Kapitel 18: Every blondie needs a brownie

5 0 0
                                    


Es waren einige Tage vergangen. Mate erinnerte sich an alles bis auf den Unfall und hatte seine Beziehung mit Judith, zumindest im Theater, öffentlich gemacht. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab weiter mit mir zu flirten. Es war nicht so, dass es mir nicht gefiel, aber dennoch ging ich weniger darauf ein. Ich wollte sein Glück, was ja logischerweise seine Beziehung war, nicht zerstören. Wir hatten mittlerweile einige Shows zusammen gespielt. Jedes Mal wenn Mate spielte, war die Person aus dem Publikum verschwunden, nur wenn ich zusammen mit Christoph oder so spielte war sie da und starrte mich gierig an. Selbst Janne war es mittlerweile aufgefallen. Schnell hatte das ganze Theater davon erfahren und ich schob es auf den Zufall. „Vielleicht ist er sonst arbeiten" hatte ich gesagt, auch wenn ich die Worte selber nicht so recht glaubte.

Eines Freitagabends, beschlossen wir, in der Pause, nachher noch feiern zu gehen. Mate hatte morgen, auf Grund des Unfalls, eine zusätzliche Off-show und ich hatte mir frei genommen, da Willemijn kommen würde. Kurosch würde hingegen nach Stuttgart fahren, um Marle am Samstag zu überraschen. Wir spielten den 2. Akt wie gewohnt und brachten auch den Schlussapplaus hinter uns. Wir beeilten uns, in unsere Garderoben zu kommen, um uns schnell abzuschminken. Ich schlüpfte aus dem Kostüm und zog mir schnell meine Klamotten an. Erstaunt stellte ich fest, dass sie auch durchaus Party tauglich waren, fast schon so als hätte ich es zuhause geahnt. Ich schlüpfte in die schwarze Röhrenjeans, zog meine schwarzen Stiefeletten an und warf mir ein graues T-Shirt über. Danach machte ich mir meine silber- schwarze Statementkette und ein dazu passendes Wickelarmband um. Mein Make-up frischte ich auf und auch Deo wurde erneut aufgetragen. Parfum hatte ich hier auch noch rumliegen, sodass ich dieses auch auftragen konnte. Ich kämmte meine Haare durch und stopfte danach alles was ich noch brauchen würde in meine kleine, schwarze Handtasche. Dann verließ ich meine Garderobe und sah in die Gesichter von Mate und Kurosch, Max konnte beziehungsweise wollte nicht mit, denn er würde morgen spielen müssen. Ich hakte mich bei den Kollegen unter und wir verließen das Theater. Die Stagedoor war, dafür das Freitag war, recht leer und so kamen wir recht schnell weg. Auf dem Weg, erzählte Mate mir, dass ich mich nicht wundern sollte, wenn Judith nicht zuhause sein würde, denn sie war wohl für ein paar Tage zu ihrer Familie gefahren. Ich lächelte. „Ja okay." Danach kamen wir auch schon in dem Club, für welchen wir uns entschieden hatten, an. Als wir ihn betraten, war dieser schon recht voll, aber das war uns egal. Kurosch holte Getränke und wir stießen auf einen gelungenen Abend an. Wir unterhielten uns und tanzten viel. Mate flirtete immer mehr, vermutlich lag es an dem mittlerweile sehr hohem Alkoholpegel. Ebenso war dieser der Grund, weshalb ich immer weiter darauf einging. Irgendwann hörte ich nur ein. „Roberta, er ist vergeben" von Kurosch, der sich das ganze belustigt ansah. Ich lachte. „Ja ich weiß". Meine Sinne waren durch den Alkohol etwas vernebelt, weshalb mir das Flirten auch gar nichts ausmachte. Es war schön ständig Komplimente zu bekommen und viele der Getränke nicht selber zu bezahlen. Irgendwann schweifte ich mit dem Blick durch die Menge, geschockt erstarrte ich in der Bewegung, da war diese Person aus dem Theater wieder. Mate sah mich verwundert an. „Süße, was ist denn los". Ich winkte ab. „Ach nichts" meine Augen suchten für einen kurzen Moment seine, ehe ich nochmal zur Seite sah. Die Person war verschwunden, vermutlich hatte ich mich versehen. Schnell vergaß ich die Sache und wir tanzen fröhlich weiter. Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Hintern, ich wusste nicht, wie lange sie dort schon lag, aber ich nahm sie gerade bewusst wahr. Ich sah mich um, doch da war niemand, so schlussfolgerte ich, dass sie wohl Mate gehörte und so war es dann auch. Es gefiel mir, Kurosch beobachtete das nur stumm, schließlich hatte er auch Alkohol im Blut, wie viel wusste ich nicht, aber so einiges bestimmt. Mein blonder Kollege beauftragte den Luigi Lucheni Darsteller auf mich aufzupassen, als wäre das nötig, aber süß war es trotzdem. Kurosch wich mir auf jeden Fall nicht mehr von der Seite, bis der Ungar mit einer Runde Cocktails für uns alle wieder kam. Dankend nahm ich meinen entgegen und wir stießen gemeinsam an.

So kam es, dass wir noch bis in die frühen Morgenstunden feierten, tanzten und tranken. Dann riefen wir ein Taxi und nicht zum ersten Mal war ich froh, dass ich nicht allein nach Hause musste. Mittlerweile spürte ich langsam, wie tief wir überhaupt ins Glas geguckt hatten, doch ich bereute es nicht, denn es war ein wunderschöner Abend gewesen. Wir erklärten dem Taxifahrer, wo er uns rauslassen sollte. Den Rest würden wir auch zu Fuß schaffen, Kurosch war vorher bereits ausgestiegen und so torkelte ich, Arm in Arm mit Mate, den Weg bis zur Wohnung entlang.

Die Stufen stolperte ich mehr hinauf, als dass ich sie hochlief. Mate bewahrte mich davor, dass ich fiel und andersherum. Irgendwann schaffte ich es auch die Tür zu öffnen und wir betraten lachend die Wohnung. Als ich die Tür geschlossen hatte, zog er mich eng an sich und küsste mich leidenschaftlich und ich erwiderte ihn ebenso. Sanft drückte er mich gegen die Wand und diese dominante Art gefiel mir, dass wir nicht nüchtern waren, interessierte niemanden mehr. Ich knöpfte sein Hemd auf und fuhr mit meinen Fingern leicht sein Sixpack auf und ab. Es schien ihm zu gefallen, denn seine Lippen formten ein Lächeln, welches ich zwischen zwei küssen bemerkte. Mein Kollege drückte mich immer weiter an die Wand, irgendwann schlang ich meine Beine um seine Hüften, kurz verweilten wir so küssend. „Du machst mich wahnsinnig" flüsterte er verführerisch mit seinem ungarischen Akzent. Es bildete sich Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. Der Rest meiner vernebelten Sinne schaltete ab und ich gab mich ihm hin. Wir verlagerten den Rest auf das Schlafzimmer.

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem dröhnenden Kopf auf. Ich lag im Arm meines Kollegen. Gestern war einfach wunderschön gewesen, doch die Folgen bekam ich jetzt zu spüren. Mein Schädel fühlte sich an als würde er jeden Augenblick explodieren und einen Blick in das Zimmer verdeutlichten meine Vermutungen. Meine Klamotten schienen in der ganzen Wohnung verteilt zu sein. „Du bist wach" hörte ich da die verschlafene Stimme, des Mannes, den ich so liebte. Ich nickte und wollte ihn küssen, doch er wich zurück. „Wir sollten uns fertig machen. Willemijn kommt nachher" er sprang mit diesen Worten förmlich aus dem Bett. Ich wollte noch etwas sagen, doch er war bereits mit einem Handtuch zur Tür gesprintet. „Ich bin duschen". Traurig sah ich ihm nach. Ich fühlte mich benutzt. Das verliebte Funkeln in seinen Augen hatte ich mir nicht eingebildet, unmöglich, und auch die Küsse waren nicht ohne jegliche Gefühle gewesen. Allerdings war er mit Judith zusammen, wie ich bedauerlicher Weise feststellte. Während er Duschen war, räumte ich die Überreste von gestern Abend weg. Danach ging ich duschen. Er machte Frühstück. Als ich fertig war setzte ich mich zu ihm, die Kopfschmerztablette schluckte ich mit einem Schluck Wasser hinunter, nahm dann die Tasse Kaffee dankend entgegen und füllte Cornflakes und Milch in die hellgrüne Schüssel, welche vor mir stand, ich hatte sie zu irgendeinem Geburtstag mal von Willemijn geschenkt bekommen. Der verträumte Blick meines Kollegen entging mir dabei nicht. „Das mit gestern Abend tut mir leid Roberta" begann er. „Mir nicht" entgegnete ich ihm dann tough. Verwundert sah er mich an: „Wir waren betrunken". Was für eine Ausrede. „Und trotzdem war es wunderschön Mate" fügte ich hinzu. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder. Ich wusste was er sagen wollte und schüttelte nur den Kopf. Mein Kollege sah mich eindringlich an, so als wollte er, dass ich die Konversation weiterführte, ihm eventuell was vor warf oder sonstiges. Den Gefallen wollte ich ihm aber nicht tun und so schwieg ich einfach nur und aß genüsslich und unbeeindruckt mein Müsli weiter. Irgendwann senkte auch er seinen Blick wieder und begann zu essen. Er hatte das Radio angemacht, vermutlich konnte er die Stille nicht ertragen. Er konnte mir vieles erzählen, aber nicht, dass er es bereute. „Können wir es bitte für uns behalten, ich möchte es Judith nicht unbedingt auf die Nase binden" kam es dann leise, nach einer Weile, von dem blonden, der am anderen Tisch saß. Ich nickte stumm. *Every Blondie needs a Brownie* kam es mir in den Sinn und ich musste zumindest etwas grinsen. Gemeinsam frühstückten wir, allerdings schwiegen wir uns beide weiterhin an. Ich war nicht in der Stimmung zu plaudern, beziehungsweise war er die falsche Person dafür und wie es aussah hatte er auch kein gesteigertes Interesse an einem Gespräch.

Als wir beide fertig waren, räumte er den Tisch ab und ich verschwand noch einmal im Bad, um mich etwas schick zu machen, schließlich würde Willemijn zu Besuch kommen. Ihr Zimmer hatte ich glücklicherweise schon am Tag vorher für sie hergerichtet. Im Badezimmer hörte ich den Staubsauger ertönen, wie es schien hatte Mate die glorreiche Idee, die Wohnung noch einmal zu saugen. Mir sollte es recht sein, so musste ich dieses nicht mehr tun und außerdem konnte ich mir Zeit im Bad lassen. Ich dachte an den vergangenen Abend. Lange war ich schon nicht mehr so betrunken gewesen, eigentlich war ich eher eine trinkfeste Italienerin, aber ich musste die Cocktails ja auch so gut wie nie selbst zahlen. Da vergaß man schnell die Anzahl der Getränke. Doch immer wieder dachte ich daran, wie schön es doch den ganzen Abend mit Mate gewesen war. Seine ständigen Komplimente und das Flirten, welches größtenteils von ihm ausgegangen war. Wann würde er endlich aufhören sich selbst zu belügen?

Bleib noch eben hierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt