∆ Home, Sweet Home

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„Bryden, wenn ich nach Hause gehe, kommst du mit?", frage ich leider und schaue in seine Augen. Er blickt kurz darauf auch in meine Augen und antwortet:„Willst du es nicht allein mit ihnen klären?"
Direkt nehme ich seine Hände in meine und entgegne:„Ich kann das nicht allein. Jeder hat mich angelogen. Ich brauche Halt."
„Ich bin kein guter Halt. Wenn du willst kann ich dennoch mit dir bis zu deinem Haus gehen. Den Rest schaffst du", sagt Bryden. „Zumindest bis zum Haus. Ich habe keine Lust, aber ich muss es hinter mich bringen", äußere ich.

Ein wenig später laufen wir zu mir nach Hause. Es sind eher kleine Schritte, da ich den Moment vor mir herschieben möchte. Als wir vor dem Haus stehen legt Bryden seine Hände auf meine Schulter und beruhigt mich:„Du schaffst das."

Aus meiner Hosentasche fische anschließend meinen Haustürschlüssel.
„Du schaffst es",wiederholt Bryden. „Ich schaffe gar nichts", schluchze ich. Direkt nimmt mich Bryden in den Arm. „Soll ich doch mitgehen?",fragt er leise. „Bitte",flehe ich. Schließlich lößt er sich von der Umarmung und wischt die Tränen aus meinen Augen.

Anschließend atme ich nochmal tief ein und aus. Mein Herz raßt, wie nur was. Kurz darauf öffne ich die Tür. Mama und Papa sitzen auf der Couch und schauen Fernsehen. „Du bist aber lange geblieben", sagt mein Vater.
„Ist das dein Freund?",fragt er und steht auf. Mama bemerkt anschließend auch, dass Bryden da ist und steht ebenfalls auf.

„Ja, das ist Bryden", lüge ich, woraufhin er mich verwirrt anblickt, oder beziehungsweise kann ich es mir denken.
„Wir wollten allein mit dir über etwas sprechen",weiße ich sie hin.
Sie schlägt vor in die Küche zu gehen, in der wir drei uns anschließend verteilen.

Nachdem ich die Tür zumache frage ich direkt:„Weiß er, dass ich nicht sein Kind bin?"
Kurz vorher trägt sie noch ein Lächeln im Gesicht, das nun weicht und stattdessen setzt sie einen ernsten Blick auf.
„Dein Vater ist unfruchtbar. Ich habe mich künstlich befruchten lassen, da unser größter Wunsch war ein Kind zu haben. Ich wollte es dir nicht sagen, da es ihm das Herz zerbrechen würde, wenn du ihn nicht als dein Vater siehst. Woher weißt du es?",erklärt sie.
Ihre Augenbraue hebt sich nach der letzten Frage und sie verschränkt ihre Arme.

„Ich bin halb Hexe und halb Wer..wolf. Stimmt das?",frage ich weiter, wobei diese Frage mir nicht leicht von den Lippen weicht.
Mama macht einen Schritt zurück und wirkt sehr sauer.
„Woher weißt du so viel? Er ist ein Vampir, er sieht sowas nicht, aber woher weißt du es?",fragt sie erschrocken.

„Mein Bruder ist ein Hexer", antwortet Bryden in einem monotonen Ton. Es wirkt so, als ob er sich nicht traut etwas zu sagen, was in dieser Situation auch nicht schlecht ist.
„Habe ich dir nicht oft als genug beigebracht, dass du niemandem trauen darfst? Wenn irgendjemand von der Familie den Mund aufmacht bist du Hundefutter! Deshalb habe ich selbst dir nichts gesagt, damit es niemand weiß! Ich habe dir von klein auf Magieblocker gegeben, nur damit es nicht auffällt. Jäger kennen keine Gnade",zischt Mama aufgebracht und wirft mir einen fassungslosen Blick zu.

„Hättest du mir etwas gesagt hätte ich es nicht auf eigene Faust herausfinden müssen!",brumme ich genervt. Und damit habe ich einmal definitiv Recht. Hätte ich gewusst, was mit mir los wäre und was ich bin, hätte ich es für mich behalten. Es ist also ihre Schuld und nicht meine!
„Es würde Jagd auf uns beide gemacht werden, Christella. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Verdammt ich wollte dir ein normales Leben ermöglichen", sagt sie sauer.
Bryden verhält sich hingegen ganz still, so kenne ich ihn nicht.

„Ich werde sie niemals auffliegen lassen, egal was noch passiert", verspricht Bryden. „Sobald ihr draußen seid kein Wort darüber. Jäger können auch andere Vampire mit gutem Gehör sein", bemerkt sie. „Falls sie ihr irgendwann auf der Spur sind, gib ihr dein Blut. Wenn sie ein Vampir ist, ist sie uninteressant für vermeintliche Jäger", fügt sie hinzu. „Ich lasse sie entscheiden", entgegnet er kurz und knapp.

„Es ist die einzige Möglichkeit noch ein fast normales Leben für zumindest eine gewisse Zeit zu leben", meint Mama. Ihr Ernst? Jetzt bittet sie Bryden mir sein Blut zu geben? Ich trage momentan so viel Wut in mir, dass es schon für eine halbe Armee reicht.

„Ich mache trotzdem nichts, was sie nicht will. Wenn soll es ihr eigener Wille sein. Auf keinen Fall will ich sie zu etwas zwingen", wiederholt Bryden und blickt zu meiner Mama. „Ich habe dich beobachtet. Wenn meine Tochter von jemandem verwandelt wird, dann von dir. Letztens habe ich dich ein Reh jagen gesehen und du hast es manipuliert, damit es keine Schmerzen hat und hast es leben lassen. Das habe ich vorher auch noch nicht gesehen", witzelt sie.

Sie hat ihn beobachtet? Hat sie nun ganz den Verstand verloren?!
Ok, dass er ein Reh manipuliert hat klingt schon etwas witzig, obwohl es teilweise aber auch grausam ist. Das ganze Vampirleben ist grausam und nichts für mich. Tiere oder Menschen zu jagen könnte ich niemals tun. Zumindest könnte es mein jetziges ich nie tun.
„Du hast ihn beobachtet?", frage ich sauer.

„Nur ein paar Mal. Ich wollte wissen, mit wem du dich abgibst und ob er gefährlich ist. Ich habe auch gesehen, wie er dich vor einem Auto gerettet hat", erklärt sie. „Du akzeptierst ihn?", frage ich. Sie nickt und sagt:„Ja. Das heißt vermassel es nicht. Wenn es doch der Fall sein sollte hättest du ansonsten einen qualvollen Tod. Ja, ein Kratzer von einem Werwolf ist wirklich giftig und verursacht heftige Halluzinationen und Schmerzen."

Wieder wird mir alles zu viel. Dieses ganze übernatürlichen Zeugs, dass mein „normales" Leben vorbei ist, mein Leben eine Lüge ist...dann auch noch dass meine Mama Bryden bedroht...
Er ist nicht einmal ein Kumpel von mir, aber vorhin wollte ich nicht ehrlich sein, denn niemand hier ist verdammt nochmal ehrlich zu mir.

Meine Gefühle übermannen mich und ich kann nicht anders als den Raum zu verlassen...

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