Unberührt

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Der Tag nach der Trauerfeier fühlte sich lang und irgendwie unwirklich an. Emily war fort und Joyce lief mit einem gewaltigen Loch in ihrem Herzen in der Welt herum. Sie fühlte sich leer und unbrauchbar. Sie hatte sich die letzten zwei Jahre intensiv um ihre Mutter gekümmert. Jetzt ist es so, als hätte man ihr diese wichtige Aufgabe aus den Händen gerissen. Sie wusste nicht wohin mit sich und Dalias Aufgabe war, dies zu ändern. Sie Frühstückten zusammen und räumten danach die Reste des vergangenen Abends auf. Während sie liegen gebliebene Teller und Gläser in die Spülmaschine räumten, planten sie ihr gemeinsames Wochenende. Dalia müsste am Samstag nur zu John in den Keller und ihre restlichen Sachen holen, ansonsten hätte sie keine Ruhe. Sie wollte das so schnell wie möglich hinter sich bringen und Joyce nicht unnötig damit belasten. Aber vielleicht war diese Art von Ablenkung gar nicht mal so übel. Joyce versuchte Dalia Detektiv artig auf den Zahnfleisch zu fühlen und sie über ihren "Sturz" auszufragen. Irgendetwas war faul an ihrer Geschichte. Sie kaufte ihr das einfach nicht ab. Auch wenn sie ihr die Geschichte bereits das vierte mal in folge erzählte wusste Joyce, das sie log. "Wieso ist John so wütend in sein Auto gestiegen und wie ein gestörter weg gefahren?" "John eben. Du weißt doch wie er manchmal sein kann" sagte Dalia und rollte ihre Augen. "Hmm" brummte Joyce und stellte sich mit verschränkten Armen direkt vor ihre Freundin: "Und was ist wirklich passiert?" Verdammt, sie war gut. Dalias Geschichte war eigentlich ziemlich glaubwürdig, da sie wirklich manchmal so tollpatschig war und über ihre eigene Füße stolperte. "Wieso glaubst du mir denn nicht?" zischte Dalia und überspielte ihre Nervosität. "Naja, die Tatsache das John UND Dean gleichzeitig bei dir waren... ich kann mir nicht vorstellen das das gut ausgegangen ist." "Sie haben versucht ihr Revier zu markieren, auch wenn es nichts zum markieren gab da ich nicht einem von ihnen gehöre. Das war wahrscheinlich zu viel für John. Weißt du nicht mehr wie besitzergreifend er im Club damals war als er mich mit Dean gesehen hatte?" Joyce nickte und schmunzelte. "Das war vielleicht ein Abend" erinnerte sie sich. "Wahrscheinlich hat John sich einfach etwas überrumpelt gefühlt" fügte Dalia hinzu. "Und was war mit Dean?" Joyce wirkte nicht sehr überzeugt. "Was soll mit ihm gewesen sein?" "Was hatte er in New York zu suchen?" sie zog eine Augenbraue hoch und presste ihre Lippen aufeinander. Sie klang selbstsicher, als hätte sie diesen Kampf bereits gewonnen. "Wieso hast du mir nicht erzählt das er bei dir war?" jetzt klang sie enttäuscht. Dalia hatte ihrer Freundin nichts von ihm erzählt weil sie erstens kein Kontakt hatten zu diesem Zeitpunkt, und zweitens, sie das selbst erst verdauen musste.


"Er stand plötzlich vor meiner alten Wohnung, mit Blumen in der Hand, und wollte mit mir reden. Nach diesem Zwischenfall mit Julia habe ich den Kontakt mit ihm vermieden und er hatte mich auch relativ gut ignoriert. Und plötzlich stand er wieder vor mir", seufzte Dalia und legte das Geschirr in ihrer Hand weg um sich hinzusetzen. Auch Joyce nahm gegenüber von ihr Platz und hörte gespannt zu. "Er hat sich entschuldigt und mir, auf eine sehr komische Art und Weise, gestanden, das er noch Gefühle für mich hatte. Er kam mir irgendwann so Nahe das ich so eingeschüchtert von ihm war das er die Gelegenheit einfach genutzt hatte und mich geküsst hat." Joyce Augen wurden immer größer als sie realisierte, was sie gerade gesagt hatte. "Warte, Warte... Er hat WAS?" sagte sie mit erhobenen Händen. "Ich hab den Kuss natürlich sofort beendet und bin einen Schritt zurück gegangen. Irgendwann bestand er darauf Sebastian kennen zu lernen. Also habe ich.... sie einander vorgestellt" sagte sie vorsichtig und duckte sich leicht. "Ach du Scheisse, das kann doch nicht gut ausgegangen sein oder?" Joyce hatte ihren Kopf auf ihre Hände gestützt und hielt immer wieder die Luft an. "Ich dachte zu dem Zeitpunkt auch das es nicht schlimmer werden konnte, aber du kennst mich ja" sagte sie und musste lachen, "Die Aufregung hatte mir den Rest gegeben das ich mich kurzerhand, vor beiden Männern, in Sebastians Hecke übergeben habe." Dieses Szenario laut auszusprechen klang witziger, als er in ihrer Erinnerung war. Joyce brach in lautes Gelächter aus und hielt sich eine Hand auf den Bauch. Dalia nickte nur beschämt, musste aber ebenfalls lachen. "Nicht dein Ernst..." sagte sie und lachte lauthals weiter. "Naja, long Story Short: Seb hat ihm eine reingehauen, mitten auf die Nase und ihm gedroht, das er ihm sämtliche Knochen brechen wird, falls er mich nochmal anfassen würde" Dalia hoffte das sie dieses Kapitel aus ihrem Leben irgendwann streichen konnte. Bis auf das was danach passiert ist, natürlich. Sie musste bei dem Gedanken schmunzeln was Joyce natürlich nicht entging. "Und was war danach?" "Danach hatten wir Sex" antwortete Dalia trocken. "Du hattest mit ihm Sex nachdem du gekotzt und Zeugin einer Körperverletzung wurdest?" Aus ihrem Mund klang das nicht so romantisch wie in ihrer Erinnerung. "Sozusagen" sagte Dalia lachend. Beide lachten erneut, bis ihre Bäuche schmerzten. Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatten, schlug Dalia einen ernsteren Ton an. "Ich hoffe das ich das Thema John, nach unserer Scheidung, in eine Kiste packen kann und gaaaaanz weit weg schließen kann. Und Dean, war zwar für eine kurze Zeit sehr intensiv in meinem Leben, aber auch das ist vorbei. Er hat jetzt Julia an seiner Seite und ich bin glücklich mit Seb in einem anderen Land." Das klang als ob sie es zu sich selbst sagte um sich daran zu erinnern, wo sie hin gehörte. Joyce stand auf und setzte sich neben sie. "Ich habe gesehen wie Dean dich ansieht. Das ist noch nicht vorbei, jedenfalls von seiner Seite aus."

Compass ; (Sebastian Stan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt