Kontrollverlust

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"NICHT DEIN ERNST" schrie es aus dem kleinen Lautsprecher des Handys. Die Boxen krächzten durch die enorme Lautstärke. Joyce konnte sich nicht halten und teilte voller Euphorie ihre Begeisterung mit ihrer Freundin. "Dal, das ist der absolute Wahnsinn! Herzlichen Glückwunsch!!" Sie freute sich für ihre Freundin und war beruhigt, jemanden wie Sebastian an ihrer Seite zu haben. Dalia konnte sich nur zu gut an die damalige Reaktion erinnern, als John um ihre Hand angehalten hatte. Joyce stand mit verschränkten Armen und hochgezogener Augenbraue da und hatte einen angewiderten Blick als sie ihr davon erzählte. Sie war kein Fan von John und das brachte sie immer erfolgreich zum Ausdruck. Nicht immer war ihr Verhalten sehr Respektvoll und Loyal, aber das war nun mal Joyce. Sie hatte sie nur gebeten sich auf ihrer Hochzeit zu benehmen, da sie schließlich auch ihre Trauzeugin war. So viel Anstand musste sein. Sie konnte verstehen das sie dachte, das Dalia einen riesen Fehler machen würde ihn zu heiraten. Aber sie war verliebt und naiv. Ein typisches Symptom der rosa roten Brille, die sich bei ihr über mehrere Jahre zog. Sie wollte nicht auf ihre Freundin hören sondern auf ihr Herz. Und dieses sagte ihr ganz klar und deutlich, das John der richtige war. Jeder macht Fehler in seinem Leben. Die Kunst darin ist nur, daraus zu lernen und sie nicht zu wiederholen. Nicht alles war schlecht in ihrer Ehe. Sie hatten auch tolle Zeiten zusammen und Phasen, die voller Harmonie waren. Selten, aber vorhanden. Nun war Zeit für ein neuer Lebensabschnitt. Ein neues Kapitel in ihrem Leben das läuft und läuft und läuft. Sie hoffte, auf ein Happy End zu zu laufen und endlich ihr Glück gefunden zu haben. Bis jetzt sah noch alles gut aus. "Und wann ist es dann soweit?" fragte Joyce. "Wann ist was soweit?" Dalia bemerkte einen ihr bekannten Unterton in der Stimme ihrer Freundin. Irgendetwas stimmte nicht. "Das Baby? Wann kommt es zur Welt?" Sie klang nicht gerade begeistert, aber Joyce war sehr abgeneigt von Kindern. Grundsätzlich zeigte sie ihre Abneigung immer relativ schnell. Dalia lachte nachdem sie begriff worauf sie hinaus wollte. "Er hat mir nicht den Antrag gemacht, nur weil ich Schwanger bin!" "Nur? Was gibt es denn da noch was ich nicht weis?" fragte sie und seufzte. "Joyce, ich bin nicht schwanger! Keine Sorge, du wirst immer meine Nummer eins bleiben!" Sie grinste und schüttelte den Kopf. "Puh, na dann! Okay, dann mache ich mich mal los um die Verlobungsfeier zu planen. Als beste Trauzeugin der Welt muss ich auf alles vorbereitet sein!" "Joycy, wir wollen keine Verlobungsfeier. Ein gemütliches Abendessen mit dir und Tom reicht vollkommen aus!" beruhigte sie ihre Freundin, die bereits ihre Energie in eine Planung für eine viel zu große Party investierte.


