass er sich nicht mehr zurückhalten konnte.

"Ich liebe dich auch Papa, du bist immer meine Nummer eins", flüsterte ich mit brüchiger Stimme. Der Alkohol hatte mich noch emotionaler gemacht, sodass ich nun wie ein Wasserfall weinte. Auf offener Strasse in Suzuka weinte ich mit einem Handy am Ohr, weil ich gefühlt zum ersten Mal meinem Vater gesagt hatte, dass ich ihn liebe.

Ein Lächeln hatte sich auf die Lippen von Papa gelegt: "Bist du glücklich?" In diesem Moment stiegen Lando und Max aus einem Taxi. Immer noch weinend musste ich anfangen zu grinsen. Sei es wegen des Alkohols oder weil ich meinen Freund gerade vor mir sah. Breit grinsend bejahte ich die Frage meines Vaters.

"Dann bin ich auch glücklich, doch du solltest wohl besser nun schlafen gehen. Mit Kater an einer Rennstrecke ist nicht gerade das Beste. Ich liebe dich Prinzessin und schlaf gut", verdutzt nahm ich das Tuten auf der anderen Seite war. Hatte ich so sehr gelalt, dass man den Alkohol gehört hatte. Am Ende würde ich es wohl gerade nicht herausfinden, denn mein Vater hatte schon aufgelegt. Dafür stand mein Freund nun direkt vor mir. Ohne etwas zusagen, schlang ich meine Arme um seinen Bauch und drückte mich an seine Brust.

Verwirrt war auch Max: "Ist was geschehen?" Da ich gerade kein Wort mehr rausbekam, antwortete Vic für mich. So wurde die Umarmung von Lando etwas fester. In seinen Armen fühlte ich mich so wohl, dass ich die verdrängte Müdigkeit hatte hochkommen lassen. Erschöpft hing ich mehr an meinem Freund, als dass ich noch selbst stand.

"Wir sollten wohl mal ins Bett, damit ihr beiden euren Rausch ausschlafen könnt", sanft hauchte Lando mir einen Kuss auf den Kopf. Als er sich von mir sogleich lösen wollte, liess ich nicht los. Ich würde keinen Meter mehr gehen, so müde fühlte ich mich mit einem Mal. Lachend hob Lando mich hoch, wobei er erst noch etwas Mühe hatte. Nicht weil ich zu schwer war oder er zu wenig trainiert, es war meinem Griff um seinen Bauch. So schnell wie Lando mich hochheben wollte, hatte ich gar nicht reagieren können dank meines Alkoholkonsums.

Vorsichtig hatte Lando mich auch wieder aus dem Taxi gehoben, als wir zurück im Teamhotel von den beiden Teams waren. Ausnahmsweise gab es in dieser Stadt kein Russo Hotel, somit mussten Red Bull und McLaren in einem anderen Hotel gastieren. Da es kurz nach Mitternacht war, war niemand mehr in den Gängen oder sonst wo zu sehen. Im Fahrstuhl stiegen erst Max und dessen Schwester aus, ein Stockwerk später tat dies auch mein Freund.

Im Halbschlaf bekam ich mit wie er mich in sein Bett legte und mir meine Schuhe auszog. Als er sich an die Jeans machte, war ich wieder wach und stützte mich auf meine Unterarme ab. Was Lando auch bemerkte und mich fragend ansah.

"Haben wir jetzt Sex?", wollte ich wie ein kleines Kind freudig wissen. Dies bescherte meinem Freund einen Lachanfall. Kopfschüttelnd wischte er sich die Lach Tränen weg und ich sah ihn enttäuscht an. Beleidigt drehte ich mich weg und verkroch somit unter seiner Decke.

Als Lando mich weiter aus meinen Kleidern befreien wollte, schüttelte ich seine Hände wieder ab. Seufzend gab er es nach weiteren Versuchen auf. Stattdessen machte er sich selbst Bettfertig. So müde wie ich war, bekam ich nicht einmal mehr mit, wie er sich hinter mich ins Bett gemogelt hatte. Dabei hatte er es dann doch noch geschafft, mir die Hose auszuziehen. Dafür würde ich ihm am nächsten Tag wohl sehr dankbar sein, denn eine Jeans war nicht zum Schlafen gedacht.

