Rückkehr

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Einige Tage waren vergangen. Sie hatten sich etwas Urlaub genommen den sie definitiv gebraucht hatten um von dem gesamten Vergangenen, etwas Abstand zu nehmen. Joyce hatte sich noch immer nicht bei Dalia gemeldet. Das war wirklich komisch und sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Aber Dalia lies sie. Sie fragte nicht nach. Sie wollte ihr Zeit geben und darauf warten, bis sie bereit war, sich diesem Thema zu stellen. Sebastian und Dalia verbrachten ihre Tage abgelegen in einer kleinen Hütte an einem See. Sie hatten Zeit um auszuschlafen, Bücher zu lesen, zu Malen und gemeinsam im Bett zu liegen und sich zu unterhalten. Sie hatten immer ein Gesprächsthema. Nie wurde es langweilig. Wieder in ihrem zu Hause angekommen, widmeten sie sich ihrem Alltag. Dalia war noch immer paranoid und ängstlich was Michael anging, konnte es aber mit Hilfe von ihrem Freund, einigermaßen gut verarbeiten. Sie brauchte Zeit. Michael hingegen war wieder auf freiem Fuß. Die Handy Aufzeichnungen die Dalia bei den Übergriffen gestartet hatte, wurden nicht als Beweismittel anerkannt und somit fallen gelassen. Er erhielt eine Geldstrafe, da deutliche Würgemale am Hals zu erkennen waren und es Zeugen gab. Alles andere was im Büro passiert war, hatte keine Zeugen. Somit hätte sie sich alles, laut Polizei, ausdenken können. Sebastian war nicht begeistert von der Nachricht, das Michael entlassen worden ist. Er beschloss zwei weitere Bodyguards zu engagieren, um Dalia zu beschützen. Er traute niemandem mehr und wollte auf Nummer sicher gehen.

Er würde nicht zulassen das sich so etwas wiederholte. Dalia blickte auf ihr Handy und sah eine Nachricht von Joyce. Treffen um 17 Uhr bei Tom im Café. Komm allein. Sie erstarrte bei dieser Nachricht. Joyce schrieb niemals in dieser Art und Weise. Sie würde soetwas schreiben wie bfz was hieß: bestefreundinnenzeit. Das war untypisch für sie also rief sie sie an um nach zu fragen. Ihr Handy klingelte aber sie antwortete nicht. Das alles brachte Dalia ein komisches Gefühl in ihren Magen. Sie traute dieser Situation nicht. Vielleicht war sie aber auch nur paranoid. Sebastian riet ihr, Sven und Joseph, ihre zwei neuen Begleiter an ihrer Seite, mitzunehmen. Sven kam gebürtig aus Schweden und war typisch blond und gut aussehend. Joseph war ein stämmiger Ukrainer der aber bereits seit Kleinkind in Amerika lebte. Er kannte die Stadt wie seine Westentasche und konnte Blind umher laufen. Beide waren freundlich, sprachen aber nicht besonders viel mit ihr. Sebastian erklärte ihr, das Bodyguards für gewöhnlich kein Small Talk mit ihren "Kunden" hielten um kein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Falls einen von beiden irgendetwas passieren sollte und man bis dahin eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut hatte, wäre das umso schlimmer für den "Kunden". "Was wenn aber Joyce alleine mit mir sprechen möchte?" "Das kann sie doch auch. Sie werden ja nicht bei euch am Tisch sitzen." "Nein, das nicht. Aber wahrscheinlich am nächsten.." Dalia musste sich definitiv daran gewöhnen zwei Männer hinter sich laufen zu sehen und zu wissen, das sie alles sehen und hören was sie macht. Nicht das sie etwas zu verheimlichen hätte. Aber etwas Privatsphäre wäre doch ganz nett. "Privatsphäre erhälst du dann, wenn ich weiß, was ich mit Michael mache." Sebastians neuer Lieblingssatz. Er wollte eine Lösung für dieses "Problem". Am besten ihn ganz weit weg von ihr schicken. Gestaltete sich leider nicht so ganz einfach einen Menschen verschwinden zu lassen. Dalia bat ihn auch nichts zu tun, was er vielleicht irgendwann bereuen würde. Sie antwortete Joyce und verabredete sich mit ihr für später.

Dalia entschied sich noch etwas hinzulegen um Schlaf nachzuholen. Seit dem "Vorfall" hatte sie jede Nacht Alpträume wovon sie erwachte und stundenlang wach lag. Das waren keine angenehmen Nächte und dementsprechend müde war sie über den Tag. Sebastian machte klar schiff und räumte das Haus auf. Sie waren noch nicht lange wieder zu Hause sodass die Wäsche überfällig war. Außerdem wollte er für den Abend einkaufen gehen während sie sich mit Joyce traf. Er wollte sie mit einem schönen Abendessen überraschen und somit diese schrecklichen zwei Wochen abschließen, bevor sie ihre Arbeit in der Kanzlei wieder aufnahm. Um 15:30 Uhr stand sie auf, ging Duschen und machte sich für ihr Treffen fertig. Sebastian ist schon vorher losgegangen und hat nur einen Zettel auf dem Tresen hinterlassen. Sven und Joseph saßen auf der Couch und unterhielten sich leise, fast unmerkbar. "Hey Jungs" begrüßte sie die Männer. Beide nickten ihr nur still zu und wandten sich wieder ihrem Gespräch. Sie waren, wenn Sebastian nicht im Haus war, dauerhaft anwesend und hielten sich im Hintergrund. Sie schliefen im Poolhaus und hatten dort ihr eigenes Reich. Manchmal war es bereits zu unglücklichen Begegnungen zwischen ihnen gekommen, da Dalia zwischenzeitlich vergaß sich etwas ordentliches anzuziehen. Aber sie lebte ebenso in diesem Haus, musste sie nun auf alles und jeden Rücksicht nehmen der in ihrem Leben war? Sie wollte unbeschwert durch den Tag gehen und nicht ständig über die Schulter schauen müssen. Glücklicherweise hatte sie aus dem letzten halb Nackten Vorfall gelernt und sich ihren Kimono übergezogen, der knapp unter dem Po aufhörte. Sie schenkte sich einen Kaffee in ihre Tasse und las Sebastians Nachricht: Bin bei Chris und gehe danach für heute Abend einkaufen. Sven und Joseph kennen ihre Aufgabe. Mach es ihnen nicht zu schwer. Bis später, Prinzessin.

Sie lächelte und verschwand mit ihrer Tasse in das Schlafzimmer. Eine Stunde später stand sie im Wohnzimmer und zog sich ihre Jacke an. "Können wir gehen?" fragte sie und blickte in zwei geduldige Gesichter. Sven musterte sie von oben bis unten. Sein Blick blieb an ihren Beinen hängen. Sie hatte ein dunkelgrünes Samtkleid angezogen. Über ihren Beinen lag eine dünne Strumpfhose. Beide nickten und Joseph ging voraus. Er nahm die Autoschlüssel von der Ablage und öffnete ihr die Tür. Sie war diesen "Service" ganz und gar nicht gewöhnt. Es fühlte sich irgendwie befremdlich an. Sie konnte Türen noch sehr gut alleine aufmachen, lies ihnen aber ihre Arbeit verrichten. Am Auto angekommen hielt Sven ihr die Autotür auf und wartete bis sie saß, um sich mit zu ihr nach hinten zu sitzen. Joseph war heute der Fahrer. Dalia zog ihr Handy aus ihrer Jackentasche und blickte auf das Display. Sie hatte einen verpassten Anruf von Sebastian, Joyce und eine SMS von einer ihr unbekannten Nummer:

Es ist alles teil dieser Reise. Du kannst nicht gegen jemanden gewinnen, der nichts zu verlieren hat.

Sie las die Nachricht immer und immer wieder und blickte aus dem Fenster. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Was sollte das bedeuten? War das etwa eine Drohung? Wer war das? Sie fackelte nicht lange und rief diese Nummer an. Vergeblich. Die Nummer war plötzlich nicht mehr vergeben? Wie konnte das sein? In Gedanken an diese Nachricht versunken bemerkte sie nicht, wie Sven auf ihr Oberschenkel starrte. Joseph beobachtete ihn über den Rückspiegel und räusperte sich, um ihm ein Zeichen zu geben. Auch Dalia riss das räuspern aus ihrem Kopf. Sie sah erst Joseph an, dann zu Sven und folgte seinem Blick. Sie hatte das Gefüh,l etwas sagen zu müssen. "Brennendes Fett" sagte sie und sah in Svens Gesicht. Er fühlte sich sichtlich unwohl auf die riesige Narbe gestarrt zu haben und wandte seinen Blick schnell ab, seine Neugier war aber größer. "Wie ist das passiert?" fragte er vorsichtig nach. "Mein Ex Mann hat ausversehen einen Topf mit heißem Fett vom Herd umgeworfen. Leider stand ich etwas zu nah am Herd." Sie zuckte mit den Achseln und versuchte so gleichgültig wie ihr nur möglich zu klingen. Sven nickte langsam verständnisvoll und sah sie an. Er legte ohne zu Überlegen seine Hand auf ihre und tätschelte sie leicht. "Tut mir sehr leid." Dalia zuckte bei der Berührung und zog ihre Hand schnell wieder weg. Joseph war ganz und gar nicht verständnisvoll über den Annäherungsversuch seines Kollegen. Sie hatten Sebastian ihr Wort gegeben sie zu schützen, nicht sie anzugraben. "Sven!" rief er nach hinten. Den Blick starr gerade aus gerichtet. Sven verstand blitzschnell und setzte sich etwas von ihr weg. "Tut mir sehr leid, Mrs. Mason. Das hätte ich nicht tun dürfen." Er entschuldigte sich schnell, sichtlich eingeschüchtert von Joseph und den eventuellen Folgen die durch Sebastian drohten. Sie schüttelte den Kopf und lächelte leicht. "Sie haben aus Mitgefühl reagiert, dafür habe ich verständnis. Aber bitte, fassen sie mich nie wieder an." Sven nickte ihr zu und wandte sich von ihr ab um aus dem Fenster zu schauen. Das war deutlich. Sie musste sich schützen. Was es auch kostete.

Compass ; (Sebastian Stan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt