„Wir sollten etwas schneller gehen, sonst verpassen wir noch die Vorstellung.“, meinte Lilly als wir am nächsten Tag mit schnellen Schritt Richtung Theater gingen.
Es war unser freier Tag, heute würden andere Maskenbildner unseren Job übernehmen, trotzdem waren wir, wie die letzten Tage auf dem Weg ins Theater. Lilly hatte uns Karten für Elisabeth besorgt. Kurosch hatte ihr offenbar eingeredet, dass um die Darsteller stylen zu können, man wenigstens einmal die Show gesehen haben muss. Insgeheim glaubte ich aber, dass er nur keinen Tag ohne Lilly aushielt.
Als wir endlich beim Theater angekommen waren, gingen wir, wie sonst nicht, durch den Haupteingang. Vor uns erstreckte sich ein gebogener Gang, der mit vielen Leuten gefüllt war. Wir kauften uns ein Programmheft und gaben unsere Mäntel auf.
„Schau, wir sind doch rechtzeitig da! Du hattest doch nur Angst nicht jedes Detail von Kuroschs Performanz zu sehen.“, meinte ich und grinste.
„Hey! Das stimmt doch gar nicht!“, erwiderte sie und wurde leicht rot, ich hatte sie wohl durchschaut.
„Komm, lass uns reingehen.“, fügte sie schnell hinzu, sie war schon den ganzen Tag aufgeregt gewesen, immerhin konnte sie jetzt zwei Stunden lang ihren Kurosch anstarren, ohne aufzufallen.
Wir hatten zwei gute Randplätze im Mittelschiff des Parketts ergattert, der Rabatt für Angestellte war da sehr hilfreich gewesen.
Lilly setzte sich am Rand, da ich seit ich in Tanz der Vampire war, nie beim ersten Mal eines Theaterstücks außen saß. Damals hatte ich gebannt die Schlussszene beobachtet, als mich ein furchterregend geschminkter Alfred, nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt angefaucht hatte.
Das war ein Schock fürs Leben und der Auslöser der Phobie am Rand zu sitzen, bis man sich sicher war, dass in diesem Stück keine Darsteller auf einem losgehen würden.
Es waren noch nicht viele Leute im Saal, doch Lilly rutschte schon aufgeregt auf ihrem Sitz herum.
Um sie abzulenken schlug ich vor, das Programmheft anzuschauen.
Ich schlug es auf und uns lächelte die ganze Hauptbesetzung entgegen.
Zuerst fiel mein Blick auf Annemieke, sie war ganz links abgebildet. Sie trug als einzige eine weiße Bluse, während alle anderen Schwarz trugen.
Plötzlich quietschte Lilly neben mir und deutete auf das Bild neben Mieke. Darauf war ein lächelnder Kurosch abgebildet.
„Ach schau mal wie lieb er aussieht! Wie kannst du nur so still sitzen bleiben, wenn du in diese Augen schaust?“, fragte sie mich und strich mit ihrem Zeigefinger zärtlich über das Bild.
Ich verdrehte nur die Augen und begutachtete das nächste Bild.
Darauf war, wie konnte es anders sein Mark abgebildet. Er trug ein Hemd mit einem tiefen Ausschnitt und hatte seinen dummen Aufreißerblick aufgesetzt. Aber trotzdem erwischte ich mich dabei, wie ich genauso blöd wie Lilly über das Bild strich.
Schnell glitt mein Blick weiter, neben Mark war ein Mann abgebildet den ich nicht kannte und neben dem eine Frau, die etwas verkniffen in die Kamera lächelte.
Am letzten Bild der Doppelseite blickte mir Anton entgegen. Sofort bekam ich Gänsehaut. Er hatte ein süßes Lächeln aufgesetzt und seine Haare waren perfekt gestylt. Er trug als einziger auf dieser Seite ein einfaches schwarzes T-Shirt, alle anderen hatte Hemden an, Krawatten umgebunden, oder trugen sogar richtige Anzüge. Nur Anton nicht. Das brachte mich zum Lächeln und ich konnte nicht wiederstehen, auch mit dem Finger über sein Bild zu streichen.
Offensichtlich tat ich das zu lange, denn Lilly fing plötzlich neben mir an zu lachen und ich blätterte schnell weiter.
Allmählich füllte sich der Saal und bald waren fast alle Plätze belegt. Dann wurde es dunkel, die große schwarze Leinwand wurde hochgezogen und ich blickte endlich auf die Bühne.
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Kampf um die Liebe: Deutschland gegen Schweden
RomanceWas passiert, wenn zwei Typen, die nicht unterschiedlicher hätten sein können, sich für das gleiche Mädchen interessieren? Emily hat es nicht leicht, als sie ihren neuen Job beginnt und sogleich auf Mark und Anton trifft. Die beiden beeindrucken sie...