Wenn ich mit Freunden durch die Stadt gehe, weichen mir die Menschen automatisch aus. Kleine Kinder werden festgehalten und zeigen mit dem Finger auf mich.
Ich bin sehbehindert und hier werde ich 100 Situationen schildern, die mir aufgrund meiner B...
Wir haben uns zu fünft bei einer Freundin getroffen und haben dort übernachtet. Gegen 21 Uhr wollten wir nochmal raus spazieren gehen und es war selbstverständlich schon dunkel. Da wir einen kleinen Feldweg gegangen sind und wir uns unterhalten haben, habe ich gefragt, ob mich jemand führen kann. Feldwege sind sehr schwer mit dem Stock zu gehen und wenn ich keinen Körperkontakt halte, habe ich immer Angst, dass ich zu schnell oder zu langsam gehe oder in die falsche Richtung spreche.
Jedenfalls bin ich auch ab und zu mit dem Stock gegangen, weil dann wieder beleuchtete Strecken kamen. Sobald dies nicht mehr der Fall war, habe ich mich wieder eingehängt. Das Problem war, dass von diesen Freundinnen noch keine in der Situation war, jemandem zu führen.
So führt man eine blinde/sehbehinderte Person richtig: Die eingeschränkte Person greift den Arm des Führenden knapp über dem Ellenbogen und geht einen halben Schritt weiterhinten. Außerdem geht die eingeschränkte Person leicht hinter der führenden Person und nicht direkt daneben, damit diese auf weniger Hindernisse achten muss und es das Führen erleichtert.
So sieht das aus:
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So reagieren die meisten Leute, wenn sie mich führen sollen: Ich taste schon nach dem Arm und dann wird einfach an mein Arm gerissen und die Person hakt sich bei mir ein. Öfters werde ich dann auch einfach in die Richtung, in die wir wollen, gezerrt oder ähnliches. Die meisten sind offen dafür, wie man es letztendlich richtig macht und vergessen dann nur kleinere Sachen, wie Bordsteinkanten ansagen. Es gibt aber auch folgende Situationen (die geschilderte ist schon etwas älter):
Frühjahr 2o2o Ich bin mit ein paar Freunden in einem Jugendtreff und wir waren kurz draußen.
F.: * Führt mich, geht aber etwas zu schnell, sodass ich neben ihr gehen muss*
Wir wollen in den Vorgarten des Jugendtreffs einbiegen, aber dieser hat ein nierdiges Tor, was nur auf einer Seite geöffnet ist. Der geöffnete Teil ist gerade mal breit genug für eine Person. Ich sehe dies natürlich nicht und F. sagt auch nicht Bescheid, weshalb ich darüber Stolper und hinfalle. Daraufhin habe ich wochenlang einen großen blauen Fleck am Oberschenkel und ich habe es irgendwie geschafft, dass eine Ader in meinem Auge platzt (zumindest ist es uns erst nach diesem Fall aufgefallen).
Sommer 2o2o Wir suchen im Kino unsere Plätze.
F.: Ach, du siehst ja nichts! * hakt sich bei mir ein und zieht mich die Treppe hoch*
Ich: *stolper und kippe ein Teil meines Popcorns über einen Mann*
