Kapitel 1

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Mary war erst seit zwei Tagen angereist, und heute empfingen wir erneut ,,hohen Besuch". Wer das war, wusste ich nicht, jedoch wurde die Ankunft gerade angekündigt und der gesamte Hof hatte sich bereits versammelt, um den Besuch willkommen zu heißen.

Als die Kutsche einfuhr, meinte ich das Wappen zu erkennen, zuordnen konnte ich es nur nicht sofort.Die Kutsche kam zum Halt und ein Mädchen, etwa meines Alters oder vielleicht jünger, stieg aus. Sie hatte lange, wellige blonde Haare und trug ein cremefarbenes Kleid. Ich bemerkte das Diadem auf ihrem Haupt - so langsam dämmerte mir, wer dieser Besuch war. Sie drehte sich zu uns, nachdem ihre Hofdamen - nehme ich an - sie begrüßt hatten und verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. Sie war recht blass, aber das machte sie nicht weniger hübsch.

,,Ihre Hoheit Joséphine, Kronprinzessin des Heiligen Römischen Reiches aus dem Hause Habsburg!", wurde sie vorgestellt.

Habsburg also.

~

Catherine bemerkte den angestrengten Blick von Nostradamus, als Prinzessin Joséphine von ihren zwei Hofdamen begrüßt wurde.
,,Nostradamus", zischte sie, ,,Was ist es? Bringt sie etwa auch Unheil über eines meiner Kinder? So wie Mary?"
Nostradamus drehte sich nach einem kurzen Schweigen zu Catherine und schüttelte den Kopf. ,,Nein. Im Gegenteil."
Diese Antwort zauberte Catherine ein breites Lächeln auf die Lippen. Gleich als erste lief sie Joséphine entgegen und breitete strahlend die Arme aus.
,,Prinzessin Joséphine! Wie wundervoll Euch wieder am französischen Hof zu wissen."
,,Danke, ich freue mich ebenfalls", antwortete das Mädchen, sichtlich überrascht von Catherines Euphorie, als ebendiese sie in die Arme schloss.

Catherine lockerte die Umarmung, legte ihre Hände jedoch weiterhin auf Joséphines Schultern ab. ,,Ihr seid so groß geworden. Und so schön noch dazu!"
Joséphine lächelte etwas beschämt. ,,Nicht doch", winkte sie verlegen ab. Catherine war damals schon freundlich zu ihr gewesen, dennoch war Joséphine gerade etwas überfordert.
,,Francis und Charles kennt Ihr sicher noch", fuhr die Königin fort, als sie von Joséphine abließ. Das Mädchen sah kurz unschlüssig aus. Erst warf Joséphine einen Blick auf die genannten Prinzen, schaute sich kurz weiter um und erblickte Bash und König Henry. Etwas fernab von ihnen stand eine junge Frau mit langen, dunklen Haaren - Mary. Erst dann schaute Joséphine wieder zu Catherine und nickte. ,,Natürlich. An Sebastian und Mary erinnere ich mich auch noch."
Catherines Lächeln fror ein. ,,Wie schön. "
Schnell wechselte sie das Thema und schenkte Joséphine wieder ein breites Grinsen.
,,Heute Abend gibt es ein Bankett. Zur Feier Eurer Wiederkehr an den französischen Hof!"
,,Das wäre doch nicht nötig-"
Catherine unterbrach sie. ,,Und ob! Nur das beste für eine so gute Freundin der Valois."

Sebastian machte einen Schritt auf Joséphine zu, jedoch hielt ihn König Henry zurück. Stattdessen blickte er Charles und Francis auffordernd an, die Prinzessin zu begrüßen. Charles setzte sich als erster der beiden in Bewegung, gerade als sich seine Mutter von Joséphine entfernte. Mit einem breiten Grinsen schritt er auf sie zu: ,,Joséphine, wie schön dich wiederzusehen." Er griff nach ihrer Hand und führte ihren Handrücken an seine Lippen.

Francis schaute seinen Vater verwirrt an. ,,Das ist Phinchen?"
Henry zog fragend die Augenbrauen zusammen, woraufhin Francis etwas beschämt weitersprach. ,,Die Kindermädchen und ich nannten sie damals nur Phinchen..."
,,Und du erinnerst dich nicht daran, dass sie die Tochter des Habsburger Kaisers ist?"
Francis schaute einen Augenblick ins leere Nichts, bevor er König Henry wieder ansah. ,,Jetzt wo du's erwähnst. Doch, natürlich."

Mit schnellen Schritten gesellte er sich zu Joséphine und seinem kleinen Bruder, welche sich bereits mitten in einer Unterhaltung befanden.
Er stand ein, zwei Schritte von den beiden weg, um das Gespräch nicht einfach zu unterbrechen. Bald bemerkte ihn jedoch Joséphine und unterbrach die Unterhaltung selbst. Mit einem breiten Grinsen strahlte sie ihn an. ,,Francis! Es ist eine Ewigkeit her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben."
Francis erwiderte das Lächeln. ,,Ich habe dich beinahe nicht erkannt, Joséphine."
Dann hielt er ihr seinen Arm hin, in welchen sie sich einhakte. ,,Wie lange wirst du bleiben?"
,,Das weiß ich noch nicht genau, aber ein kurzer Aufenthalt wird es nicht."
Francis' Mundwinkel verzogen sich erneut zu einem Lächeln. ,,Das freut mich."

Long May They ReignWo Geschichten leben. Entdecke jetzt