Mein Kopf drohte zu explodieren, als ein hoher Piepton mich aus dem Schlafriss. Von meiner schlechteren Hälfte ertönte sogleich ein Lachen, als ich mir sein Kissen genommen hatte, um es über mein Kopf zu drücken. Zwischen den Kissen eingequetscht versuchte ich weiterzuschlafen. Was mein Freund mir nicht gönnte. Erst versuchte er es mit Küssen auf meinem Bauch, als ich darauf nicht wirklich reagierte, zog er einfach die Decke weg und entriss mir das eine Kissen.

"Würde ich dich nicht Lieben, dann würde ich dich Hassen", Lando verharrte sofort in seinem Tun. In meinem Kater hatte ich nicht begriffen, was ich ihm gerade indirekt gesagt hatte. Doch Lando hatte es und grinste mich breit an.

Vorsichtig beugte er sich über mich und drückte mich leicht in die Matratze: "Du liebst mich?" Nun fiel auch bei mir den Groschen und die Kopfschmerzen waren vergessen. Vorsichtig fuhr ich mit meinen Händen in seinem Nacken. Dort strich ich mit einer Hand in sein Haar und zog ihn leicht zu mir runter.

"Lando Norris ich liebe dich", es fühlte sich komisch an es laut zu sagen und doch irgendwie auch gut. Sein Grinsen wurde breiter und er beugte sich nun zu mir runter. Ich hatte gerade zum ersten Mal die drei Wörter gesagt. Was mein Freund mit einem Kuss nun besiegelte.

Ausser Atem löste er sich: "Laura Maria Sophia Francesca Valentina Katherina Russo Lopez ich liebe dich auch, meine Julia." Das komische Gefühl drängte ich zurück und genoss einfach die Lippen meines Freundes auf meinen. Wie von alleine fand eine Hand unter sein Shirt, doch diesmal hielt er mich auf.

"So gerne wie ich dich den ganzen Tag unter mir liegend hätte, wir haben beide Arbeit, die auf uns wartet. George bringt dir neue Klamotten mit an den Paddock, doch davor solltest du noch duschen, man kann den Alkohol riechen", wisperte er gegen meine Lippen. Nach einem weiteren kurzen Kuss richtete er sich wieder auf. Schmollend sah ich zu ihm, da ich nicht wirklich Lust hatte mich zu bewegen.

Verkatert setzte ich mich auf: "Du hast den romantischen Moment zerstört. Zudem solltest du aufhören uns mit anderen Paaren zu vergleichn, du nimmst immer die Falschen. Romeo und Julia sind am Ende gestorben und Charles hat sich von Giada getrennt." Stellte ich leicht verschlafen fest. Überrascht sah mein Freund mich an, er hatte wohl gedacht ich hätte noch nichts von Charles Trennung gehört.

"Ich vergleiche uns mit keinem anderen Paaren, da wir besser als alle anderen sind. Und Romeo und Julia sind für ihre Liebe gestorben. Lieber würde ich sterben, als nur einen Tag ohne dich zu sein. Uns wird nichts trennen, nicht einmal der Tod", flüsterte er gegen meine Lippen. Ich hatte an ihm vorbei ins Bad gewollt, doch er hatte mich festgehalten. Fest sah er mir in die Augen, er hatte wohl jedes Wort ernst gemeint. Eigentlich sollte ich gerührt sein, doch seine Worte machten mir etwas Angst. Er würde für mich sterben, doch würde ich dies auch für ihn? Damit er meine Zweifel nicht bemerkte, küsste ich ihn einfach und ging sogleich ins Bad.

Das Wasser prasselte auf mich herunter, während ich angestrengt gegen die Wand mich lehnte. Mein Leben schien perfekt und ich liebte Lando, doch dieses komische Gefühl in meiner Brust liess mich die Freude kaum noch spüren. Es sagte mir ich sollte ihn von mir Stossen, in den anderen Beziehungen hatte ich diesem Gefühl nachgegeben, diesmal würde ich es aber nicht.



Irgendwie bin ich mit diesem Kapitel nicht zufrieden :( Vtl überarbeite ich es noch einige Male. 

Lg Fabi

Wo das Leben uns hinführt                   (Lando Norris FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt