∆ Labyrinth

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Er hört mir zu, legt seinen Arm um mich und tröstet mich. Monster tuen so etwas nicht. Zumindest nicht die Monster, wie ich sie mir vorstelle. Immernoch sehe ich das Gute in ihm. Seine Nähe ist wunderschön und ich fühle mich bei ihm sicher, obwohl ich genau weiß, dass ich auch ein Blutchino oder auch nur ein kleiner Snack für zwischendurch sein könnte.

Doch meine Fantasie spinnt nur Liebesgeschichten und in keinster Weise sehe ich ihn als Mörder. Ich muss mich dringend davon verabschieden so naiv zu sein. Mein Vater hat den Alkohol und ich habe Bryden. Meine Finger kann ich von ihm einfach nicht lassen, obwohl ich es ahne, dass das niemals gut enden kann.

Als wir zusammen uns Titans in seinem Wohnzimmer anschauen werde ich ziemlich schnell müde und schlafe auf seiner Couch ein. Die letzten Tage waren einfach so stressig. Wer will es mir übel nehmen?
Circa zwei Stunden später werde ich durch das Quietschen der Haustür wach und sehe, wie Bryden wieder herein kommt.

Er hat mich während ich schlafe allein gelassen? Was hat er gemacht? War er jagen?
Musste ein Tier daran glauben oder ein Mensch? Hat er überhaupt Schuldgefühle oder gewöhnt man sich an das Gefühl zu morden?
Ekelhafte Gedanken, die ich Versuche zu verdrängen.

„Ich musste kurz etwas erledigen", erklärt Bryden und setzt sich neben mich auf die Couch. Ja nur kurz zehn Menschleben beenden oder ein armes Kaninchen jagen...klar, kurz...

„Was musstest du erledigen?", frage ich und blicke in seine Augen. „Ich habe die Post für meinen Bruder weggebracht", erklärt er. „Der Briefkasten ist aber am Anderen Ende des Ortes", hinterfrage ich weiter. „Es gibt da so etwas, dass hat vier Räder und nennt sich Auto", schmunzelt er. „Das hätte ich mitbekommen", meine ich. „Du hast geschnarcht wie ein Grizzly Bär. Wenn ein Einbrecher gekommen wäre hätte er sich vor Angst in die Hose gemacht", lacht Bryden. „Du bist ein Idiot", murmle ich und schaue beleidigt.

Bryden nimmt mich jedoch in seinen Arm und küsst mir auf die Stirn. „Ich bin immer noch beleidigt", brumme ich belustigt.
„Chrizzly", grinst Bryden, woraufhin ich ihm eine klatsche- nicht fest, sondern symbolartig.
„Hättest du noch ein bisschen fester geschlagen hätte ich geheult", zieht mich Bryden weiterhin auf.
Für einen kurzen Moment vergesse ich was er ist. Ich weiß nicht weshalb, aber er schafft es mir immer die Angst vor ihm zu nehmen.

Kaum später kommt Hagen nach Hause. „Musstest du sie wieder nach Hause mitbringen?",fragt er genervt, direkt als er mich sieht. „Wir wollten eh nun in mein Zimmer gehen", antwortet Bryden. „Ich weiß nicht was du an ihr findest. Eine Schönheit ist sie nicht und sie hat einen Sprung in der Schüssel", brummt Hagen. Was ist plötzlich mit ihm los? Was habe ich ihm getan?

„Verdammt ich mag sie und ich bin glücklich sie in meinem Leben zu haben", zischt Bryden. „Lange bleibt eh keine Person in deinem Leben. Hör auf dir irgendeine Hoffnung zu machen", sagt Hagen und verdreht seine Augen.
Wahrscheinlich will Hagen nicht, dass er mit mir befreundet oder zusammen ist wegen dem letzten Mal. Er hat ja plötzlich Durst bekommen während ich bei ihm war.

„Sagt ausgerechnet derjenige, der ein normales Leben wollte und der jeden zweiten, dritten Tag Leute mit nach Hause bringt", entgegnet Bryden, wobei ihm eine Träne aus Wut aus den Augen rutschen. „Ich bin ja kein solch ein Freak", antwortet Hagen.

„Stella, geht bitte. Es liegt nicht an dir, denn du bist in letzter Zeit einen der tollsten Menschen, die ich kennenlernen durfte", flüstert Bryden in mein Ohr.
Teilweiße verwirrt und teilweiße auch geschockt verlasse ich sein Haus.

Was war das gerade? Wieso hat Hagen seine Stimmung und seine Art so schnell gewechselt? Was ist los? Verdammt Bryden. Ich hätte ihn so gerne in die Arm genommen. Ich hasse seinen Bruder, klingt vielleicht brutal aber es ist so. Seine Eltern standen nie wirklich hinter ihm, sein Bruder behandelt ihn wie scheiße, kein Wunder, wenn er innerlich zerbricht. Innerlich hat es mich verletzt ihn so zu sehen.

Den Nachhauseweg verbringe ich nicht gerade mit ruhigen Gedanken. Ich will nicht, dass es Bryden so mies geht. Verdammt ich habe mir wirklich in ihn verliebt.

Als ich die Haustür öffne überströmt mich dieses Mal nicht der Duft von Alkohol, sondern ich nehme den Geruch von Kuchen aus der Küche war. Verwirrt gehe ich Richtung Küche und sehe Papa, wie er nüchtern einen Kuchen backt. „Dieses Mal mache ich nicht einmal Rotwein an den Kuchen", sagt er stolz.

...wie ist das möglich...war deshalb Bryden kurz weg? Hat er ihn manipuliert?
Verdammt ist er süß! Am liebsten würde ich zu seinem Haus rennen und ihn in den Arm nehmen und tausend Mal Danke rufen....
Wahrscheinlich hat er sich wegen mir Sorgen gemacht.

Ich habe meinen Vater vermisst, wie er früher war, immer fröhlich und humorvoll und keineswegs aggressiv oder gewalttätig.
Ein bitterer Beigeschmack ist, dass dieses alte ich eigentlich zu der Vergangenheit gehört und er es nicht selbst aus seiner Krankheit geschafft hat. Vielleicht hätte er das nie geschafft.

Bryden meinte es gut und ich muss es auch positiv sehen. Endlich muss ich keine Angst haben wenn ich nach Hause komme. Außerdem wirkt mein Papa auch fröhlich.

Verdammt tut mir Bryden leid.
Ein Teil von mir würde ihm gerne alles was er denkt von ihm an den Kopf brettern, der andere Teil hat Angst, dass er ihm nicht vertraut.
...warum kann nicht einmal etwas einfach sein?
Ab das ist das Leben. Es ist ein Labyrinth und es ist alles Andere als leicht. Wählt man zu oft den falschen Weg verirrt man sich und kann sich dabei auch selbst verlieren.

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