"Oh, Tom wird nicht kommen." "Wieso denn nicht?" "Naja" Joyce wirkte ausgelassen, "Ich habe jemand neues kennen gelernt." Dalia hörte Joyce lächeln. "Und was ist mit Tom?" "Er war mir dann doch etwas zu jung." Der arme Tom. Er hatte bestimmt gedacht das könnte mehr werden. Dalia hätte ihn vorwarnen sollen, sie fühlte sich wie eine furchtbare Freundin. "Okay, dann bring ihn doch einfach mit zum Abendessen!" Sie lächelte und verabschiedeten sich nachdem sie die Details des Abends besprochen hatten. Sie wollten das Abendessen schon in drei Tagen veranstalten und hatten noch nicht besprochen, ob sie es bei sich zuhause oder außerhalb veranstalten wollten. Dalia stand in der Küche und bereitete das Abendessen für Sebastian und sie vor. Die Zwiebeln zischten in der Pfanne auf dem Herd. Eine halbe Paprikaschote schwang auf dem Schneidebrett und das daneben liegende Messer blinkte direkt daneben. Sie bewegte ihre Hüften in sanften Bewegungen zu der Musik. Ihre Haare waren lose in einem tiefen Zopf und schwangen mit ihren Bewegungen mit. Sie fühlte sich unbeschwert und vollends glücklich. Vollkommen von der Musik mitgenommen, sang sie zu "September von Earth, Wind & Fire" und benutzte die Salatgurke als Mikrofon. Ihre Gestik wurden dramatisch und sie fühlte sich wie auf einem Konzert. Ihrem Konzert. Ausgelassen sang und tanzte sie weiter während sie Paprika, Karotten und Zucchini in die Pfanne zugab. Die Zwiebeln hatte sie mit etwas Honig glasiert und dufteten süß sauer. Sie kochte Spaghetti auf und zauberte mit etwas Schlagsahne, Quark und Sojasoße eine leckere Soße zu ihrem Gemüse. Bevor sie ihre beiden Teller nett anrichtete, schnitt sie etwas Petersilie um es darüber zu streuen. Sie war so konzentriert, dass sie nicht hörte wie Seb durch die Tür kam. Er schlich sich auf leisen Sohlen hinter sie und schlang seine Arme um ihre Taille und flüsterte ihr ins Ohr: "Hallo, Liebling." Er hinterließ mehrere Küsse auf ihren Hals bevor sie sich umdrehen konnte und ihm ins Gesicht sah. "Hallo, zukünftiger Ehemann." Sie grinste bis über beide Ohren und konnte seine Freude über ihren ausgesprochenen Satz in seinen Augen erkennen. Sie funkelten heller als die Sterne am nächtlichen Himmel. "Das riecht unglaublich, Babe. Ich hoffe das war nicht zu viel Arbeit." "Nur das beste für den Besten" sie drückte ihre, mit dunkelrotem Lippenstift bemalten Lippen, auf seine und setzte all ihre Gefühle in diese Kuss. Sie war unendlich glücklich mit dem Mann der sie gerade fest und sicher in den Armen hielt. "Hast du Hunger?" fragte sie sanft lächelnd und nahm die herrlich angerichteten Teller in ihre Hände um sie zum Esstisch zu bringen. Sie hatte frische Blumen gekauft und sie in einer Vase in der Mitte des Tisches platziert. Dunkelrote, bedruckte Servietten lagen präpariert unter dem goldenen Besteck und warteten nur darauf, benutzt zu werden. "Das sieht toll aus, Dalia!" Sebastian stand an der Kante des Tisches und sah ihr zu, wie sie die Teller platzierte. "Ich hoffe es schmeckt genau so wie es aussieht" sagte sie lachend und wollte sich gerade hinsetzen, als er ihr, Gentleman like, den Stuhl zurecht zog bis sie saß. "Oh, Vielen Dank." "Sehr gern" er verbeugte sich vor ihr und ging zu seinem Stuhl um sich hinzusetzen. Als Dalia den ersten Bissen ihrer geschmackvollen Kreation in den Mund nahm, schloss sie die Augen und lies jedes Gewürz auf ihrer Zunge zergehen. "Das schmeckt so viel besser als ich erwartet hatte" spottete sie über sich selbst.


Compass ; (Sebastian Stan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt