∆ Sucht

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Manche fragen sich jetzt- Wie wird Cara damit umgehen? Oder halten wir es eher geheim und machen, als sei es nie passiert?
Händchen haltend laufen wir in die Schule.

Liebe ich ihn? Ist er wirklich derjenige der er vorgibt zu sein? Oder ist seine wahre Natur finsterer? Würde ich ihn hassen, oder sogar Angst haben?
Immer noch fällt es mir schwer so tun, als ob ich nichts weiß. Ein Teil von mir will am liebsten um sein Leben rennen, aber der andere Teil fühlt sich dermaßen von ihm angezogen. Er ist wie ein Magnet, dem ich mich nicht entreißen kann. Und dazu kommt noch meine Vernunft, die zu mir sagt, dass es keine gute Idee wäre, wenn ich ihn gegen mich aufbringe. Ob es jetzt ist, wenn ich weg renne, oder mir Hilfe suche - Beides ist gleich nutzlos.
So viele Gedanken geistern mir durch den Kopf...

Ob heute noch großartig etwas passiert zwischen mir und Bryden? In der Schule zumindest nicht. Wir tun so als wäre nichts gewesen. Irgendwie glaube ich Bryden hat wirklich irgendwie Angst vor Cara, dabei wäre sie für ihn nur ein Snack. Irgendwie fast schon witzig. Selbst nach der Schule höre ich nichts von ihm.
Da Cara abgeholt wird laufe ich alleine nach Hause.

Und dort wartet die nächste Überraschung auf mich. „Überraschung" im negativen Sinne. Mamas Auto ist wieder weg. Oft hat sie bei Oma übernachtet, wenn es schlimm mit meinem Vater wurde. Ich fand es alles Andere als geil. Alleine mit ihm zu sein war die größte Folter. Hätte sie mich mitgenommen hätte es mir einiges Leid erspart. Ihre Ausrede: Bis zu Oma sind es zwei Stunden Fahrt, wie sollte das in der Schulzeit funktionieren und vielleicht ginge es Papa bald wieder gut.

Damals habe ich immer wenn es möglich war bei Cara geschlafen.
Noch ein Grund weshalb sie mir unheimlich wichtig ist.
Sie ist für mich nicht nur eine beste Freundin, sondern schon wie eine Schwester für mich.
...

Aber nun wieder zurück zu heute.
Als ich die Haustür aufmache sitzt Vater am Wohnzimmertisch mit einem Glas Jacky in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand. Es stinkt wie die Pest in diesem Raum. Ich hasse den Duft von Zigaretten, einfach nur widerlich.

In der Sekunde, in der er aufsteht, kommen Erinnerungen wieder auf. Anstatt, dass ich in mein Zimmer renne, bleibe ich wie erstarrt stehen. Keine Sekunde später versuche ein Schritt rückwärts zu gehen, aber er packt mich am Arm und dreht diesen um, bis ich auf dem Boden liege. Mein Arm tut dermaßen weh, und aus dem Griff kann ich mich nicht mehr lösen, da dies noch schmerzhafter wäre. Schließlich drückt er die Zigaretten an dem verdrehten Arm aus, worauf ich vor Schmerzen aufschreie.

Tränen treten aus meinen Augen aus. Komplett hilflos liege ich am Boden. Mein Vater tritt einmal mit voller Wucht in meine Magengrube und lacht, bevor er sich wieder auf die Couch setzt.
Langsam richte ich mich auf und renne anschließend zur Haustür heraus. Direkt wähle ich Cara's Nummer und als dort nur die Mailbox dran geht laufe ich Richtung Brydens Haus.

Ich habe Angst, dass mich mein Vater im Park noch findet. Letztes Mal war er so weggetreten, dass es mir klar war, dass er nicht hingeht, aber heute ist es mir unklar. Als ich nun vor Brydens Haus stehe wird mir erst etwas mulmig, doch dann ringe ich mich durch zu klingeln.

Kaum eine Sekunde steht Bryden vor mir. Kein Wort bringe ich heraus. Stattdessen breche ich in Tränen aus, woraufhin Bryden mich direkt in den Arm nimmt.
Über fünf Minuten stehe ich da, ohne etwas zu sagen, und weine ihm in sein weißes, beziehungsweise ehemalig weißes T-Shirt. Meine Maskara befleckt nun sein Oberteil.

Als ich mich etwas beruhige fragt Bryden geschockt:„Was ist das an deinem Arm?" Schließlich geht er einen Schritt zurück um ihn sich genauer zu betrachten. „Mein Vater, er hat wieder getrunken", schluchze ich. „Bist du noch irgendwo verletzt?", fragt er. Ich nicke leicht und zeige ihm kurz meinen Bauch und die Hüfte. Bei meinem Bauch ist eindeutig ein Schuhabdruck zu sehen.

„Ist dir schlecht? Fühlst du dich komisch? Du könntest innerliche Verletzungen haben", macht sich Bryden Sorgen.
Plötzlich beißt er sich in sein Hängelenk und presst es an meinen Mund. „Trink und vergesse das gerade wieder. Es wird dich heilen", sagt Bryden wieder mit dem Blick, den er zum Manipulieren benutzt. Wenn ich sein Blut nicht trinke fällt es auf ...
Ich will es nicht trinken...

Leider bleibt mir nichts anderes übrig und ich trinke sein Blut. Schmeckt nicht so übel, wie erwartet aber nochmals will ich es nicht tun. Direkt merke ich, wie es mir besser geht und sehe, wie die Zigarettenverbrennungen auf meinem Arm sich in Luft auf lösen. Auch die Schmerzen im Magenbereich lösen sich.

„Du übernachtest bei mir ok? Ich will nicht, dass dir weh getan wird", sagt er bestimmerisch und legt seinen Arm wieder um mich.
„Ich will nicht, dass dir etwas passiert oder du Angst haben musst. Fühl dich wie Zuhause", fügt er hinzu.

Ich hätte eher daran gedacht bei ihm zu bleiben, bis es Abends ist, doch so ist es um Einiges besser.
In dem Zustand habe ich sogar vor meinem Vater mehr Angst, als vor ihm. Irgendwie schon traurig, wenn vor einem Monster weniger Angst hat, als vor seinem Vater.

Heute ist Hagen nicht direkt da, denn er sei noch arbeiten.
Bryden kocht mir als erstes einen Weihnachtstee. Es ist noch Sommer und ja er kocht mir Weihnachtstee, da sein Bruder keinen anderen Tee trinkt. Normale Teesorten seien für ihn eklig. Kann ich nicht verstehen, aber ok, jedem das Seine.

„Ich habe so sehr gehofft, dass er sich geändert hätte",murmele ich leise und nippe an meinem Tee, der eindeutig noch viel zu warm ist. „Zumindest verlierst du nie die Hoffnung in ihn", sagt er daraufhin und setzt sich neben mich. „Hoffnung ist das Wichtigste was einem im Leben bleibt. Ohne sie ist man verloren", entgegene ich.

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