Wahrheiten und andere Lügen

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Wie Dalia bereits prophezeite, passierte nichts an ihrem letzten Arbeitstag der Woche. Für einen Freitag hatte sie viele Termine und Klienten Gespräche. Ein Bewerbungsgespräch stand ebenfalls an, der potenzielle Mitarbeiter erschien aber nicht. Ja, auch solche Menschen gab es. Joseph holte sie vor ihrem Büro ab und sie gingen gemeinsam zum Auto. Auf dem nach Hause weg fragte sie ihn bezüglich des Briefes aus. „Ich glaube wir sollten das mit Mr. Stan besprechen." „So schlimm?" Fragte sie verunsichert nach. Joseph antwortete darauf nicht. „Jo? Bitte sag mir die Wahrheit." Er seufzte laut. „Wir haben etwas gefunden, womit wir nicht gerechnet hatten." Na das hörte sich ja mal wieder super an. Zuhause angekommen warf sie schnell ihre Schuhe ab und lief in die Küche. Sebastian, Thilo, Chris, Liam und zwei weitere Fremde Männer standen beieinander und schrieben etwas auf Notizblöcken und unterhielten sich. Als Joseph mit Dalia rein kam, drehten sich alle Köpfe um und begrüßten sie freundlich. Sebastian lief zu ihr und gab ihr einen Kuss. „Hey Schatz" er legte seinen Arm um sie und drückte sie leicht in Richtung Küchentheke. Jedes Gesicht in welches sie sah, hatte den gleichen Ausdruck. Die Augenbrauen waren leicht nach oben gezogen, die Lippen aufeinander gepresst. In ihren Augen konnte sie sehen, dass sie etwas herausgefunden haben, was sie wirklich verstörte. Sebastian stellte ihr die zwei fremden Männer als Detektiv George und Thomas vor, beide vom FBI. Dalia konnte die Nervosität fast schon sehen. Ihre eigene Anspannung wurde ebenfalls immer höher und sie hielt es nicht mehr aus. „Okay, raus mit der Sprache. Was ist los?" Die Männer sahen sich erst flüchtig an, bevor sie das Wort Liam übergaben. „Wir haben Deans Handynummer herausfinden können und haben mittels Personenbeschreibung und Kameras in der Stadt bestätigen können, dass Dean tatsächlich hier in den Staaten ist." 

Dalias Boden wurde ihr augenblicklich unter den Füßen weggezogen. Also hatte sie ihn tatsächlich gesehen und es sich nicht nur eingebildet. Irgendwie fiel ihr gleichzeitig auch ein Stein vom Herzen. Ein Zeichen, dass sie wirklich nicht verrückt werden würde. „Er ist seit einem Monat in einer Mietwohnung unter dem Namen Peter Jackson. Diese Mietwohnung ist genau gegenüber deiner altern Wohnung." Dalia war sichtlich verwirrt. „Das kann nicht sein ernst sein. Das heißt er hat immer genau gewusst wo ich war. Aber ich verstehe nicht was er hier will?" Sebastian hatte seine Hand an ihrer Taille und tauschte auffällige Blicke mit Liam aus. Das blieb bei Dalia natürlich nicht ungesehen. Sie kreuzte ihre Arme vor der Brust und zog fragend eine Augenbraue hoch. „Wir haben außerdem noch Chats zwischen ihm und..." Liam zögerte und sie konnte ihm ansehen, dass es ihm sichtlich unangenehm war, weiter zu sprechen. „Zwischen wem..." fragte sie eiskalt. Ihre Augen waren starr auf den Laptop gerichtet. Sebastian nickte ihm zu und gab ihm das Zeichen weiter zu sprechen. Seine Hand hielt Dalias. „Zwischen ihm und Michael" sagte er abrupt um es hinter sich zu bringen. Das konnte nicht sein. Das musste ein Scherz sein. Ein ziemlich geschmackloser Scherz. Sie lachte aus Verzweiflung. Zu einer anderen Reaktion war sie gerade nicht fähig. Sie verstand die Welt nicht mehr. Niemand schien auch wirklich der zu sein, für den er sich ausgab. In der Küche war es so still, dass man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Alle hielten gespannt den Atem an. Interessant auch zu wissen, dass alle bereits vor ihr bescheid wussten, und sie absolut im dunkeln tappte. „Zeig ihr die Chats" sagte Sebastian und nickte ihm zu. Seine rechte Hand hielt Dalia's und seine linke war in eine Faust auf dem Tresen geballt. Liam öffnete ein neues Fenster auf dem Display und schob ihr den Laptop entgegen. Als sie Nachrichten wie, „Jage ihr Angst ein. Verunsichere sie, zerstöre ihr Selbstbewusstsein, damit sie es nicht mehr aushält und wieder zurück kommt," oder „Lauere ihr auf, egal wo sie hingeht, ich will es wissen" las, traute sie ihren eigenen Augen nicht. Alle dieser Sätze waren wiederwertig und absolut unter der Gürtellinie, aber einer von Liams markierten, für sie schlimmster Satz war: „Ich will sie als erstes, danach kannst du mit ihr machen was du willst." Ihr liefen Tränen über die Wangen und sie konnte sie nicht aufhalten. Dean, der Mann dem sie das erste mal nach der Trennung von John, ihr Herz geschenkt hatte, entpuppte sich als absoluten Psychopathen der sie am Boden sehen wollte.

Compass ; (Sebastian Stan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt