Die andere Liebesgeschichte

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„Häh?", jetzt war ich es die überhaupt nichts verstand.

„Ja ich weiß auch nicht so recht...", stammelte Jörn und knetete seine Hände.

„Aber hast du nicht erst eine Freundin gehabt? Oli hat mir doch einmal davon erzählt...", fragte ich ihn total verwirrt. Ich konnte es einfach nicht glauben. Jörn? Schwul? Das konnte nicht sein oder? Das hätte ich doch sicherlich mitbekommen. Und ich war mir ganz sicher, dass Oli mir gegenüber mal etwas von Jörns Ex erwähnt hat und da hatte es sich ganz sicher um eine weibliche Person gehandelt.

„Ja hatte ich auch. Ich hab sie auch sehr gerne gehabt, aber sie musste dann wegen ihrem Job in die USA ziehen und deswegen haben wir uns getrennt.", fing Jörn an zu erzählen.

Ich griff nach seiner Hand und drückte sie, ich wollte, dass er wusste, dass ich für ihn da war.

„Ich war danach ziemlich fertig, aber was hätte ich denn tun sollen? Die Elisabeth Proben waren schon angesetzt. Also bin ich hier geblieben und sie ist gegangen. Das war echt eine schlimme Zeit für mich. Wir haben uns schon gekannt, seit wir Kinder waren, haben immer alles zusammen gemacht und uns jeden Tag getroffen. Sie hat mich wirklich sehr gerne gehabt. Ich sie natürlich auch. Sie ist immerhin mein ganzes Leben da gewesen und da war es irgendwie selbstverständlich, dass wir uns auch noch nach der Schulzeit jeden Tag getroffen haben. Irgendwann hat sie mir dann ihre Liebe gestanden und ich habe gedacht, dass ich sie auch liebe. Immerhin war sie meine beste Freundin, sie war die wichtigste Person in meinem Leben. Nun ja die nächsten Jahre waren eigentlich so wie die davor, mit dem Unterschied, dass sie öfter bei mir gewesen ist und dass wir im selben Bett geschlafen haben. Ich hab mich richtig wohl gefühlt und hab mir nicht vorstellen können, dass mein Leben auch anders sein könnte. Ich war einfach zufrieden mit allem, mir hat eigentlich nichts gefehlt. Und dann ist sie gegangen.", erzählte er langsam und starrte dabei in die Ferne.

„Ach Jörn, das tut mir so leid!", flüsterte ich und drückte seine Hand. Er lächelte mich kurz an, sah dann wieder zu Boden.

„Und wie ging's dann weiter?", fragte ich behutsam.

Jörn leckte sich über die Lippen und sprach dann weiter: „Am Anfang war es richtig hart. Ich bin es nicht gewohnt gewesen alleine zu sein. Wahrscheinlich hab ich auf meine ganzen Kollegen wie ein schüchterner deprimierter Junge gewirkt, aber mir wurde mein ganzer Lebensinhalt weggenommen, mein ganzes Leben umgekrempelt. Ab und zu hab ich mich mal mit ein paar der Darsteller unterhalten, aber ich war einfach zu niedergeschlagen, um mich für eine Freundschaft zu bemühen. Nur einer hat nicht aufgegeben, hat versucht mich aufzumuntern."

„Oli?", fragte ich zaghaft. Diese Beschreibung traf nur auf einen zu.

„Oli.", bestätigte Jörn und ich sah wie sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen stahl.

„Er hat sich wirklich um mich gekümmert. Anfangs dachte ich, dass er es nur aus Mitleid getan hat. Aber immer wenn wir miteinander Zeit verbracht haben, hab ich ‚sie' für die Zeit vergessen und hab mich ganz auf Oli konzentriert. Wir haben während der Probenzeit unheimlich viel Spaß zusammen gehabt. Er war mein erster richtiger Freund. In der Schule hatte ich nicht wirklich viel mit Jungs am Hut. Ab und zu hab ich mich mal mit welchen getroffen, aber irgendwie mochten sie mich nicht so und ich war auch nicht sehr an einer Freundschaft interessiert. Ich hatte ja meine beste Freundin. Aber mit Oli war das anders, wir haben echt viel Zeit miteinander verbracht und immer wenn ich wieder etwas traurig wurde, hat Oli sich irgendwas ausgedacht, um mich wieder aufzuheitern. Er hat echt verrückte Ideen, aber sie haben alle geholfen.", erzählte Jörn lächelnd.

Ich lächelte ihn auch an. Seine Geschichte war echt rührend, es tat mir so Leid für ihn, was mit seiner Freundin passiert ist, aber ich war froh, dass er einen Freund wie Oli gefunden hatte. Jedoch war ich auch sehr gespannt, wie es jetzt wohl weitergehen würde.

Kampf um die Liebe: Deutschland gegen SchwedenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt