∆ Lügen

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Es tut weh weiterhin zu lügen, vor allem, wenn man sieht, wie sehr der Andere leidet.

Heute haben wir dazu noch Mittwoch. Was an Mittwoch so schlimm ist? Es ist nicht Samstag!
Was auch nicht so berauschend ist? Bryden ist heute morgen nicht da, beziehungsweise läuft er nicht mit mir zur Schule.
Stattdessen treffe ich erst in der Schule auf ihn.

„Alles ok?", frage ich ihn leise. „Wenn du mich in Ruhe lassen würdest ja", brummt Bryden. Verwirrt blicke ich ihn kurz an. Ist es wegen dem Streit mit seinem Bruder? „Da ist wohl jemand abgeschrieben", grinst Casey, drückt mich von Bryden weg und setzt sich neben ihn.

„Kannst du es nicht einfach akzeptieren, dass du nicht mein Typ bist", zischt Bryden genervt. „Stehst du etwa auf Loser? Ich habe so viel zu bieten",grinst sie. „Du hast vielleicht mal Körbchengröße A", entgegnet er, woraufhin Casey ihn geschockt anschaut und anschließend eine knallt. Bryden hält daraufhin ihren Arm fest und dreht ihn fast einmal um die eigene Achse, woraufhin Casey vor Schmerzen aufschreit. Seine Augen blitzen dabei rot auf.

„Bryden, hast du vielleicht die Ha...hausaufgaben von gestern?", frage ich leise. Er lässt direkt ab und schaut kurz verwirrt zu mir und antwortet:„Ich mache keine Hausaufgaben, Sorry."
„Du passt doch gut zu Chris. Beides Verrückte", brummt Casey und geht auf ihren Platz.

Das Chaos an Gefühlen übermannt mich. Ich fühle mich teilweise beleidigt, aber zum anderen Teil habe ich etwas Angst, wie Bryden fühlt. Er ist unberechenbar, aber dennoch zieht er mich an. Seine grauen Augen mit diesem kleinen Grünstich, sein wunderschöner Körper, all dem kann ich nicht widerstehen, obwohl ich weiß was er ist und wozu er im Stande ist.

In der Schule am heutigen Tag wechseln wir kein Wort mehr. Ich weiß einfach nicht, wie ich ein Gespräch anfange. Vor allem die Diskussion zwischen ihm und seinem Bruder bringt uns in eine seltsame Situation. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, ohne dass ich verrate, was ich weiß. Es treibt mich wortwörtlich in den Wahnsinn. Genauso sehr, wie meine Zuneigung zu ihm..
Ich will mich ihm wieder nähern, aber wie?

Am nächsten Tag auf dem Weg zur Schule treffe ich wieder auf ihn und gehe zu seiner Straßenseite. „Du hälst mich für ein Freak, hmmn?",fragt er und blickt in meine Augen. „Man ka...kann sich seine Familie nicht aussuchen", antworte ich. „Das beantwortet nicht meine Frage", sagt er, teilweise klingt er dabei schon, als sei er genervt. „Du bist einer, aber ich definitiv auch. Deshalb sind meine Haare lila, ich strebe nach Aufmerksamkeit",scherze ich. „Sie passen super zu dir",meint Bryden.

„Es ist nicht etwas Negatives anders zu sein. Dich wird dadurch nur nicht jeder mögen oder akzeptieren. Ich hatte schon alle möglichen Farben als Haarfarbe. Es traut sich niemand, wobei es simpel ist", erzähle ich. Bryden grinst leicht und zeigt mir ein Tattoo auf seinem Arm und sagt:„Da war ich 15 und habe die Tattowiermaschine meines Opas geklaut. Es ist ein Schriftzug, also sehr schwer war es für das erste Tattoo nicht. Er war mein Vorbild. Als ich siebzehn wurde verstarb er. Definitiv war er verrückt, aber er war auch voller Positivtät und Kreativität. Durch ihn kam ich zur Kunst."

„Die meisten guten Menschen gehen früh. Meine Mama und mein Vater waren immer gegen meine Kunst. „Ich sollte mich auf die Schule konzentrieren". Oma fertigte für mich ein Album an, in welches ich bis heute all meine Bilder verewigte. Sie selbst liebte Kunst. Als ich zwölf war ist sie von uns gegangen. Ihre Beerdigung war selbst besonders, denn ihr letzter Wunsch war, dass niemand in schwarz kommen sollte, denn das Leben sei ein Fest und sie will dass auch ihr letzter Werdegang eine Feier ist", erzähle ich.

Bryden schaut mir in meine Augen und sagt nichts, als sei er abwesend.
„Welche der Tattoos sind noch selbst gestochen?",frage ich. „So gut, wie alles. Der Adler auf meiner Brust hat aber mein Opa gestochen. Ich wollte unbedingt, dass ich ein Erinnerungsstück von ihm habe. Er hatte Krebs. Ich musste sehen, wie er immer mehr von der Krankheit zerfressen wurde. Er wurde immer dürrer, verlor seine Haare, hatte schwarze Flecken und am Schluss verlor er sogar sein Lächeln", antwortet er und blickt traurig weg. Er kämpft damit in sich zu halten und nicht zu weinen.

„Es tut mir leid. Und es ist ok, wenn du dich an mir ausheulst, wenn du es brauchst. Diese Glichés, dass Männer stark sein müssen ihrer Männlichkeit wegen finde ich größter Müll. Es führt zur krankhaften Maskulinität", meine ich und blicke zu ihm. „Ich hätte gerne dich viel früher kennengelernt", fügt er hinzu und kommt in meinen Arm.

...mit früher kennengelernt meint er wohl, als er noch Mensch war, bevor er sich umgebracht hat.
Einer der einzigen Menschen, die ihm Halt gegeben haben ist von ihm gegangen. Ich schätze sein Bruder war keine große Hilfe.

Kurz darauf blickt er in meine Augen. „Ich liebe dich und bin so froh dass ich dich kennenlernen durfte, doch du vergisst nun alles über mich. Wir gehen in die selbe Klasse, ich habe mich freiwillig gemeldet, dass ich dich und Cara beim Klassentreffen mitnehme, aber mehr weißt du nicht mehr. Du hast auch kaum Interesse für mich und stehst nicht auf mich", sagt er daraufhin.

Verdammt versucht er mich wieder zu manipulieren? Ich habe keine Lust mehr schauzuspielen. Am liebsten würde ich das ihm an den Kopf schmeißen. Leider traue ich ihm immer noch nicht genug, um es zu tun....

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