(TW: In diesem Kapitel werden Dolche, Vergiftungen, Mordabsichten sowie Selbstmord thematisiert. Kraftausdrücke und Beschreibungen der ebengenannten Dinge kommen ebenfalls vor.)
Konstanze blickte verträumt aus dem Fenster, während Marianne und Helena sich gegenüber saßen und träge Schach spielten. Während Helena auf Mariannes nächsten Zug wartete, konnte sie sich ein klaffendes Gähnen nicht unterdrücken.
Der Morgen dämmerte noch, normalerweise hätten sie allesamt ihrer Königin noch in ihren federweichen Betten gelegen und geträumt - von wem oder was es ihnen beliebte. Doch Queen Mary Tudor bestand auf einen morgendlichen Ausritt mit ihrer Tochter, noch vor dem Frühstück. Also musste der so geliebte Schlaf der Hofdamen dran glauben. Erneut zu Bett gehen schickte sich nicht - und würde sich auch nicht lohnen. Schließlich mussten die drei Joséphine nach dem Ausritt für das Frühstück zurechtmachen.
Das Wetter draußen war in Konstanzes Augen gelinde gesagt ungemütlich. Nebelig und grau, nicht wirklich hell, aber nicht einmal halbdunkel.
In dem Gemach, welches sich die drei teilten, hatte sie bereits ein paar Kerzen angezündet, um die Atmosphäre etwas anzuheben. Sonnenschein und blauen Himmel vermisste sie dennoch.
Wie unangenehm es sich doch nur für ihre Königin anfühlen musste, bei solch einem Wetter in aller Frühe mit Ihrer Majestät, der Bloody Mary, auszureiten... Bei dem Gedanken, auch nur einen Fuß hinauszusetzen, schauderte es Konstanze.
Ganz unauffällig wandte Konstanze ihren Blick gen Marianne und beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Immer, wenn Marianne nachdachte, entstand zwischen ihren Augenbrauen diese tiefe Falte. Der Rotschopf konnte sich nicht genug zusammenreißen, um ein Schmunzeln zu unterdrücken. Marianne sah so bitterernst aus.
Helena hingegen, sie sah immer aus wie eine kühle Schönheit. Vielleicht ein wenig unnahbar, aber längst nicht so ernst wie Marianne. Makellos traf es eher.,,Wie lange möchtest du mich noch anstarren, hm?"
Mariannes Augen hafteten noch einen Moment auf dem Schachbrett, bis Helena ihren Zug vollführt hatte. Dann richteten sie sich auf Konstanze.
,,War ich so offensichtlich?", fragte diese bloß ganz unschuldig. Täuschte sich Konstanze, oder lächelte Marianne?
,,Ein wenig, Konnie. Ein wenig."
,,Gib ruhig zu, dass du Marianne gern ansiehst", mischte sich Helena ein, während Konstanze ihren Blick abwandte. Täuschte sich Marianne, oder errötete Konstanze? Wahrscheinlich waren es bloß die Haare.
Helena räusperte sich. ,,Marianne, dein Zug."Die drei verweilten so noch eine ganze Weile - Helena und Marianne spielten Schach auf höchstem Niveau, während Konstanze auf der Fensterbank saß, dann und wann mit ihren Haaren spielte oder ins nichts starrte.,,Oh", hob Konstanze schließlich ihre Stimme an, ,,die Königinnen kommen endlich wieder." Aus dem Fenster konnte sie beobachten, wie Queen Mary auf einem schlanken Schimmel und gleich daneben Joséphine auf einer großen Fuchsstute einritten und die Pferde zum Schritt durchparierten.
Die Arme ausstreckend richtete sich Marianne auf. ,,Wurde auch Zeit..."
,,Schaut doch nur", sagte Konstanze, deutlich wacher als zuvor, ,,Joséphines Pferd ist sehr hübsch!"
,,Lass das bloß nicht Prior hören", brummte Helena, als sie sich ebenfalls ans Fenster bewegte.
,,Aber wahrlich ein schönes Tier. Sicher ein Vermögen wert."
,,Helena, du denkst wahrlich nur in Geld, kann das sein?"
,,Hm", machte die schwarzhaarige Hofdame, ,,zumeist."~
,,Oh, die Ländereien hier sind wirklich liebreizend zum Ausreiten", erzählte Joséphine freudestrahlend ihrem Bruder, welcher beim Frühstücksbuffet auf ihren Wunsch neben ihr sitzen durfte.
,,Wie mir scheint, müssen wir beide ebenfalls einen Ausritt wagen", lachte Maximilian, was jedoch schnell verebbte, als er den stechenden Blick Roderichs auf sich bemerkte.
,,Freilich unter Begleitung von Dumont, schlage ich vor", sagte dieser nur trocken.
,,Ich denke, ich bin der Lage, selbst auf mich und meine Schwester aufzupassen, Roderich", antwortete der Habsburger Sohn, ,,aber vielen Dank für deine Fürsorge."
Bevor Roderich noch etwas erwidern konnte, wandte sich Maximilian Joséphine zu. ,,Warum isst du nichts, Schwesterherz?"
,,Ach", murmelte sie, ,,ich kann mich so schlecht entscheiden."
,,Mhm, lass dir nur Zeit, Schwesterchen. Erzähl mir doch in der Zeit noch weiter von deinem Ausritt."
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Long May They Reign
FanfictionJoséphine, die einzige Tochter des Kaisers Ferdinand von Habsburg besucht nach Jahren wieder den französischen Hof. In dem Glauben, sie sei bloß für einfache Verhandlungen und als Zeichen der Freundschaft zwischen den Häusern Habsburg und Valois in...