Kaum war König Henry fertig, stürmte Joséphine aus dem Thronsaal. Ihre Hofdamen Konstanze und Helena hatten Probleme, mit ihr mitzuhalten.
,,Euer Hoheit", schnappte Konstanze nach Luft, ,,Euer Hoheit, wartet doch!"
,,Um Himmels Willen, wo wollt Ihr hin?", japste Helena, während Joséphine nicht langsamer wurde.Helena blieb außer Atem stehen, einige Schritte später tat es ihr Konstanze gleich. ,,Joséphine, so antwortet doch."
Die Prinzessin blieb stehen, aber drehte sich nicht um.Nach einem kurzen Moment der Stille sagte sie:
,,Packt Eure Sachen zusammen und sorgt dafür, dass unsere Kutschen in zwei Stunden bereit stehen."
Verwirrt trat Konstanzte einen Schritt näher. ,,Euer Hoheit? Wie meinen?"
,,Wir kehren nach Wien zurück."Konstanze und Helena tauschten einen Blick aus, während Joséphine langsamer als zuvor weiterging.
,,Joséphine, nach Wien?", wiederholte Konstanze ungläubig.
,,Das geht nicht", ergänzte Helena.
Joséphine drehte sich halb um.
,,Wenn in zwei Stunden keine Habsburger Kutsche bereit steht, werde ich Prior satteln und allein nach Wien reiten. Ihr könnt mich nicht aufhalten."Und damit ließ sie ihre Hofdamen stehen.
Konstanze strich sich ihre kupferbraunen Haare zurück und atmete tief durch.
,,Wir müssen sie davon abhalten. In Wien wird sie sterben", flüsterte sie.
Helena kniff ihre großen, rehbraunen Augen zusammen.
,,Und niemand kann mir sagen, dass Marianne nichts damit zu schaffen hätte."
Schockiert blickte Konstanze auf. ,,Glaubst du?"
,,Konstanze, ich bin mir sicher. Mit Marianne ist irgendwas faul, glaub mir!"
Hektisch blickte sich Konstanze um und schritt näher an Helena heran.
,,Aber glaubst du wirklich, sie könnte Joséphine etwas antun?"
,,Ich traue ihr alles zu."
Helena spuckte den Satz förmlich aus. Aber lass uns zunächst einen Weg finden, Joséphine hier zu halten", wechselte sie das Thema und machte auf dem Absatz kehrt. ,,Lass uns nach Dumont suchen, vielleicht kann er sie zur Vernunft bringen."Konstanze folgte Helena. ,,Glaubst du nicht, wir sollten Marianne wenigstens über Joséphines Vorhaben informieren?"
,,Damit sie womöglich ihren Mitverschwörern davon berichten kann und sie einen Attentat auf Joséphine planen können? Ohne mich!", wetterte Helena empört, was Konstanze nur verständnislos den Kopf schütteln ließ.
,,Sie ist Joséphines Freundin, genau wie wir. Als Hofdame muss sie auch mitkommen."
,,Und als Hofdame Ihrer Hoheit hat sie sich nicht zu verschwören."
,,Du weißt doch gar nicht, ob deine Vermutungen begründet sind!"
Helena blieb stehen, Konstanze tat es ihr gleich.
,,Konstanze, meine Teure, willst du mir etwa weismachen, dass sich Marianne nicht merkwürdig verhält?"
Konstanze öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch wieder, wie ein Fisch.
Sie war sich sicher, dass sich Marianne niemals gegen ihre Prinzessin stellen konnte. Sie liebte Joséphine wie eine kleine Schwester, da war sich Konstanze sicher. Aber sie musste zugeben, dass Marianne in letzter Zeit komisch war. Viel leichter aus der Ruhe zu bringen, nervös, manchmal reagierte sie sogar panisch, als wäre sie ertappt worden.,,Das dachte ich mir", sagte Helena als Konstanze nicht antwortete und setzte sich wieder in Bewegung. ,,Komm, wir suchen Dumont."
~
Nostradamus sagte nichts, als Königin Catherine vor Wut tobte.
,,Ich war so kurz davor, sie loszuwerden! Auf eine friedliche Art dazu! So verdammt kurz!", fluchte sie, ,,Ich verfluche Henry dafür... Wie kann er eine so leichtsinnige, spontane Entscheidung treffen? Wir haben mit Marie de Guise ausgemacht, dass Mary Charles heiratet! Und jetzt das?!"Er wusste, dass ein Kommentar die Italienerin nur noch weiter aufregen würde, also hörte er bloß weiter zu.
,,Ich muss an die Verträge kommen. Dann werden sie 1:1 abgeschrieben, bis auf die Namen. Joséphine und Mary vertauschen wir... Und den Schlesier bringe ich schon dazu, dass er sein Protokoll für den Kaiser entsprechend bearbeitet", überlegte sie, als sie durch den Raum tigerte.
Dann blieb sie stehen. ,,Die einzige Herausforderung wird nur Henry sein."
Stille.
In der Luft war eine gewisse Spannung, die größtenteils von Catherine ausging.
,,Das ist die letzte Chance, die Angelegenheit friedlich zu lösen. Sollte ich sie verfehlen..."
Sie blickte Nostradamus an, welcher die Stirn runzelte.
,,Was dann, Euer Hoheit?"
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Long May They Reign
FanfictionJoséphine, die einzige Tochter des Kaisers Ferdinand von Habsburg besucht nach Jahren wieder den französischen Hof. In dem Glauben, sie sei bloß für einfache Verhandlungen und als Zeichen der Freundschaft zwischen den Häusern Habsburg und Valois in...